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Keimfreie Gesellschaft nach BrüderleDas große Saubermachen

Die Brüderle-Debatte liefert richtige Anstöße. Sie könnte allerdings in die falsche Richtung führen: zu einer lustlosen Gesellschaft.

Nackt. Ganz selbstverständlich. Ein längst nicht mehr alltägliches Bild Bild: ap

Nur mal so theoretisch: Könnte Rainer Brüderle eines Tages, in 50 oder erst in 100 Jahren, zumindest in einer Alltagsgeschichte der Bundesrepublik des frühen 21. Jahrhunderts eine Fußnote wert sein? Wird man ihn in den Quellen finden, als Mann des politisch Machbaren erkennen, als Populisten, Vereinfacher, Draufgänger in der Bütt? Möglich.

Gewiss ist nur, dass dieser FDP-Politiker der Antiheld einer Stern-Geschichte wurde, in der er, Brüderle, die Figur des Übergreifenden gab, eine Reporterin dagegen die tapfere Protokollantin eines Vorfalls an einer Hotelbar im politischen Raum, wobei anscheinend nicht der Politiker der ist, der seine Macht ausnutzt, sondern die junge Frau ihre Mittel nutzte, um den alten Mann auflaufen zu lassen.

Sie beschwerte sich öffentlich über seine schlüpfrigen Sprüche und trat damit – ausgerechnet durch den niemals um Jungfrauenfleischzeigelust verlegenen Stern – eine Welle der Solidarisierung mit ihr los. Am Ende wird ein weiteres Kapitel in der Debatte über Geschlechterdemokratie beendet sein, und zwar zugunsten der Klägerinnen, der Frauen, der Opfer, wie man früher gesagt hätte. Kein Mann, schon gar nicht einer aus den Generationen der Brüderle-Nachgeborenen, wird sich mehr trauen, eine Journalistin, eine Frau so jovial-mackerhaft anzugraben.

Unmoralisch, unsittlich, unstatthaft

Das ist doch die Lektion, die das Publikum, das männliche wie weibliche, gelernt hat: Halte Distanz, gehe im Geschlechtlich-Erotischen nie ein Risiko ein – und wenn versehentlich oder bewusst-absichtslos doch etwas passiert, dann musst du mit Konsequenzen rechnen. So zu agieren wie Brüderle, das gehört ab sofort zum Unmoralischen, Unsittlichen und Unstatthaften.

Das Problem ist nicht, dass das so sein wird, nach Lage der Verhandlungsmoral, die der inzwischen emeritierte Sexualwissenschaftler Gunter Schmidt als wichtigsten Charakterzug (nicht nur) heterosexueller Liebesverhältnisse ausmachte. Ein Mann, der glaubt, sich der Frauen bemächtigen zu können, wird wissen, dass das nicht geht – und weil er es weiß, wird er ein schlechtes Gewissen haben. Wenigstens das wird gelernt sein: Nur artige Jungs können bei Frauen landen. Gut so, klar so, okay so.

Das Problem ist: Was macht man, was macht frau mit all den rund um die Uhr wabernden erotischen Fantasien, Wünschen, Anmaßungen, also Flirts, Charmanzen und Flachsereien? Lebt Sexuelles im immer flüchtigen Moment nicht dauernd von Andeutungen, von Zwiespältigkeiten?

Jede(r) wird sagen: Ja, das stimmt. Sexuelles, das so durchgeregelt ist wie ein Autoverkehrsübungsplatz irgendwo in der Provinz, vollgestellt mit Stoppschildern, Verbots- und Gebotsmahnungen, mit Symbolen für den Kreisverkehr oder für die Autobahn, ist kein Sexuelles mehr. Alle klassische Literatur, auch die weibliche, lebt von den sprachlosen Momenten der Überwältigung.

Da aber niemand weiß, ob man die noch als Texte der Möglichkeiten lesen darf, sind etwa Tragödien wie Frank Wedekinds „Lulu“ Stoff aus fast antiken Zeiten. Ein alter Sack darf niemals eine junge Frau begehren – und wenn, dann hat er gleich Verzichtsmoral in petto.

So ist das Dilemma unseres zum Mainstream in den Mittelschichten gewordenen Vorstellungsvermögens: Irgendwo geht das männlich-weibliche Geschlechterverhältnis von früher nicht mehr, aber das Austarierte, das stets Beredete, weiß man doch, törnt ab. Man will ohne viel Geschnacke schnackseln, im Übrigen, so hört man, die Frau den Mann. Aber weil alles so unsicher ist, wird es mit dem Sex immer weniger. Sagen einschlägige Untersuchungen: Alle vögeln weniger, nicht nur die Heteros, auch die Homos – und überhaupt.

Für den österreichischen Philosophen Robert Pfaller ist das ein Zeichen der Zeit. Weil niemand mehr triebhaft sein will, weil die Triebe so entfesseln könnten, ziehe man sich zurück. Die Welt, so Pfaller, wird seit den frühen Siebzigern immer reiner, porentief. Ausdrückliche Sexszenen sind in der Primetime in den öffentlich-rechtlichen Sendern unerwünscht, dafür stehen schon die Kirchen in den Rundfunkräten vor. FKK an Ostseestränden, zu DDR-Zeiten noch üblich, findet die neue, etwa baden-württembergische Kundschaft dort unschicklich und bittet um Textiles.

Horrorlustanordnungen im „Tatort“

Man findet eine Fülle von Belegen, dass Sex wieder so bäh und igitt wird oder schon ist wie in den prüden Fünfzigern. Da gab es noch den Kuppelparagrafen, Schwules war verboten, und Heterosexuelles hieß noch nicht so.

Schmuddelkram ist mehr und mehr getilgt. Es gibt fast keine „Tatort“-Folge mehr, in der nicht von sexuellem Missbrauch, Traumabewältigung nach sexuellem Unglück und Kinderprostitution die Rede ist. Man denkt: Diese Krimis sind keine, sondern Horrorlustanordnungen, die mit der Realität gar nichts gemein haben.

In Wahrheit sind all die Furtwänglers, Folkerts & Co. kaum mehr Kommissarinnen, sondern Ermittlerinnen im moralischem Sumpf, an dessen Rand ein Schild zu stehen scheint, auf dem es heißt: „Sex ist gefährlich. Bleibe gesund!“ Die Mittelschichten haben es gern reinlich.

Es ist eine Not, ein Ordentlichkeitswahn, der allerdings nicht alle Segmente des Gesellschaftlichen kontrollieren kann. Wer Explizites sehen will, guckt Unterschichtsfernsehen oder geht gleich ins Internet.

Brüderle ist erledigt, die Geschlechterdemokratie mit allen Dos and Don’ts geht in weitere Verhandlungen, Laura Himmelreich hatte ihren ersten journalistischen Scoop gelandet. Aber ist es verboten, diesen Gesundheits- und Sauberkeitswahn als furchterregend zu empfinden?

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58 Kommentare

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  • S
    soraya

    Den Text kann man nur lesen, wenn er als polarisierender Auftakt für eine straffe leserInnendebatte geplant ist.Das allerdings gelingt ihm gut. Sonst müsste frau/man bemerken, dass Herr Feddersen nicht den geringsten Schimmer hat, worum es geht. Frauwill ohne viel "Geschnacke" losschnackslen? Ähemm, neeein. Abgesehen davon, dass der Autor erotischen Talk offenbar nicht schätzt. Warum sollte frau glücklich darüber sein, immerfort von Ahnungen, Wünschen (mehr oder minder sympathischer und bekannter Anderer umwabert zu sein? Manche junge überarbeitete Mama hat andere sorgen und manche Mittvierziger Professorin auch. Aber, wie dumm von mir, diese Spezies fallen in der Regel auch nicht in die Kategorie "erotisch begehrenswert". Aus welchem 18.Jahrhundert-Buch hat Herr Feddersen seine Weisheiten? Schade, dass (einige, wirklich nicht alle) Mäner es offenbar als diskriminierend empfinden, nicht ungefragt verbal und tatsächlich zugreifen zu dürfen. Woher nehmen diese den Glauben, jedes "Weibchen" wäre über ihr Zugreifen beglückt? Naja, der Verweis auf Gegenseitigeit und Freiwilligeit treffen das problem ausgezeichnet.

