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Archiv-Artikel

Kein Geld für Holz

Der Holzumschlag im Neustädter Hafen ist angesichts der Krise am US-Immobilienmarkt schnell und massiv zurückgegangen. Der Export ins zuletzt wichtigste Abnehmerland lohnt nicht mehr

von Jan Zier

„Es gab Zeiten“, sagt Norbert Naumenko, „da konnte man sich vor Holzpaletten im Neustädter Hafen kaum retten.“ Und das ist noch gar nicht so lange her. 2005 beispielsweise, sagt der Geschäftsführer der Sparte Cargo Logistics bei der Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG), waren es rund 100.000 Kubikmeter im Monat, über eine Million im Jahr. In den vergangenen Monaten aber ist der Holzumschlag der BLG in Bremen ebenso rapide wie massiv eingebrochen. Und schuld daran ist ausgerechnet die gegenwärtige Immobilien- und Hypothekenkrise in den Vereinigten Staaten.

Allein im ersten Halbjahr dieses Jahres sind die Holzexporte der BLG um 41 Prozent zurückgegangen, von 231.000 auf 139.000 Tonnen. Aufs Jahr gerechnet sind 300.000, vielleicht 350.000 Kubikmeter Holzumschlag zu erwarten. „So schnell“, sagt Naumenko, wie der US-amerikanische Holzmarkt zusammengebrochen sei – „das habe ich in 40 Jahren nicht gesehen“.

Zwar verfügen die USA neben Kanada selbst über große Wälder. Doch das reicht nicht aus, um den Bedarf des US-amerikanischen Marktes zu decken. Seit mehreren Jahren schon wird die Nachfrage der dortigen Baumärkte und HäuslebauerInnen deshalb verstärkt aus Europa gedeckt. Nicht allein wegen der guten Qualität des hiesigen Schnittholzes, sondern auch, weil für das aus Kanada importierte Holz Strafzölle zu zahlen waren. Also hat die deutsche Holzindustrie verstärkt den nordamerikanischen Markt für sich erschlossen, unter dem Label „German Timber“ dazu auch eine Vermarktungsgesellschaft gegründet.

Begünstigt wurde diese Entwicklung vom allgemeinen Immobilienrausch in den USA. 70 Prozent aller US-AmerikanerInnen leben heute in eigenen vier Wänden, die Banken und Hypothekenfirmen vergaben dazu reichlich Kredite, auch an Menschen, die sie so recht nicht bedienen und auch kaum Anzahlungen leisten konnten. Nun ist dieser Kreditmarkt zusammengebrochen – und weil in den USA allerorten Häuser zum Verkauf stehen, dazu sehr viel weniger neue gebaut werden, ist auch der Bedarf an Holz, das in Bremen verschifft wird, rapide gesunken. Die Preise für Baumaterial in den USA, sagt BLG-Sprecher Harald Schwerdtfeger, sind mittlerweile so niedrig, dass sich ein Export kaum noch lohnt.

In den sechs Monaten diesen Jahres verzeichnet die Statistik des Logistikers BLG nur noch 270.000 Tonnen an Waldprodukten, im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es 330.000 Tonnen. Dabei ist der Holzumschlag bereits im vergangenen Jahr – gegenüber 2005 – leicht eingebrochen.

Zehn Prozent des gesamten von BLG verschifften konventionellen Stückguts besteht derzeit aus Holz. Die 225 Jobs bei der BLG im Neustädter Hafen seien gleichwohl nicht gefährdet, sagt Schwertfeger, auch wenn noch nicht abzusehen sei, wie lange die Krise beim Holzumschlag noch andauere. „So kurzfristig sind unsere Personalplanungen nicht angelegt“, sagt Schwerdtfeger. Insgesamt arbeiten im Neustädter Hafen gut 850 Menschen.

Die BLG setzt darauf, vermehrt Metalle für den Anlagenbau in die USA zu verschiffen – und mehr Holz nach Großbritannien, Spanien, Nordafrika, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Saudi-Arabien. Ein gleichwertiger Ersatz sei das noch nicht, sagt Naumenko. Auch wenn die Baubranche in England derzeit noch boome.