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Kein Gnadengesuch von Pussy RiotPussies betteln nicht um Gnade

Die Musikerinnen von Pussy Riot werden gegen das Urteil in Berufung gehen. Ein Gnadengesuch bei Präsident Putin lehnen sie ab. Ein Gericht prüft eine Klage gegen Sängerin Madonna.

Weltweit gibt es Solidaritätsaktionen für Pussy Riot, wie diese vor dem Kölner Dom. Bild: dapd

MOSKAU afp | Die drei zu Haftstrafen verurteilten Musikerinnen der russischen Punkband Pussy Riot wollen kein Gnadengesuch bei Präsident Wladimir Putin einreichen. „Mit dieser Gnade sollen sie zum Teufel fahren“, hätten die Frauen auf eine entsprechende Nachfrage ihrer Anwälte geantwortet, sagte Verteidiger Nikolai Polosow am Montag der Nachrichtenagentur afp. Er bekräftigte jedoch, gegen die Urteile in Berufung gehen zu wollen.

Die 22-jährige Nadeschda Tolokonnikowa, die 24-jährige Maria Alechina und die 30-jährige Jekaterina Samuzewitsch waren am Freitag des „Rowdytums“ aus religiösem Hass schuldig erklärt und zu jeweils zwei Jahren Lagerhaft verurteilt worden. Sie hatten im Februar in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale ein sogenanntes Punkgebet gegen Putin aufgeführt. Nach Ansicht von Beobachtern könnte die Strafe in einem Berufungsverfahren reduziert werden.

Noch am Montag wollte die russische Polizei den Regierungskritiker und früheren Schachweltmeister Garri Kasparow verhören. Er war am Freitag in Moskau bei einer Solidaritätskundgebung für Pussy Riot festgenommen worden und kam am Samstag zusammen mit etwa 50 weiteren Demonstranten wieder frei.

Laut Berichten wird Kasparow vorgeworfen, einem Polizisten ins Ohr gebissen zu haben. Kasparow wies den Vorwurf zurück und berichtete von Misshandlungen in der Untersuchungshaft.

Ein Gericht in St. Petersburg will nach eigenen Angaben zudem bis zum Ende der Woche über die Zulassung einer Klage gegen die US-Sängerin Madonna befinden. Die Klage wurde von russischen Aktivisten eingereicht, nachdem Madonna bei einem Konzert in der Stadt für die Rechte Homosexueller geworben hatte.

In St. Petersburg war im Februar ein Gesetz in Kraft getreten, das ein öffentliches Eintreten für Homosexualität und Pädophilie verbietet.

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14 Kommentare

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  • H
    Hendrix

    @Benz

    Sie wollen kein Kommunist sein, Benz? Obwohl Sie hier unablässig das Putin-Regime verteidigen? Das doch fast nur aus alten KGB-Kadern besteht. Na, bleiben Sie mal auf dem Teppich, Genosse!

     

    Bzgl. der Unterstützung für Pussy Riot: In dieser Welt kam bisher noch nicht viel Unterstützung für das Regime, wohl aber für die Band. Gerade von Künstlern - aus allen Teilen der Welt: Europa, Amerika, Asien.

    Dass Sie mit guten Beispiel vorangehen wollten, hört sich gut an: leider wenig plausibel. Genau die von Ihnen genannten Gründe treffen nicht zu. Hier geht es nicht um Religion, sondern um Politik. Die Band hat die schändliche Rolle des Patriarchen Kirill als Wahlhelfer Putins kritisiert - ein klarer Verfassungsbruch, und natürlich Putin selbst.

     

    Der Hammer aber kam am Ende: "...repetieren Sie nicht einfach Parolen, sondern hinterfragen Sie Ihren Standpunkt und versuchen Sie, ihn rational zu begründen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ich, Anhänger der Kirche, einem Gegner der Kirche raten muss, nicht blind zu glauben sondern rational zu argumentieren ;)" Da mussten Sie dann selbst lachen - wo Sie doch erst kürzlich eingeräumt haben, immer auf Kreml-Linie zu sein. Angesichts Ihrer dogmatischen Beiträge in der Tat kaum abzustreiten.