  • P
    petronius

    redhead:

     

    wie alt sind sie?

     

    daß sie einvernehmlichkeit erst beurteilen können, nachdem sie einen plumpen anmachspruch losgelassen haben?

     

    ich merk so was an körpersprache, augenkontakt, stimmlage etc.

     

    andererseits: wenn sie sich nicht mehr daran erinnern können, wie unangenehm es ist, als junger mensch von älteren herablassend behandelt zu werden ("ach fräuleinchen, ziehen sie sich doch lieber noch mal ihre hübschen lippen nach, als hier mit mir ernsthaft über politik sprechen zu wollen"), sind sie wohl doch schon ein recht altes semester

  • P
    petronius

    anna:

     

    nix verstanden?

     

    es geht nicht um altersgrenzen oder gar darum, daß "arme und unattraktive Menschen keine sexuellen Bedürfnisse haben" dürften (wie komen sie auf so was?)

     

    es geht schlicht darum, daß flirten eine sache für zwei ist, schwiemelige anmache aber etwas äußerst einseitiges

     

    ich glaube auch weder, daß george clooney bevorzugt dreißig jahre jüngere anbaggert oder jeder weibliche twen unbedingt mit george clooney ins bett möchte

     

    es ist, wenn sie schon auf regeln hinaus wollen, beim flirten genau umgekehrt wie beim das du anbieten. für letzteres gilt, der - wie auch immer - "ranghöhere" bietet das du an. und beim angraben ist es umgekehrt - aus der "überlegenen" position heraus hat das immer ein gschmäckle

  • I
    ion

    @ Bürgerliches Überwinden (18.02.2013 21:13),

     

    .... was zu bezweifeln wäre;

    weder werden speichelleckende, (auto-)hypnotisierte Klein-st-‘Profiteure’ zeitgenössischer Zustände, Tagelöhner, noch angestellte Spin-DoctorInnen der Banker, Wirtschaftsbosse, Oligarchen, im Off harrender, geld- & macht-geiler Privat-Diktatoren, Aber-Glaubens-Vereinigungen, etc., Entwicklungen in/zu "Gesellschaft"(-en (pl., bitte!)) zulassen, die ihnen das mächtigste Instrumentarium zu deren 24/7-Fern-Steuerung entzöge oder jenes zur freien, selbstbestimmten Modifikationsoption freigäbe, die: Sexualität, hier kontextuell wohl treffender: der allgemeine Sexualtrieb, noch spricht die hominid-biologische Hardware für Realisationsmöglichkeiten Ihres deskriptiv avisierten ‘Finales’, sofern Sie unspezifisch des Weges in Aussicht stellen: "wenn Sexismus überwunden ist," – per order mufti(?), per chemisch flächendeckender Eingriffe(?); Cf.: "über-Wunden"! SO wird 's Nix – das offenbart sowohl der status quo, als auch ~ ante-ante-ante .... .

    "Bürgerliches Überwinden", das für Sie vermutlich auch mit überwinden des Sexismus’ einherginge, setzte m.M.n. eher einen echten evolutionären Quantensprung eines relevanten Teils der Menschheit voraus – und dem steht aber auch fast jede (Mikro-)Aktivität der so genannten entwickelten, zivilisierten Gesellschaften entgegen.

    Einen von Ihnen in sozusagen ‘greifbare Nähe’ in Aussicht gestellten, grundlegenden ‘New-Standard’ der Menschheit, aus dem z.B. auch nicht sexistisch inter-agierende Gesellschaften resultieren könnten, sehe ich (leider) nicht – nach wie vor entspricht die Sexualität des zeitgenössischen Menschen im Essentiellen dem der Tiere und liegt auf dem Niveau der Reptilienhirn-Steuerung. ‘Erleuchtung’ war, ist und wird auch kein Massenphänomen; "Als kritischer" Beobachter einer oder vieler "Gesellschaft"-en "sollten sie [sie] das eigentlich draufhaben...".

    Sie schreiben m.M.n. von ‘Insel‘-/Einzel-Lösungen, für die man sich im Sinne Sloterdijks’ «Du musst dein Leben ändern» oder entsprechend des Outputs anderer, ggf. bekannter Asiaten ; ) auch auf einen mit mehr oder minder hohen ‘sozialen Lebensrisiken’ verbundenen Weg am Rande, resp. ausserhalb gesellschaftlicher Gruppierungen und deren immer aktivierten Gruppenzwänge zu begeben hätte – was für die Masse der Erdenbewohner nicht mal theoretisch in Erwägung gezogen werden würde – das offenbart sowohl der status quo, als auch ~ ante-ante-ante .... .

  • N
    noname

    Herr Feddersen, der alte Misogynist hat mal wieder zugeschlagen.

    Und die taz hat ihm immer noch nicht einen komptenten Schlussredakteur zur Seite gestellt, der seine verschwurbelten Sätze mal auf ein lesbares Maß stutze würde. Oder, noch besser: Auch mal inhaltlich redigieren würde.

    JFeddersen hat nix, aber auch gar nix kapiert. Es geht um Macht und nicht um Erotik oder Sex. Mehr muss dazu nicht gesagt werden. Basta.

  • W
    wunder

    Sexismus ist nicht sexy! Wird von denen, egal ob Männer oder Frauen, die ihn erleben, ganz sicher nicht als sexy empfunden. Nur mal so als Hinweis.

    Somit ist seine Abwesenheit auch nicht unsexy. Sondern Freiheit.

  • R
    RedHead

    @(~_~):

    Die Sache mit der Einvernehmlichkeit ist ja schön, aber das weiß man eben erst hinterher. Gedanken lesen ist nicht und selbst wenn das möglich wäre, wäre dies wohl eine unzulässige Grenzüberschreitung in die Privatsphäre. Einvermehmlichkeit lässt sich nur via try&error in Erfahrung bringen.

     

    @petronius:

    Welche Macht soll Brüderle denn in Situation demonstriert haben? Er hat doch gar keine Macht über die Journalistin. Das ist doch bullshit.

  • F
    Fanta

    Zitat:

    "Sie beschwerte sich öffentlich über seine schlüpfrigen Sprüche und trat damit – ausgerechnet durch den niemals um Jungfrauenfleischzeigelust verlegenen Stern – eine Welle der Solidarisierung mit ihr los."

     

    Zum ersten Mal seit langem, dass in der TAZ mal ein Satz veröffentlich wurde, dem ich bedingungslos zustimmen kann.

  • KK
    Karl K

    Lost in translation?

    Oder hat Christian Semler so häufig bei

    "Humor" und bei " das Du ist vor dem Ich"

    " hier" gerufen, daß für die übrigen K-Gruppen/ AO/M-L

    Schrägschisser ala Rabehl, Dutschke, Mahler, Vollmer et al.

    nix übrig geblieben ist? Wie auch bei JAF!?

    Jung, da mußte durch der sich hier angesammelten Klassenkloppe.

    So denn - 2.0

     

    JAF, JAF, JAF - hm? - so what?

     

    Na, da schreibt ja die richtig-dunkle Spaßbremse

    des realen Popismus.

    Schuster bleib bei deinen Contests. Das liest eh kein

    ernst zu nehmender tazler.

    Oder uff balinisch: "Orje, lasset, dat is nit dein Tach!"

    Leider - zu spät.

     

    Ps Life? gern:

    Im letzten Sommer die angehende Witwe meines besten Freundes

    zum Sterbebett - im Buss erschrocken:"…da kann ja ein Peer von loopsch warrn!"

    - " sei gnädig, Contest und so Kram - is auch nicht immer leicht!"

    Pps Natürlich wurde - im Bus - trotz freundlicher Ansprache - eilig aus dem Fenster gestarrt.

    "Ach herm" - sagen sie so passend in Aken

  • A
    Anna

    @petronius:

    Wann ein Mensch zu alt ist, um mit jemand anderem zu Schlafen oder diesem diesbezügliche Avancen zu machen, haben aber nicht Sie zu bestimmen, genauso wenig, wie es redlich ist, hier dem Autor einen - wenn auch nur aus Ihrer Sicht - niederen Antrieb zu unterstellen.

