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ABT. ABSTÜRZENDE IMPERIENKein Geld für Pensionäre

■ Die von Medienzar Maxwell geplünderten Fonds sind leer

London (dpa/taz) — Wenn Drucker Geoff Jackson aus Derby in den Ruhestand geht, blickt er nicht gerade in eine rosige Zukunft. Dabei hatte sich der 65jährige bereits viele Pläne gemacht. Doch weder mit der in der Pensionskasse in 24 Jahren angesparten Summe von 11.500 Pfund (rund 33.500 Mark) noch seiner Pension von 300 Pfund kann er rechnen. Um seine Rente wurde er von einem der einst reichsten Männer Großbritanniens betrogen: Robert Maxwell.

„Captain Bob“, der im November vor den kanarischen Inseln ertrunkene britische Medienzar, hatte die Pensionsfonds seiner privaten und öffentlichen Gesellschaften ausgeplündert, um sein hochverschuldetes Imperium zu retten. Sein hinterlassenes Firmen-Erbe: umgerechnet 4,8 Milliarden Mark Schulden. Allein aus dem Pensionsfonds der Mirror Group Newspaper (MGN) soll sich Maxwell mit 725 Millionen Mark bedient haben. 32.000 Pensionäre und Mitarbeiter, die das Rentenalter noch nicht erreicht haben, gucken nun in die Röhre. Insgesamt fehlen 460 Millionen Pfund, rund 200 Millionen Pfund davon halten Banken als Sicherheiten für Kredite, die Maxwell nie zurückzahlte.

Auch Ivy Needham (66), die in der Küche eines Unternehmens beschäftigt war, das Maxwell 1972 übernahm, hatte sich ihre alten Tage anders vorgestellt. Die auf einem Auge blinde Witwe kauft Kleidung nur noch in Wohltätigkeitsläden und geht zweimal in der Woche zum Essen in ein Behindertenzentrum. Ihre Pension von 260 Pfund im Monat wurde auf ein Drittel gekürzt. Ob das noch lange bezahlt wird, ist nicht sicher. Wie Ivy Needham erging es 5.000 weiteren Pensionären — 240 wurden die Bezüge sogar schon ganz gestrichen.

Die PensionärInnen sind aber bei weitem nicht ohnmächtig vor Wut. „Ich will kein Mitleid, sondern mein Geld zurück“, sagt Frau Needham, die in Liverpool eine Aktionsfront gegründet hat. 1.000 Betroffene bauten sich in dieser Woche vor dem Londoner Parlament auf. Sie glauben, daß die Regierung mit Schuld trägt, weil sie die Verwaltung von Pensionsfonds nicht streng genug reguliert hatte. 2,5 Millionen Pfund machte der Sozialminister jedoch nur locker, um die Maxwell-Pensionsfonds vorerst und befristet über Wasser zu halten. Er hofft, daß ein Teil der verschwundenen Millionen doch noch irgendwo auftaucht.

Derweil geht es den Maxwell- Erben allem Anschein nach nicht schlecht. Ian und Kevin, die beiden Söhne, die am engsten in das undurchschaubare Maxwell-Unternehmensgeflecht eingebunden waren, versuchen derzeit, 10 Millionen Pfund für eine neue Medieninvestmentgesellschaft zu finden. Und Kevin Maxwell darf mit dem Segen eines Gerichts immerhin wöchentlich 1.500 Pfund von seinem eingefrorenen Guthaben in Höhe von 450 Mio. Pfund abheben. es

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