     

    Und so bleibt denn weiter Ihr erster eigenständiger Beitrag abzuwarten, der mehr ist als wiedergekäute Kreml-Propaganda. Wenn es soweit ist, lassen Sie es mich bitte wissen.

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Nein, die Prawda lese ich nicht, bin doch kein Kommunist. Und Sie, sind Sie Kommunist? Ihre Abneigung gegen die Kirche und alles spirituelle würde dazu passen.

     

    Schön dass Sie nicht mehr abstreiten, dass der Westen die Pussen unterstützt. Hingegen trifft ihre Aussage, ''die ganze Welt unterstützt die Pussen'' nicht zu: Westeuropäische und nordamerikanische Staaten unterstützen die Pussen. Aber aus Lateinamerika, Afrika, der islamischen Welt, Indien u. Fernost kam keine Unterstützung, weder von offizieller Seite noch in Form von Demos. Oder können Sie mir eine Pro-Pussen-Demo aus z.B. Indien oder Argentinien nennen?

    Sie sollten nicht länger den Westen mit ''der ganzen Welt'' gleichsetzen.

     

    Und ich muss Sie weiterhin darum bitten, konkret zu werden: Inwiefern hat die russ. Justiz im Verfahren gegen die Pussen die Verfassung verletzt? Ich will mit gutem Beispiel vorangehen: Mit der Herabsetzung und Beleidigung der Gläubigen haben die Pussen die Glaubens- und Gewissensfreiheit der Gläubigen (art. 28) und das Verbot der Hasspropaganda (art. 13.5) verletzt.

     

    Hinterfragen Sie doch einmal die machtvolle Pro-Pussen-Propaganda, repetieren Sie nicht einfach Parolen, sondern hinterfragen Sie Ihren Standpunkt und versuchen Sie, ihn rational zu begründen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ich, Anhänger der Kirche, einem Gegner der Kirche raten muss, nicht blind zu glauben sondern rational zu argumentieren ;)

  • H
    Hendrix

    @Benz

    "Ihre Rundumschläge zeugen von wachsendem argumentatorischem Notstand. Werden Sie doch lieber konkret." Das haben Sie doch sicher aus der Prawda, oder?

    Auch der Nachtrag folgt ganz der Argumentation Ihrer russischen Masterminds. Darum gern meine Stellungnahme:

    Warum sollte ich abstreiten, dass die demokratischen Länder wie die USA oder D Pussy Riot unterstützen? Das möchte doch wohl sein! Die gesamte zivilisierte Welt steht hinter der Band. Das Putin-Regime hingegen kann sich hier nur noch auf seine letzten Verbündeten Weissrussland, Nordkorea und Iran stützen.

    Bezeichnend für Ihre sowjetische Argumentationsweise auch Ihr Hinweis auf die russ. Verfassung: Sie haben meinen Beitrag offenbar gar nicht gelesen! Das Problem ist nicht die russ. Verfassung, die ist OK (stammt übrigens noch von Jelzin), sondern dass die jetzigen russischen Herrscher sie permanent verletzen!

    Weniger Kreml-Medien lesen und mehr eigenständig denken, mein Lieber, zumal die einen mit dem anderen kaum vereinbar sind.

  • B
    Benz

    @Hendrix, Nachtrag

    Aber schön, dass Sie, nachdem ich Sie auf die offizielle Stellungsnahme des US-Aussenministeriums und die Erklärung des Bundestages hingewiesen habe, nicht mehr abstreiten dass die Pussen von ausländischen Staaten unterstützt werden. Es geht eben nichts über klare, unbestreitbare Fakten.