     

    Machen Sie doch mal einen Vorschlag, welche Altersgrenzen Ihrer Meinung nach universell zu gelten hätten.

    Wäre ein George Clooney (Alter 51) für das ja nun auch nicht mehr ganz junge Fräulein Himmelreich schon zu alt, oder nur, wenn er dabei aussähe wie Herr Brüderle und dabei vielleicht sogar noch arm wäre? Haben arme und unattraktive Menschen keine sexuellen Bedürfnisse? Was, wenn die beiden jenseits Ihrer Vorstellungswelt trotzdem aufeinander Lust hätten?

     

    Denken Sie doch bitte mal kurz darüber nach, was für eine Welt Sie mit einer solchen Polemik eigentlich herbeischreiben.

  • P
    petronius

    "Das Problem ist: Was macht man, was macht frau mit all den rund um die Uhr wabernden erotischen Fantasien, Wünschen, Anmaßungen, also Flirts, Charmanzen und Flachsereien? Lebt Sexuelles im immer flüchtigen Moment nicht dauernd von Andeutungen, von Zwiespältigkeiten?"

     

    ach, hr. feddersen...

     

    notgeil?

     

    oder warum segen sie überall "sexuelles"?

     

    wenn ein brüderle herablassend vom "dirndl ausfüllen" schwadroniert, dann ist das wenger ausdruck seiner lust (und schon gar nicht gemeinsamer lust mit der jungen journalistin), sondern eine machtdemonstration

     

    "Ein alter Sack darf niemals eine junge Frau begehren – und wenn, dann hat er gleich Verzichtsmoral in petto"

     

    ach, hr. feddersen...

     

    angst, als angehöriger der generation 50+ kein junges gemüse nmehr ins bett zu kriegen?

     

    werden sie doch bitte erwachsen

     

    ich bin in ihrem alter, aber ich bilde mir sicher nicht ein, daß eine frau, die meine tochter (ja, fast schon meine enkelin) sein könnte, ausgerechnet auf mich "alten sack" steht oder auf meine verschwitzten "komplimente" angewiesen wäre...

     

    mit so was halte ich da gesunde distanz - nicht aus angst davor, der sexuellen belästigung bezichtigt zu werden, sondern aus natürlichem anstand. wenn es denn tatsächlich eine attraktion von beiden seiten sein sollte, würde ich der jungen dame den ersten schritt überlassen. alles andere ist einfach nur peinlich

     

    und hat nicht das geringste damit zu tun, daß ich lieber fkk bade als am textilstrand

  • N
    Normalo

    @ ich

     

    "Nicht Sex ist Bäh, sondern Sexismus."

     

    Wenn sich das in einer Welt, in der es nunmal zwei Geschlechter gibt, mal so einfach unterscheiden ließe. Sexismus, also - ganz abstrakt - die Beurteilung eines Menschen (auch) nach seinem Geschlecht, ist aber für die allermeisten Menschen genau TEIL von jeglicher sexuellen Anziehung.

     

    Sexualität ist nicht nur eine persönliche Präferenz, den Liebesakt mit einem Partner zu vollziehen, der zufällig über einen bestimmten Satz Sexualorgane verfügt. Wer auf Frauen steht, hat eine Vorstellung davon, was eine Frau ausmacht: Nicht nur wie sie ohne Unterwäsche aussieht, sondern auch was sie denkt, wer sie ist - einfach wie sie "tickt". Und das alles wirkt auf ihn ein, macht sie für ihn attraktiv. Gleiches - nehme ich an - gilt umgekehrt für Menschen, die auf Männer stehen und sogar für zumindest einen Teil der Menschen, die mit beiden Geschlechtern sexuell etwas anfangen können.

     

    Will sagen: Wenn es an die Partnersuche geht, sind unsere Köpfe VOLLER geschlechtsspezifischer Vorstellungen, die zwangsläufig nicht jedem Vertreter des jeweiligen Geschlechts gerecht werden, also "sexistisch" sind. Deshalb ist auch bei jedem Treffen zweier potenzieller Sexualpartner ein gewisses Risiko vorhanden, dass Einer den Anderen falsch einschätzt und sich dementsprechend "unpassend" verhält.

     

    Nimmt man es genau, basiert aber selbst das jeweils passende Verhalten im Zweifel auf "sexistischen" Grundannahmen. Die Grenze zum Fauxpas ist fließend und hängt vor allem von den persönlichen Vorstellungen und Wünschen der Beteiligten ab. Manche Eine® findet einen gemeinsamen Opernbesuch romantisch und anregend, manch Eine(n) törnt das total ab. Der eine Mensch mag es nicht, als Sexobjekt behandelt zu werden, der nächste findet es beleidigend, wenn der Gegenüber seine sexuelle Attraktivität einfach ignoriert. Im Zweifel können beide Empfindungen sogar bei ein und demselben Menschen vorkommen, nur halt bezogen auf verschiedene Gegenüber...

     

    Ergebnis:

    "Sexismus" ist bei den allermeisten Menschen notwendiger Bestandteil der Anbahnung von Sex. Gelänge es, ihn vollständig zu verbannen, wäre es Essig mit Sex - außer für ein paar wenige, völlig vergeistigte (im Zweifel) Bisexuelle, die zwar Sex mögen aber (außer der Anatomie) keinerlei geschlechtsspezifische Attribute an ihren Partnern wahrnehmen. Für Alle, die nicht so ticken, gilt es einen Modus zu finden, die unvermeidlichen Konflikte zwischen den Vorstellungen einzelner Individuen möglichst friedlich - und am besten individuell - abzufangen. Pauschalverurteilungen wie "Sexismus ist Bäh!" nützen da wenig.

  • (~_~)

    Ach, taz, WARUM?

     

    Wer Formen der Annäherung und Sexualität, die von Offenheit, Ehrlichkeit, Respekt, Wissen um Einvernehmlichkeit und Rücksichtnahme geprägt ist, sich als "durchgeregelt ist wie ein Autoverkehrsübungsplatz irgendwo in der Provinz" vorstellt, über dessen momentane Position muss ich wohl nicht mehr groß nachdenken. Wären Sie nicht so verletzend und ignorant, würden Sie mir fast leid tun: sexuell erfüllte und andere erfüllende Menschen hören sich wohl anders an.

     

    Empfehle dazu ferner auch eine Studie von Rudman/Phelan, u. a. hier zusammengefasst: "Feministisches Bewusstsein beim Partner wirke sich positiv auf eine 'gesunde Beziehung' aus. Auch Männer mit einer emanzipierten Partnerin sähen ihre Beziehung als 'stabiler' an und zögen aus der gemeinsamen Sexualität eine größere Befriedigung." (http://diestandard.at/1194863263750)

    Klingt gar nicht so keimfrei, oder?

     

    Zu den übrigen Unverschämtheiten in diesem "Artikel" (oder doch nur dem weinerlichen 'Aufschrei' eines Frustrierten?) empfehle ich einen anderen taz-Artikel:

     

    http://www.taz.de/!108850/

    Und lesen Sie doch mal weiter zum Thema.

    Das, was Sie in Ihrem Text u. a. machen, ist die Reproduktion von Rape Culture in Reinkultur.

     

    Ich hab die Schnauze so voll von diesem Unsinn!

     

    Hatten Sie schon mal eine Freund_in oder Partner_in, Herr Feddersen, die genug Vertrauen zu Ihnen gefasst hatte, um mit Ihnen über Ihre Erfahrungen mit Sexismus, blöden Anmachen oder sexualisierter Gewalt zu sprechen? Haben Sie schon einmal eine Frau* begleitet, die einen Übergriff überlebt hat?

     

    Höchstwahrscheinlich nicht (kein Wunder!). Sonst hätten Sie eine Ahnung davon, was Sie hier für einen verletzenden Bockmist fabrizieren.

     

    Das fällt jetzt wohl nicht unter Netiquette - aber manchmal gilt: einfach mal Schnauze halten.

  • S
    steffen

    Danke Danke Danke auch wenn ich als Schwuler nur wenig dazu beitragen kann. Denn wir Kerls würden nicht im Traum aus einem verunglückten, meinetwegen bösartigen Flirt eine Staatsaffäre machen.

