piwik no script img

„Kaum zu übertreffen“

■ Lebenslänglich für „Säurefaß-Mörder“

Das Hamburger Landgericht hat gestern den 48 Jahre alten Kürschnermeister Lutz Reinstrom wegen zweifachen Mordes, erpresserischen Menschenraubes und versuchten schweren Raubes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe veruteilt. Außerdem ordnete die Schwurgerichtskammer eine anschließende Sicherungsverwahrung an.

Nach rund 100 Verhandlungstagen im sogenannten Säurefaß-Mordprozeß stand für die Kammer fest: Der 48 Jahre alte Mann mit sadomasochistischen Neigungen hat zwei 61 und 31 Jahre alte Frauen in seinem unterirdischen Atombunker bestialisch gequält, mißbraucht und umgebracht. Später zersägte er die Leichen und vergrub sie in Säurefässern auf seinem Grundstück. „Die Taten sind in ihrer Schwere kaum noch zu übertreffen,“ sagte der Vorsitzende Richter Gerhard Schaberg.

Reinstrom hatte dem Gericht im Verlaufe des 14monatigen Prozesses mehrfach neue Versionen der Todesumstände aufgetischt. Den Tod der 61jährigen Ehefrau seines ehemaligen Arbeitgebers im März 1986 hatte er als Unfall dargestellt und behauptet, die Hausfrau habe sich bei einem Sturz von der Kellertreppe seines Hauses einen Genickbruch zugezogen.

Bis zu seinem späten Geständnis am 90. Verhandlungstag bestritt er auch den zweiten Mord. Dann räumte er ein, im Oktober 1988 beim Sex mit der 31jährigen Industriekauffrau in seiner Sauna „unkontrolliert auf sie eingeschlagen“ zu haben, weil sie ihn in den Penis gebissen hatte.

Die Vertreterin der Anklage, die auf lebenslänglich plädiert hatte, zeigte sich gestern mit dem Schuldspruch äußerst zufrieden. Die Verteidigung des Kürschnermeisters hat angekündigt, in die Revision zu gehen. Sie hatte für ihren Mandanten Freispruch beziehungsweise keine Verurteilung wegen Mordes gefordert. dpa

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen