: Kaum Friedensaussicht
■ Belgrad verweigert gegenseitige Anerkennung der neuen Republiken
Zagreb/Sarajevo (AP) – Nach dem Tod dreier US-Diplomaten sind die amerikanischen Friedensbemühungen zunächst unterbrochen. Dagegen ist die Wahrscheinlichkeit einer neuen kroatischen Offensive gestern wieder gewachsen. Ziel sind nach Darstellung kroatischer UN-Diplomaten serbische Artilleriestellungen, von denen aus Dubrovnik an der Adria und Osijek in Ostslawonien beschossen wurden.
US-Präsident Bill Clinton hatte nach dem Unfalltod der US-Diplomaten, darunter der Architekt des US-Friedensplans Robert Frasure, versichert, sein Land werde sich weiter für eine Friedenslösung einsetzen. Ein westlicher Vertreter ließ dagegen in Sarajevo durchblicken, die US-Friedensmission sei festgefahren, da sich Belgrad nach wie vor nicht auf die gegenseitige Anerkennung von Kroatien, Bosnien und Serbien einlasse. Dies sei aber das Kernstück des Plans. Der Leiter der amerikanischen Bosnienmission, Richard Holbrooke, erklärte, er werde bereits in acht Tagen mit einer neuen Delegation zurück in das Krisengebiet reisen.
Der Strom der Flüchtlinge in Kroatien, Bosnien und Serbien wird immer größer. Das UN- Flüchtlingswerk UNHCR appellierte an die Streitkräfte Kroatiens, die bis zu 25.000 Gefolgsleute des geflohenen Muslimführers Fikret Abdić nicht, wie bereits versucht, mit Gewalt in ihre Heimatstadt Velika Kladusa in Nordwestbosnien zurückzutreiben. Die Flüchtlinge lagern auf der Straße bei Vojnić auf halbem Wege zwischen Karlovac und Kladusa.
Rund 11.000 Kroaten und Moslems fielen nach Angaben der kroatischen Nachrichtenagentur Hina inzwischen der systematischen Vertreibung durch die Serben von Banja Luka in Nordwestbosnien zum Opfer. Die noch verbliebenen 16.000 würden in den kommenden Tagen und Wochen erwartet. Sie würden gegen Devisen bei Davor mit Booten über den Grenzfluß Save nach Kroatien deportiert. Seite 11
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