    Wie lächerlich wäre das auch.

    Vielleicht ist Frau endlich mal in der Lage zu sagen wenn ihr was nicht passt und zwar deutlich oder ihr schmeisst den ganzen Feminismus in den Orkus.

    Es seit ihr Frauen ...ihr müsst euch bewegen.

    Es ist eben in 99,9 % der Fälle nicht so das auf eine blöde Annmache und deren rüde Zurückweisung gleich Gewalt folgt.

    Liebe Heteromänner, lasst euch das flirten nicht vermiesen.

     

    P.S."Ehrenmord", Zwangsheirat, Kopftuchzwang, Umgansverbot, "Brüder" mit Kontrollzwang, Importbräute...das ist SESXISMUS pur !!! Aber dagegen zu kämpfen würde viel Arbeit bedeuten....nur wer will das schon :0/ ?!

  • M
    Montherlant

    Was ist denn los mit der taz? Nach dem klugen, unaufgeregten und abwägenden Artikel zum Waffenrecht nun ein weiterer hervorragend geschriebener, der in ruhigem Ton auf den Sexismus-Debatten-Irrsinn eingeht. Ausgezeichnet!

     

    Selbstverständlich ist der moderne Pseudofeminismus der direkte Weg in eine neue Lustfeindlichkeit und einen erschreckend heuchlerischen Puritanismus. Bezeichnenderweise war der achso große Aufschrei einer geltungssüchtigen Internetabhängigen ja dann auch nichts weiter als ein einwöchiger Sturm im Wasserglas, der wahrscheinlich die Hälfte seiner Antworten bei Twitter daher bekam, daß sich Leute zurecht über den Quark lustig gemacht haben.

  • D
    D.J.

    Herr Feddersen, drei Worte: Danke, Danke, Danke!

  • A
    Alchymist

    "findet die neue, etwa baden-württembergische Kundschaft dort unschicklich und bittet um Textiles"

     

    das Schwabenbäsching geht weiter - oh dieses mal hat es die Badener auch mit erwischt, wohl ein Kolateralschaden

  • C
    Chauvi

    Ist doch alles ganz einfach! Es sind nur die folgenden Dogmen zu beachten:

    1. Frau ist immer Opfer und Mann ist immer Täter.

    2. Ist Frau mal Täter, hat sie sich als ehemaliges Opfer typisches Täter(männer)verhalten angeeignet. Somit wiederum Opfer.

    3. "Sexuelle Belästigung ist all das was Frau als sexuelle Belästigung empfindet" (O-Ton einer Frauenbeauftragte)

    4. Wer o.g. Dogmen anzweifelt ist ein rückständiger Maskulist

  • SS
    Stefanie Schröder

    Danke für den Artikel, denn er zeigt eine in der Tat besorgniserregende Entwicklung unserer Gesellschaft auf.

     

    Zum Weiterlesen empfehle ich "Miese Zeiten: Wirtschaftliche Austerität und Neopuritanismus", in der Sebastian Müller auf die ökonomischen Hintergründe hinweist und aufzeigt, wie unter dem Vorwand der Frauenrechte neoliberale Politik gemacht wird:

    http://le-bohemien.net/2013/02/13/miese-zeiten/

  • R
    RedHead

    @nerv:

    Unterschied zwischen sexueller Belästigung, Anmache und Flirten? Der Unterschied ist letztendlich, wie sich beide dabei fühlen und genau das ist auch das schwierige daran. Ein und der selbe Spruch kann zwischen unterschiedlichen Leuten als sexuelle Belästigung, Anmache oder der Anfang eines Flirts verstanden werden. Menschen können weder Gedanken/Emotionen lesen noch in die Zukunft sehen und deshalb wird es auch in Zukunft weiterhin solche gefühlten Grenzüberschreitungen geben und die Diskussion wird weiter gehen. Lösungen wären z.B. vollständige Asexualität (vermutlich mit Ausrottung der Menschheit verbunden), Mitfickzentralen, arrangierte Ehen oder ein starres Regelwerk für sexuelle Annäherungsversuche. Ich vermute aber, keine dieser Lösungen würde mehrheitlich längerfristig akzeptiert werden. Daher wäre mein Vorschlag, dass Menschen einerseits weniger prüde reagieren und lernen damit klar zu kommen, wenn ihnen mal gefühlt zu nahe getreten wird und andererseits ein Nein auch als Nein zu akzeptieren. Einfach mal deutlich zu sagen "Nein, kein Interesse!" ist ja wirklich nicht so schwer, dass es stattdessen jedes mal einen öffentlichen Aufschrei bei ganz normalem Balzverhalten geben muss.

  • EV
    Eine_r von Millionen

    Aha. Die herrschenden Verhältnisse mit ihren sexistischen Geschäftsmodellen, einer Rund-um-die-Uhr-Objektifizierung von Frauen in den Massenmedien, einer in der immer tieferen Systemkrise wieder zunehmend reaktionären, permanenten Inszenierung der angeblichen Geschlechterdifferenz (wo insbesondere Reproduktion wieder verstärkt ins "Private" bzw. in die, ideologisch so befestigte, heilige christliche Familie verwiesen wird, wobei Frauen erwiesenermaßen die Hauptlast zu tragen haben, während sie in der Produktionssphäre besonders stark von der Prekarisierung im Zuge der weiteren Erhöhung der Ausbeutungsrate von Lohnarbeit betroffen sind) sieht Herr Feddersen also als Ausgeburten einer "lustvollen Gesellschaft", die es gegen alles, was diese Ordnung auch nur ansatzweise ins Wanken bringen könnte, zu verteidigen gilt.

     

    Gerade auch als Schwuler, der die mit eben diesen sexistischen Verhältnissen direkt verbundene, von der gesellschaftlichen Basis her verankerte und wieder zunehmend aggressive Homophobie und sexuelle Unfreiheit gerade unter jungen Menschen wahrnimmt, sollte er es eigentlich besser wissen.

     

    Diese Gesellschaft braucht dringend einen klaren Blick auf die Basis der herrschenden Geschlechterordnung - denn nur so kann diese jemals überwunden werden. Mit twitter-Aufschreien allein wird es da nicht getan sein. Es bedarf einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit den Produktions- und sich daraus ergebenden und - bei aller Pseudo-Liberalisierung, die im Kern nur bestimmten Geschäftsmodellen dient - immer wieder befestigenden Reproduktionsverhältnissen. Dass privilegierte Journalistenkreise, egal welcher sexuellen Orientierung, darüber weiterhin den Mantel des Schweigens hüllen, überrascht nicht wirklich.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Danke für den Artikel!

     

    Ich weiß selbst nicht genau, wie ich dazu stehe. Aber das neue Biedermeier nervt mich massiv.

  • I
    ich

    Das alte Lied: Feministinnen sind lust- und männerfeindlich.

    Wer Sexualität mit plumpen Übergriffen, die jeglichen Respekt vor der anderen Person und ihren Grenzen vermissen lässt, gleichsetzt, der sollte es tatsächlich besser ganz bleiben lassen. "Hey Schätzchen, geile Titten" war noch nie ein Flirt und es war auch noch nie erotisch. Wie Sie richtig bemerkt haben, lebt Erotik von Andeutungen. Das bedeutet langsames Vortasten, auf die Signale des Gegenübers achten, und eben wieder zurückziehen wenn Ablehnung signalisiert wird. Und nicht einfach wie ein Panzer ohne Rücksicht durchs Gespräch walzen.

    Mit ein bißchen Höflichkeit und Respekt klappts auch mit dem Flirten, daran hat sich nichts geändert. Einfach mal Kommentare über Brüste und Hintern stecken lassen, das hilft schon. Nicht Sex ist Bäh, sondern Sexismus.

  • N
    Normalo

    Ich sehe es weniger dramatisch. Die Urtriebe werden das schon richten. Denn die AufschreierInnen dieser Welt gestehen sich ja - im Moment - eins nicht ein: Solche leicht(!) zotigen Anmachen sind vielen Frauen immer noch alles andere als pfui-bäh, wenn sie nur vom richtigen Kerl kommen. Solange es also Frauen gibt, die auf coole Machos stehen, wird auch "sexistisches" Machogehabe seine Existenzberechtigung haben. Erlaubt ist am Ende doch immer vor allem, was gefällt.

