: Kein Freispruch für Naziverbrecher
Betr.: „Zweifelhafte Vergebung“, taz hamburg v. 1. 12.
Schon die Überschrift ärgerte mich: „Zweifelhafte Vergebung“ – d. h., Sie zweifeln an der Ernsthaftigkeit des Verzeihens von Eva Kor? Aus Ihren Zeilen spricht für mich das totale Unverständnis für eine Frau, die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernimmt, ihren persönlichen Frieden herstellt, nicht das Mitleid mit dem „armen Opfer“ sucht, sondern den Respekt.
Vergebung ist für mich etwas ausschließlich Persönliches. Etwas, das weder von anderen abgesegnet werden noch in eine historische Auseinandersetzung passen muss. Dadurch verringert sich die Schuld der Täter nicht im Geringsten! Wer Eva Kors Vergebung als Freispruch für Naziverbrecher empfindet bzw. als glorreiches Vorbild für ihre Mitgefangenen, hat ihre Botschaft offensichtlich gründlich missverstanden. Es ist ihr Weg, mit dem unaussprechenlichen Leid umzugehen. SABINE LEMBENS-DAPPER