: Kein Crossover
Rocksongs und Elektroakustik: David Grubbs gastiert am Donnerstag mit Band in der Schilleroper
Als David Grubbs das letzte Mal in Hamburg auftrat, tat er das allein, abgesehen von einer Akustikgitarre und einem CD-Player, von dem eine Art Playback-Spur beigesteuert wurde. Es dominierten sein komplexes Gitarrenspiel und der markant schwachbrüstige Gesang des Ex-Mitglieds gleich mehrerer legendär gewordenen Bands (Bastro, Squirrel Bait, Gastr del Sol).
Im April vergangenen Jahres war das, und Grubbs‘ Auftritt trug sich zu im Rahmen einer Off-Kunstwoche („Wir, Coma-Woche“). Mit deren Macherin, der Künstlerin und Dozentin Cosima von Bonin verbindet Grubbs seit Jahren eine Freundschaft. Aber auch ohne diese profan biografische Komponente wäre ein Gastspiel im – im weitesten Sinne – interdisziplinären Zusammenhängen kaum überraschend.
Sein jüngstes Album Rickets & Scurvy zeigt den inzwischen von Chicago nach Brooklyn umgezogenen Grubbs in bester Form: Traditionell anmutendes Songformat und elektroakustisches Geknister bilden da keine unversöhnlichen Gegensätze, und ist mit ihrer Kombination auch keine Crossover-Sensation zu vermelden. Die Zeiten, da solches Arbeiten gleich zur Ausrufung neuer Genres (etwa Post-Rock) führten, scheinen vorerst auch vorbei zu sein.
War Grubbs‘ Interesse am Song bereits auf früheren Solo-Arbeiten zur Geltung gekommen, dreht sich diesmal aber alles auch wieder um das Bandformat, genauer sogar das klassische Trio. Ein solches begleitet ihn, wenn er jetzt wieder live auftritt. Rückfall in irgendwelche ironisch ach so gebrochenen Rockposen stehen da, so funken es die Drähte in die Stadt, gleichwohl nicht zu erwarten.
Alexander Diehl
Donnerstag, 21 Uhr, Schilleroper
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