     

    Die echten Alphatiere kratzt daher der Brüderle-Fall nicht. Sie "wissen" nämlich aus Erfahrung nur zu gut, dass Frau Himmelreich sich im Gegenteil geschmeichelt gefühlt hätte, wenn die Sprüche von einem attraktiveren Exemplar (wie sie selbst es natürlich sind) gekommen wäre. Gegen solch klotziges - und von der Realität häufig genug belohntes - Selbstbewusstsein kommt kein noch so militantes Gesellschafts-Sagrotan an.

     

    Schwerer wird es nur für die Softies, die den Macho nur markieren. Sie werden sich zukünftig aus Angst vor den Konsequenzen einer unerwünschten Anmache nicht mehr so leicht trauen, als Alphatier aufzutreten. Aber auch dieser Effekt wird wieder nachlassen, weil bei sinkender Anzahl der Machos auf dem Markt deren Erfolgsquote noch weiter steigen und ihr sexuelles Auftreten früher oder später seine wird. Dann kommen auch die Mitläufer wieder auf den Trichter, und der Zyklus beginnt von Neuem...

  • JS
    John Steed

    Ja, es ist schon sehr traurig. Da wird die schönste Sache der Welt gleich mal im Keim erstickt. Schade. Gerade die jungen Menschen, die eh schon nicht wussten wie sie es anfangen sollen nehmen sich die Diskussion zu Herzen und trauen sich nun gar nichts mehr. Und die prolligen Flachnasen die es betrifft, die stört die Diskussion sowieso nicht. Die machen weiter wie bisher.

    Es ist also nichts gewonnen, nur verloren. Verloren für die Frauen.

     

    Und wenn man es als Frau doch lieber etwas heftiger hat, guckt man sich halt bei der Sklavenzentrale um im Internet ;-) Da darf Sex noch schmutzig sein, so wie es Wooody Allen so schön sagte: „Sex ist nur schmutzig, wenn er richtig gemacht wird.“

  • T
    traurig

    Schon traurig wenn hier mal wieder ein eingebildeter ach so toller Berliner einen Artikel verfasst und wer muss wieder als Beispiel für Prüdigkeit herhalten wir Baden-Württemberger.

    Als ob in Berlin alle coole Säue wären und wir nur prüde, langweilige Spießer. Setzen 6 in die Welt hinausgehen und sich überraschen lassen. Wahrscheinlich kommt man dann zum Schluss dass die Schwätzerberliner die schlimmsten in dieser Prüderie sind, denn woher soll sonst diese Einschätzung kommen.

  • M
    Michael

    Das Anliegen Hunderttausender Frauen, Männer sollen endlich auf Belästigung und Vergewaltigung verzichten, konstituiert also einen „Gesundsheits- und Sauberkeitswahn“. Keine Pointe.

  • A
    and

    wenn menschen dinge verdrehen wie "es geht um sexismus, es geht um machtmissbrauch, diskriminierung" in "es geht um lustfeindlichkeit, es geht gegen erotik und freie sexualität" ist vor allem eins klar: diese menschen haben selbst ein problem mit sexismus. und mit freier sexualität. sie können sich keine freie lustvolle sexualität ohne sexismus vorstellen. davon handelt der ganze artikel.

    da in dieser diskussion alle argument schon tausendfach gefallen sind, werde ich sie nicht wiederholen. der autor hat sie wohl schon alle gehört bzw. eben nicht wirklich gehört.

    ich – als frau – möchte ihm einfach eins empfehlen: sich mal mit einem mann zu unterhalten, der respekt vor frauen hat und das auch lebt. der lustvoll lebt, erotik und sex inbegriffen. der reflektiert ist und selbstbestimmt. und ganz bestimmt nicht artig. denn diese männer gibt es. zum glück. und es werden immer mehr.

    und das ist noch ein grund, weshalb es noch solche argumentationen von unbelehrbaren (innerlich-) "alten" männern wie jan feddersen gibt, der pfaller zitiert, einen philosophen auf dem pubertierendenniveau der 80er: dieser art von männern schwimmen die felle davon. ihnen bleibt als unbewegliche, unreflektierte, zur einsicht, empathie und fairness unfähige nur die anschuldigung, der negativismus, der sarkasmus, die ablehnung, die denunziation. nichts konstruktives.

    es gibt die neuen männer, die nicht diskriminierenden, die auch noch intelligent und selbstbestimmt sind, selbstbewusst und aktiv. und die zu frauen, die ebenso sind, sehr gut passen. die es auch gibt, zunehmend.

    und deshalb bliebt unreifen unreflektierten ewig-am-gestrigen-machotum-festhängenden nur übrig, das andere schlechtzureden.

    es wird nichts nützen. es ist zu spät. es ist vorbei. endlich. eure art ist am aussterben.

     

    dass dieser artikel in der taz erscheint, ist meines erachtens ein armutszeugnis. zum vergleich: würdet ihr auch einen artikel drucken, in dem steht, dass die antiatomdiskussion zwar wichtige impulse liefert, dass wir aber in einer gesellschaft ohne atomkraftwerke doch nur eine gesellschaft produzieren würden, die angst vor der angst hat und risikoscheu ist? und dass das doch einfach lebens- und lustfeindlich sei. und dass die antiatomleute doch nur artige brave seien, die angst vor unkontrollierbaren dingen hätten. und dass das zur reduktion des spassfaktors beitrage und so das leben ärmer werde ... !?

  • FE
    Frau Empört

    Kennen Sie den Unterschied zwischen (verbalen) sexuellen Übergriffen und, gerne auch mal anzüglichem, Flirten?

    Bei zweiterem ist es durchaus gängig, dass erst das GEGENSEITIGE Interesse vorsichtig und auch mal spielerisch abgeklärt wird. Alles andere ist eben übergriffig. Gelegentlich wird es, von wem auch immer, dazu verwendet, die "junge Frau" darauf hinzuweisen, was in und an ihr gesehen wird. Zwei Brüste die ein Dirndl ausfüllen könnten. Aber mehr auch nicht. Sich das nicht gefallen zu lassen, hat nichts aber auch gar nichts mit "Gesundheits- und Sauberkeitswahn" zu tun!

  • J
    Jan

    Ziemlich am Thema vorbei, der Artikel. Es geht bei der Brüderle-Geschichte nicht um Anzüglichkeiten und Uneindeutigkeiten (die in dem Artikel ja ausgiebig und richtig verteidigt werden). Es geht um Anzüglichkeiten in institutionalisierten Machtgefügen, und erst das macht sie problematisch.

  • L
    lightingale

    Man versucht eben, einen informellen Bereich neu zu verhandeln. Flirt, Anmache, Anbahnung von physischem Kontakt sind (in allen Lebensbereichen vom Büro bis zur Party) Grauzonen, in denen gleichzeitig verhandelt wird, was geht und was nicht geht. Das sollte eigentlich vom Willen der Akteure abhängen. Die Moral hier ist unschärfer als die Moral im Umgang zwischen den Geschlechtern sonst, und viel informeller als das Recht, das übrigens keinen Sonderschutz für Frauen vorsieht, sondern beide Geschlechter als Personen vor Gewalt schützt (und Frauen geschlechtsspezifisch durch besondere praktische Maßnahmen). Frauen können eigentlich nur in dem Bereich des Informellen stark werden, indem sie deutlich zum Ausdruck bringen, was sie wollen und was sie nicht wollen. Leider obliegt ihnen dann die Bürde der doppelten Signalgebung, das heißt, mit einem verbalen Nein ein sonst attraktives Outfit (beispielsweise) als in einer Anmachsituation nicht wesentlich erscheinen zu lassen. Aber im informellen Bereich des sexuellen Umgangs, des Flirts, der Partner-Werbung etc. hat der Widerspruch auch etwas Lustvolles, auch selbstbewusstes Auftreten kann auf das andere Geschlecht anziehend wirken. Um hier wirklich geschützt zu werden braucht es statt lustfeindlichem Moralismus eigentlich nur eine klare Regel: no means no. (Diese Regel gilt allerdings nur, wenn es sich beim Wollen um ein reflektiertes, nicht nur deklaratives Wollen handelt.) Wie moralisch es ist, einen Politiker seine Verfehlungen nachzutragen und ihn dann abzuschießen, statt ihn noch an Ort und Stelle seine Verfehlung deutlich zu machen, unterliegt einer anderen Beurteilung...