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Ihre Rundumschläge zeugen von wachsendem argumentatorischem Notstand. Werden Sie doch lieber konkret.

     

    Die russ. Verfassung garantiert die Religions-, Glaubens- und Gewissensfreiheit. Sie können in jedem Kommentar oder Nachschlagewerk zu Verfassungsrecht nachlesen, dass diese Freiheiten auch Schutz vor Beleidigung und Herabsetzung von Personen wegen deren Glauben/Ansichten beinhalten.

     

    RU ist ein Rechtsstaat und schützt diese verfassungsmässig garantierten Rechte seiner Bürger. Das haben die Pussen jetzt lernen müssen.

  • H
    Hendrix

    @Benz

    Das Duo-Infernale Putin/Medwedew hat nicht einfach nur die russ. Verfassung verletzt, nein es hat die verfassungsmässigen Grundrechte der Russen IM KERN ausgehölt. Gefälschte Wahlen, gelenkte Medien, gesteuerte Gericht, politische Gefangene, etc. Diese Leute gehören wirklich vor Gericht, nicht die mutigen Mädels von Pussy Riot. Im übrigen sägt Putin ja gerade eifrig am Stuhl seines Kumpanes Medwedew. Ein Bandit weniger...

  • B
    Benz

    @Hendrix

    Nein, Putin/Medwedew haben die Religons- und Gewissensfreiheit und die Menschenwürde nicht verletzt, sie haben keinen Anlass zu fliehen.

     

    Volker ist zuzustimmen, die Pussen werden (nachdem sie die Tat begangen hatten, vorher waren sie ja in RU wie im Ausland unbekannt) tatsächlich vom Westen unterstützt. Das US-Aussenministerium rief hochoffiziell dazu auf, sie freizulassen. Und von der Erklärung unseres Bundestages zugunsten der Pussen haben Sie sicher auch gehört.

  • H
    Hendrix

    @Volker

    So krank Ihre Verschwörungstheorien klingen mögen, ist das exakt die offizielle Meinung des Ex-KGB-Spions Putin. Zeigt wie paranoid die russ. Führung ist

     

    @Benz flüchtige Täter

    Sind Putin und Medwedew etwa schon auf der Flucht?

  • B
    Benz

    Gut, dass die Fahndung nach den noch flüchtigen Tätern weitergeht. Dieses Verbrechen muss lückenlos aufgearbeitet werden.

     

    Ein Gnadengesuch wäre auch aussichtslos, ich kann mir nicht vorstellen dass der Präsident es gutheissen würde, weil er die Menschenwürde der Gläubigen achtet und weiss, dass Hasspropaganda und religiöse Intoleranz in einem Vielvölkerstaat wie Russland verheerende Folgen haben können.

  • V
    Volker

    warum hinterfragt keiner von wem diese Gruppen bezahlt werden....wer hinter den ganzen Farbrevolutionen steckt!

     

     

    Die CIA (über Tarn Fa.)finanziert und steuert selbstverständlich NGOs....so wie Soros Siftung etc.

    Bei den Damen scheint auch vieles nicht ganz sauber zu sein......

     

    Ihr glaubt es nicht Putin hat recht, wenn er behauptet das diese Opposition aus dem Westen aufgestachelt ist....

     

