■ Kommentar: Kein Einstieg
Da mußte ja noch was kommen. Hat doch niemand geglaubt, daß der Claus Möller plötzlich verstummt wäre. Auch Fritz Vahrenholt wird dies nicht wirklich gehofft haben.
Zu deutlich hatte Hamburgs Umweltsenator potentiellen Knatsch um einen möglichen Ausstieg aus der Atomkraft wegzuformulieren versucht. Der Vertrag der HEW über den Bezug von Wasserkraft-Strom aus Norwegen fordere zwar zwingend den Abschied von einem Atomkraftwerk – wenn man die HEW-Satzung ernstnehme. Andererseits, so Vahrenholts Verbalakrobatik, sei zu überlegen, lieber ein bißchen Kohlekraftwerkskapazitäten stillzulegen, wg. Klimakatastrophe.
Kein Wunder, daß der Kollege Energieminister von der Kieler Förde jetzt exakt das Gegenteil fordert: Den Schrottreaktor Brunsbüttel, an dem seit fast zwei Jahren rumrepariert wird, doch bitteschön zügig vom Netz nehmen und statt dessen gleich nebenan ein Kohlekraftwerk auf die grünen Wiesen an der Unterelbe stellen.
Kein Wunder auch deshalb, weil der smarte Claus gleich drei Fliegen mit dieser Klappe zu schlagen hofft: Den Hamburger Amtskollegen und Parteigenossen ein bißchen vorführen (ob dessen Interpretationskünsten in Satzungsfragen), sich selbst mal wieder als Atom-Kritiker profilieren (schließlich sind im März nächsten Jahres mal wieder Landtagswahlen und die Grünen so chancenlos nicht) und auch gleich noch zur Sanierung des schwindsüchtigen Staatssäckels ein Grundstück an die HEW verscherbeln (das Schleswig-Hol-stein für die geplante Über-Industrialisierung der Region vorhielt, aber mangels Interessenten nicht loswird).
Da mußte ja noch was kommen. Der Einstieg in den Ausstieg ist das aber nicht.
Sven-Michael Veit
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