  • D
    Doroina

    Herr Feddersen!

     

    Sexismus ist kein Sexualitäts-, sondern ein Machtthema (ausgetragen über Sexualität, oder wie Sie es verharmlosend nennen: „Schlüpfrigkeiten“). Daher ist die Gefahr der Sexismus-Debatte weniger die einer zukünftig „durchregulierten“ Sexualität als vielmehr die der Infragestellung von bisher üblichen Hierarchien zwischen den Geschlechtern. Wobei in diesem Zusammenhang auf Seiten der bisher Unterlegenen in dieser Frage sicherlich eher nicht von „Gefahr“ gesprochen wird. Als „Gefahr“ sehen die Sexismus-Debatte nur diejenigen, die jetzt ihre bisherige Machtstellung bedroht sehen...

  • O
    Ossi

    Sehr geehrter Herr Jan Feddersen,

     

    zunächst einmal einfach Danke, dafür, dass Sie ein ohne Frage in den diversen (gender)wissenschaftlichen Diskursen bekanntes Problem nun auch in den öffentlichen Diskurs einzubringen versuchen. Vielem stimme ich ausdrücklich zu.

     

    Man (sic!?!) könnte die ganze Problematik auch in einem größeren Zusammenhang zu entfalten versuchen. Es ginge dann um die Frage, ob die politische Korrektheit )so wird es wohl heute oft genannt) im Horizont der in den siebziger Jahren geborenen Ethik- und Moralkonzeptionen wirklich zu einer neuen Form der prüden, langweiligen und mit Verboten gespickten Gesellschaft führt – also eine Art über die 70er zurück in die 50er. Tugendrepublik, Biopolitik, Gesundheitsimperativ, etc. p.p.- Alles was das Menschliche neben der reinen politischen und moralischen Rationalität noch ausmachen könnte, wird eben bekämpft, zum psychologischen Problem erklärt und behandelt oder schlicht gesetzlich geregelt also verboten. Damit wäre dann auch der Stoff jedes guten Roman überhaupt jeder ansprechenden Kunst aus der reinen Gesellschaft verschwunden.

     

    Auf der anderen Seite sind wir natürlich überaus berechtigt darüber froh, dass es emanzipatorische Fortschritte gegeben hat. Rassismus, Sexismus, Homophobie: Alles Schlagwörter einer Aufklärung der aufgeklärte Gesellschaft.

     

    Es wäre an der Zeit, eine zweite Dialektik der Aufklärung zu verfassen. Was als Aufklärung begonnen hat endet in neuer Herrschaft. Diese bekannte Entwicklung scheint nun eben auch die zweite Aufklärung der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zu prädestinieren. Als ökologischer Gegendiskurs zur reinen wirtschaftlichen Machbarkeit, zur wissenschaftlichen Allmacht gestartet ist heute der Klimadiskurs ohne jede Frage politisches Instrument der Mächtigen. Ganz ähnlich steht es wohl mit dem Sexismusdiskurs.

     

    Ohne Frage sollten gerade die Männer, die Stimme der aus der Unterdrückung sich emanzipierenden Frauen ernstnehmen. Doch verlieren wir alle als Gesellschaft, wenn Sexualität wieder zu einem Thema der dreckigen Hinterzimmer werden sollte.

     

    Ziel der Debatte müsst demnach sein, einen offenen und lustvollen Umgang mit Sexualität schaffen zu können, der aber immer auf Augenhöhe stattzufinden hat. Wir alle müssen dann lernen wann will der andere mir gegenüber einfach nur mal vögeln einfach mal Lustobjekt sein, und wann reduziere ich, wann nehme ich diesem seine oder ihre Menschlichkeit. Einfache Mondkausalitäten sind nicht mehr gefragt.

     

    Eine interessantes Phänomen in diesem Zusammenhang ist die stetig wachsende Amateurpornoszene im Internet. Hier handeln Frauen doch recht eindeutig selbstbestimmt, sie bestimmen sich eben auch über ihre Sexualität und stellen diese öffentlich zur Schau. Sind diese Entwicklungen etwa eine Form der Emanzipation des Pornos?

  • R
    Renegade

    Sehr guter Artikel!

  • RR
    red revenger

    Normalerweise fand ich, das Jan Feddersens Artikel den Punkt treffen, aber diese Argumentation ist daneben. Was hat das schleimige Getue eines besoffenen FDP Opis und die Welle die mit der Veröffentlichung der davon betroffenen Journalistin einhergeht mit der Lustunterbindung oder Produktsexualisierung in der kapitalistischen Gesellschaft zu tun? Irgendwie nichts.

  • J
    Jens-Peter

    Wie kann sogar in der TAZ ein Artikel Sexismus, Ausnutzung von Macht und Autorität und das Überschreiten von klaren Grenzen irgendwie darauf verbiegen es wäre das Salz und der einzige Antrieb der zu Erotik, Freude und befreiter Sexualität führe.

    Flirten, Erotik, Verführung geht doch auch ohne und mit Respekt und Achtsamkeit... ich bin sprachlos.

  • A
    Andrea

    Warum bei diesen Änderungen gleich den Untergang des Abendlandes befürchten? Ja, es ist gut möglich, dass sich unsere Gesellschaft zunächst einmal in die genannte Richtung entwickelt. Aber könnte es nicht auch sein, dass dann auf eine zunächst weniger erotische Phase auch wieder eine folgt, in der wir gelernt haben werden, ohne Machtspiele zu flirten? Es knistern zu lassen, ohne einander abzuwerten?

     

    Vielleicht sollten wir diese Phase einfach als eine Phase der Verunsicherung auf dem Weg zu etwas Neuem ansehen, etwas Neuem, das wir jetzt noch nicht kennen können, weil es zu neu ist. Aber vielleicht wird dieses Neue ja noch viel faszinierender, und erregender, und braucht halt nur Zeit, sich zu entwickeln?

     

    Warum nicht einfach darauf vertrauen, dass sich schon etwas Gutes daraus entwickeln wird, aus diesem Umbruch, in dem wir jetzt stecken?

  • V
    vic

    "So zu agieren wie Brüderle, das gehört ab sofort zum Unmoralischen, Unsittlichen und Unstatthaften"

    Dies gilt vor allem, wenn man Brüderle IST.

  • L
    Lisa

    Lieber Herr Schreiber,

     

    wollen wir uns mal auf einen Kaffee treffen und dieses Dings mit den Moralvorstellungen noch mal ausführlich diskutieren. Mir scheint sie haben einiges missverstanden bzw. ihr Kopfkino ging durch.

     

    Die Welt besteht nicht aus Moralaposteln...sondern Frauen, die etwas zu sagen haben und trotzdem (ja wir wissen es ist schwierig) durchaus jedes Flirts fähig sind.

     

    Die Mehrheit der Männer in und um mein Bett, meine Erotik meinen Charm und alles weitere konnten auf Übergrifflichkeiten durchaus verzichten ohne auf wirklichen Charm zu verzichten.

     

    Es wäre wirklich schade, wenn echter Charm durch solche Diskussionen verloren ginge und ein angeduselter Charm alá Brüderle weiterhin gesellschaftsfähig bliebe.

  • DA
    Der andere Andre

    Herr Federsen,

     

    Ihr Artikel strotzt nur so vor Allgemeinplätzen, wissenschaftlich nicht fundierten Behauptungen und schiefen Vergleichen.

    Ein paar Beeispiele:

    1. Unsere Gesellschaft wird keineswegs prüder, die Zahl der Sexualpartner, die ein Mensch in seinem Leben hat, nimmt durchaus zu.

    2. Das im Tatort vermehrt Sexualdelikte thematisiert werden, hat nichts damit zutun, dass Sex jetzt igitt ist. Vielmehr ist es ein Zeichen dafür, dass die Gesellschaft offener mit dem Thema sexuelle Gewalt umgehen möchte. Ein Prozess, der erst vor wenigen Jahren mit Bekanntwerden der Fälle am Canesius-Kolleg eingesetzt hat.