    Die USA finanzieren NGOs und kranke Pussies, wenn es nützt

  • F
    Fawkes

    Und in Deutschland jetzt die billige Nummer im Kölner Dom. Sehr mutig- mal wieder gegen die Katholiken. Die Domschweizer haben die drei Idioten auch nur aus der Kirche bugsiert und fortgeschickt. Wenn jemand wirklich meine Anerkennung für seinen Mut haben will, dann sollte er einen solchen Auftritt á la Pussy Riot vor weniger harmlosen Religionsgemeinschaften durchziehen. Wie wäre es denn mit einem Besuch in einer Moschee???? Das wäre im doppelten Sinne mutig. Erst einmal wäre schon der Auftritt selbst ein Himmelfahrtskommando- die Todesfatwen würden sicherlich nicht allzu lange auf sich warten lassen falls die Aktivisten überhaupt gesund aus der Moschee herauskämen. Und auch die TAZ würde bestimmt nicht applaudieren, sondern von einer islamophoben, rassistischen und fremdenfeindlichen Aktion reden. Wenn Pussy Riot in Moskau keine christliche Gemeinde gestört hätte, sondern in einer Moschee vorbei geschaut hätte, wäre die TAZ wohl auch verständnisvoller gegenüber der russischen Justiz gewesen. Und wer nichts gegen den Islam hat- auch bei Scientology kann so eine Nummer durchaus gefährlich sein. Also, ihr mutigen Protestler- wer wagt es? Christen anzugreifen ist billig- diese Religion ist zumindets heute in Europa nicht mehr gewalttätig. Christenbashing- aktionen von Feiglingen, die wissen, dass ihnen nichts passiert.

  • D
    diplom_hartzi

    Damals haben wir mit unseren Postkarten Mikis Theodorakis befreit, das müsste doch mit Pussy Riot auch zu schaffen sein. Ich bin übrigens Christ und fühle mich in keinster Weise beleidigt.

  • BG
    Bernd Goldammer

    Berufung? Dann ist das Strafmaß nach oben und unten wieder offen. Und im Moment kippt die Stimmung. Die Pussis werden nicht ewig auf diesem Hip reiten. Davon wird einem ja übel. Millionär Kasparov sollte sich gesünder und vor allem nicht auf Kosten der russischen Miliz ernähren. Es ist schon lustig. Jeder der sein verblasstes Image aufhübschen möchte wird jetzt zum Protest gegen Russland und seinem frei gewählten Präsidenten gebeten. Akzeptiert der Westen freie Wahlen oder nicht? Breite Kreise der russischen Bevölkerung sind hellhörig geworden. Wir EX-DDRler haben Russisch gelernt und wir sind gezwungen uns per Internet zu bemühen um auch die Meinung der anderen Seite einzuholen. Aus Russland wird in westlichen Medien leider nicht seriös informiert. Übrigens hat Madonna irgendwann auch mal gegen den Irakkrieg protestiert. Als es dann zum Schwur kam, hat sie grandios gekniffen, weil sie Angst vor dem gnadenlosen Druck der "Eingebetteten US-Medien" bekam. Aber Amerika hat wirklich außergewöhnlich mutige Helden. Bradley Manning ist ein ganz Besonderer. Er hat Kriegsverbrechen veröffentlicht. Normalerweise müssten daraufhin in Den Haag schon die Zellen für die ertappten Kriegsverbrecher vorbereitet werden. Doch im Lande der „Menschenrchts-Oberlehrer“ sitzt der Aufklärer um Gefängnis und nicht die Täter! Der Junge ist fast genauso alt die die hochgejubelten Pussis. Wie ich heute im Deutschlandfunk erfuhr, sitzt er bereits seit 800 Tagen in folterähnlicher Untersuchungshaft eines Schurkenstaates. Es ist einfach ekelhaft, wenn man miterlebt wie unterschiedlich westliche Medien diese Fälle bewerten. Gut, das das Berufungsverfahren läuft. Würde Bradley Manning in einem Rechtsstaat leben, wäre sein Fall auch schon durch. Mit einem klaren Freispruch. Er sollte für den Friedens-Nobelpreis vorgeschlagen werden. Aber den bekommen ja nur Präsidenten kriegführender und kriegsverschärfender Staaten, wie Barak Obama. Es ist schon alles irre! Prost Mahlzeit Herr Kasparov.

  • H
    Hendrix

    Respekt, Pussy Riot, für Euren Mut! Im russischen Knast zu sitzen ist wahrlich kein Zuckerschlecken. Wird sind bei Euch!