    3. FKK und schmuddellige Sprüche lassen sich nun wirklich nicht gleichsetzen. Bei der FKK geht es um einen "natürlichen", nicht sexuell aufgeladenen Umgang mit dem nackten Körper. Dekoltee-füllende Sätze haben eine entgegengesetzte Stoßrichtung.

  • NE
    Norbert Elias

    " "Über den Prozeß der Zivilisation" (1939) ist das bedeutendste Werk des deutschen Soziologen Norbert Elias und begründete seine Zivilisationstheorie. In diesem Werk beschreibt er den langfristigen Wandel der Persönlichkeitsstrukturen in Westeuropa im Zeitraum von etwa 800 bis 1900 n. Chr., dessen Richtung er mit dem Begriff Zivilisation kennzeichnet. (...) Norbert Elias beschreibt „Zivilisierung" als einen langfristigen Wandel der Persönlichkeitsstrukturen, den er auf einen Wandel der Sozialstrukturen zurückführt. (...) Dies erzwingt eine zunehmende Selbstkontrolle (auch: Affektkontrolle, Selbstdisziplin), das heißt zwischen spontanem emotionalem Impuls und tatsächlicher Handlung tritt immer mehr ein Zurückhalten dieses Impulses und ein Überdenken der (Rück)Wirkungen des eigenen Handelns. (...)

     

    Diese führt zu vier eng verbundenen Folgen: Vorrücken der „Schamschwellen", das heißt mehr eigene Handlungen sind angstbesetzt; Vorrücken der „Peinlichkeitsschwellen", das heißt mehr Handlungen anderer sind angstbesetzt; „Psychologisierung", das heißt Steigerung der Fähigkeit, die Vorgänge innerhalb anderer Menschen zu verstehen „Rationalisierung", das heißt Steigerung der „Langsicht", also der Fähigkeit, die Folgen der eigenen Handlungen über immer mehr Glieder der Kausalketten „vorauszuberechnen".

     

    Diese Veränderungen schlagen sich in allen Verhaltensbereichen nieder, zum Beispiel:

    Gewaltbereitschaft: sinkt allmählich (gegenüber Mitgliedern der eigenen Gesellschaft); Sexualität: wird zunehmend stärker kontrolliert sowie unterdrückt und tabuisiert; Essen und Trinken: die Formen werden strenger, „feiner" (zum Beispiel: differenziertere Esswerkzeuge); Ausscheidungsfunktionen: werden zunehmend tabuisiert und dem Blick anderer Menschen entzogen. (...)" (Wikipedia)

  • K
    Kevin

    Ui, darf man jetzt in Öffentlichkeit und Presse endlich den Begriff "Unterschichtsfernsehen" verwenden, ohne gleich eins auf die mütze zu kriegen? Toll!

  • C
    Cometh

    Die Ausgangslage ist falsch:

     

    Sie hatte Brüderle dumm angemacht. Er hatte einen passenden dümmlichen Spruch für dieses unverschämte Verhalten parat.

     

    Sie schluckte das (was sollte sie auch anders tun?), läuft 1 weiteres Jahr Brüderle nach, erreicht journalistisch wenig und kommt dann 1 Jahr später mit einer ollen Kamelle um die Ecke, die bizarrerweise im Twitterzeitalter anlasslos herumwabert.

     

    Das ist der einfache Sachverhalt.

     

    Und ich habe keine Lust, mir vom stern oder einer frustrierten (nicht-mehr) Jungreporterin, die nicht einmal gutaussieht, irgendetwas aufnötigen zu lassen. Schlimm genug, dass eine Zeitschrift, die - wie treffend bemerkt wurde - selbst eine Bildstrecke über Ameisen pornographisch aufmachen würde, überhaupt so häufig zitiert wird.

     

    Das ist fast so, als hätte Bild eine Feuilleton ...

  • N
    nerv

    dieser artikel ergibt keinen sinn. sexueller missbrauch wird im fernsehen thematisiert und dem autor verdirbt das die lust? und wieso kennt er nicht den unterschied zwischen dummer anmache, sexueller belästigung und flirten? war das ganze ein brainstorming oder sowas....so nach dem motto "jan feddersen hat nachgedacht und ganz viel festgestellt"... wir sind bereits eine lustlose gesellschaft. andernfalls würden wir alle feststellen, dass brüderle eine schlechte selbstwahrnehmung hat und eine frau sexuell belästigt hat. die fdp würde ihren brüderle nicht "charmant" nennen. ich glaube sogar, dass es die fdp nicht gäbe, wenn wir endlich eine lustvolle gesellschaft sind

  • I
    Ivokainkrieg

    Trotzig das andere Extrem zu beschwören macht die Bewegung nicht falsch.

    Wenn durch die letzten Wochen die Männer anständig geworden sind und ihre Selbstteuschungen abgelegt haben brauchen die Frauen keine Angst mehr vor den Männern zu haben. Dann brauchen die anständigen Männer keine Angst mehr zu haben, Missverstanden zu werden wenn sie Komplimente machen wie Goethe mit 73 Jahren.

    Siehe Süeddeutsche.de Martin Walser: "Ein liebender Mann"

    Sofiel, sokurz.

  • W
    Wirklich?

    Werter Herr Feddersen,

     

    Ich habe Ihren jetzt drei Mal gelesen und außer dass ich sehr enttäuscht von der taz bin, einen solchen zu veröffentlichen, bin ich ratlos. Warum ist es eigentlich so schwer, das angekratzte Ego für einen Moment auszustellen und von der Idee wegzukommen, es werde nur über Sexismus geklagt, um sich des "alten Sackes" zu entledigen. Selbst wenn es so wäre: glauben Sie, dass Sie das Recht haben, eine attraktive, junge Frau als Partnerin zu wählen und einer weniger attraktiven den Laufpass zu geben? Warum darf eine Frau das nicht tun, ohne in haltlosen Artikeln diffamiert zu werden?

     

    Sie können mir nicht erzählen, Sex werde in dem Moment schlecht und "weniger schmutzig", wo er in beidseitigem Einvernehmen stattfindet. Niemand verlangt ein ewiges um-Erlaubnis-Bitten beim Flirten. Es geht um das absolute Minimum an zivilisiertem Verhalten: dem Akzeptieren eines NEINs ohne eingeschnappte Vorwürfe.

     

    Ich freue mich über eine Quellenangabe zu Ihren "einschlägigen Untersuchungen". Die Inzidenz von HIV und anderen STD ist klar steigend und zwar auch in Deutschland. Das passt nicht zu Ihrer These vom seltenen und ängstlichen Sex. Sie vermissen FKK, machen sie doch mal einen Ausflug an den Plötzensee und schauen sich um. Sie werden viele junge, hippe Menschen finden, die den Nudistentrend weitertragen. Eklatant hohe Verkaufszahlen für explizite "Porno-Literatur" a la Shades of Grey zeigen, dass das gemeine Volk sich an kleinen Verruchtheiten erfreut und die Sexshopbetreiber scheinen auch nicht am Hungertuch zu nagen.

     

    Was ich damit sagen möchte, ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen: hat da jemand vielleicht eine persönliche kleine Flaute? Kommt daher der Eindruck, die Welt sei ein sexloses Pflaster und die Frauen jammernde, neurotische Monster?

  • E
    Elena

    Dem Autor mangelt es an Realitätssinn:

     

    "Kein Mann, schon gar nicht einer aus den Generationen der Brüderle-Nachgeborenen, wird sich mehr trauen, eine Journalistin, eine Frau so jovial-mackerhaft anzugraben."

     

    Das glaube ich nicht. guck mal in die männlich dominierten Redaktionen und vor die Tür: Die Macho-Typen machen selbstverständlich so ätzend und grenzverletzend weiter.

     

    Die Wirkung dieses Medien-Aufregers wird vom taz- Autor maßlos überschätzt.

     

    Außerdem was soll diese seltsame Befürchtung, die Debatte könnte "in die falsche Richtung führen: zu einer lustlosen Gesellschaft".

     

    - Weil ein alter Politiker zu recht dafür kritisiert wurde, dass er nicht in der Lage war, professionell mit einer Journalistin zu sprechen ???

     

    Mann, so ein Quatsch !

  • AH
    A. Hopfenschauer

    Das Foto in der (Online-)Abo-Ausgabe war schöner...

  • T
    theo

    sehr passend und mutige Kommentar, schade nur, dass es nicht aus Frauenhand geschrieben ist.

     

    Der Kommentar von Herrn Bruderle ist geschmacklos besonders deswegen weil er ein Politiker ist, sonst ist es eher blöd und einfallsarm. Nur, ein Jahr später, bitte? Die Journalistin ist kein wehrloser Mensch die aus Angst schweigen musste. Sie hätte entweder sofort zurückschlagen können oder unmittelbar ein Skandalchen daraus machen, das wäre gut für die Auflage. Aber ein Jahr später, das kommt mir irgendwie als Opportunismus vor. Sehr schade um die Sache.

     

    Die derzeitige Diskussion nimmt wirklich Züge an…Danke Herr Feddersen auch für die Frage: ?aber ist es verboten, diesen Gesundheits- und Sauberkeitswahn als furchterregend zu empfinden?

    Mir ist es nicht, ich habe Angst, dass am Ende wir in einem Gesellschaft leben müssen die an die 50 Jahren in USA erinnert.

    Damit kein Missverständnis auftaucht: ich würde mich freuen wenn die Frauen viel mher zu sagen hätten, aber ich würde mich auch freuen wenn man kein Angst mehr haben müsste, gegenüber Frauen etwas falsch zu sagen,oder dass sie auch hin und wieder die Tür für einen Mann halten könnten.

    Letztens hat mir eine Italienerin gesagt- nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich aus Brasilien komme und sie mich bat mich einmal umzudrehen - "das kann nicht sein (das ist Bras. bin), Brasilianer haben einen schönen Po." Vielleicht sollte ich sie anzeigen wegen den sexistische Kommentar, sie hat aber recht, ich habe leider keinen typischen Bras. Männer Po…So ist das halt. Ich habe gesagt: schade und dann gelacht und sie lachte auch.

  • K
    Kimme

    Interessant, mal ein anderer, erfrischender und wirklich guter anderer Blick auf die Sexismusdebatte.

     

    Ein aktuelle Beispiel aus meinem Bekanntenkreis: Zwei Frauen, die eine aus Spanien die andere aus Deutschland (beide nett, intelligent und recht attraktiv), sind mittlerweile recht verzweifelt auf der Suche nach Beziehungspartnern und beschweren sich, dass die normalen Männer in Berlin (egal welcher Coleur) so schüchtern sind und sie nicht "anbaggern". An entsprechend niedrig gebildeten, häufig mit Migrationshintergrund versehenen und plump auftretenden Macho-Abschlepp-Kandidaten gibt es keinen Mangel aber diese sind eben nicht erwünscht. Die Damen wollen keinen Zahnarzt aber eben jemand Nettes mit dem man sich auch unterhalten kann. Den ersten Schritt selber machen ist ihnen aber auch nicht geheuer.

     

    Ein Dilemma und eine Sackgasse in die uns diese geheuchelte und dramatisierte Debatte geführt hat. Geheuchelt und Dramatisiert sind auch die Stichpunkte, die als Gründe angeführt werden müssen, wenn man nach der Ursache forscht, warum die Debatte eben nicht von der breiten Gesellschaft mitgetragen wird.

     

    PS: bei dem Brüderle-Vorfall haben beide Parteien die normalen Verhaltensregeln verletzt und sind schuldig an der Situation

  • IN
    Ihr N

    was für ein armer kommentar von herrn feddersen. wissen sie überhaupt, wovon sie schreiben?

     

    ein von beiden seiten gewollter flirt ist nicht sexistisch. Zudem:

     

    Diehl, Rees und Bohner von der Uni Bielefeld testen (vgl. 'Kommentar zu Sexismus Debatte lang'), inwiefern Frauen und Männer die Übergriffigkeit von sexistischen Witzen erkannten. 58 von 58 erkannten sie wohl. Doch nicht alle handelten danach.

     

    "Sexuelle Belästigung kann dementsprechend auch nicht darauf zurückgeführt

    werden, dass Frauen überempfindlich seien und Männer eigentlich in guter

    Absicht handelten. Vielmehr stimmen Männer und Frauen weitestgehend

    überein, wenn es um die (Un-)Angemessenheit bestimmter Verhaltensweisen

    geht. Männer, die sich trotzdem unangemessen verhalten, tun dies aus RÜCKSICHTSLOSIGKEIT oder FEINDSELIGKEIT – in jedem Fall aber tun sie es in aller

    Regel wissentlich

     

    http://www.uni-bielefeld.de/psychologie/ae/AE05/Diehl_Rees_Bohner_Kommentar-zur-Sexismus-Debatte_lang_2013-02-07.pdf

     

    mit solchen unreflektierten kommentaren, die einfach leugnen,dass das nervt und empört was sich frau oftmals anhören & abwehren muss, kann ich nichts anfangen.

  • CT
    Christophe T.

    Seltsam die Idee Bruederle mit Lust in Verbindung zubringen. Was der Typ da macht ist ganz und gar nicht lustvoll. Stellen Sie sich vor Ihr Chef spricht öffentlich über Ihre Penisgröße ... ist das dann erotisch oder lustvoll?

     

    Finde ich nicht - genauso wenig wie wenn einer der Kellnerin in den Hintern kneift - die Idee ist immer die gleiche : "ich mach das weil ich grade nichts dabei riskiere" und schon gar keine lustvolle Beziehung.

  • B
    Bürgerliches Überwinden

    Herr Feddersen,

     

    da haben sie wohl ihre althergebrachten Vorstellungen von Liebe, Sex und Einvernehmlichkeit noch nicht überwunden. Ansonsten hätten sie vielleicht erkannt, dass all die Kategorien des Begehrens, alle sexuellen Wünsche und Vorstellungen auch und vornehmlich ein Produkt einer sexistischen Gesellschaft sind.

     

    Für eine sexistische Gesellschaft sind die Vorstellungen von unsexistischen sexuellen Beziehungen zwischen Menschen nun mal fremd und in vielen, vielen Jahren, wenn Sexismus überwunden ist, dann ist stilles "Geschnaksel" wahrscheinlich voll abtörnend...

     

    Wer Sexismus durch die Brille der sexistischen Gesellschaft betrachtet, kommt eben nicht weit. Als kritischer Journalist sollten sie das eigentlich draufhaben...

  • IN
    Ihr Name hmhm

    das problem ist, dass andeutungen keine andeutungen mehr sind, sondern ganze zäune, noch nicht mal zaunpfähle, die geschwungen werden.

     

    und sich dabei die lust zu bewahren, fällt eben schwer.

     

    und wenns man/frau es trotzdem tut, nun denn, dann wird solch ein Verhalten evtl. gar "belohnt".

     

    ich mein, so ganz verzichten will man/frau ja auch nicht.

     

    und wenns eben tatsächlich mal wieder ins bodenlose gesunken ist, brauch ich jedenfalls mal ne weile, um der "sache" wieder spass abzugewinnen.

     

    das hat dann eben nix mehr mit erotik zu tun, eher schon mit brechreiz.

  • M
    Michel

    Diesen Artikel kann ich nur als schlechten Scherz auffassen.

    Zudem: Nichts ist unerotischer als FKK! Nichts ist spießiger als FKK! FKK ist der Gipfel der Gleichgültigkeit!

  • C
    chw

    Toll!

  • WD
    Wider den Neopuritanismus!

    Danke für diese so treffende Bestandsaufnahme, Herr Feddersen. Sie sprechen mir aus der Seele...

  • K
    klaus

    Zum Glück muss ich mich mit diesem Pseudofeminismus nicht mehr rumärgern. Was hier in Frankreich als charmant gilt und oft natürlich auch charmant aber mit Respekt zurück gewiesen wird, ist in Deutschland als Abgrund des Sexismus verschrien. In Deutschland tobt die Sexismusdebatte, auf der anderen Rheinseite wird es Frühling.