Kauft die taz!: Beate Willms, Vorstand
Wer jemals in oder mit der taz zu tun hatte, weiß, dass in so ziemlich jedem Gespräch, das mit der Arbeit zu tun hat, unweigerlich die Frage fällt: „Wie geht es euch eigentlich so?“ Und wer dann nicht ganz plötzlich ein großes Talent zum Märchenerzählen an sich entdeckt, sagt dann „So lala“, „Wie immer“ oder „Es geht“. Leichter wird das erst immer am Ende eines Jahres, wenn die herbstlichen Abokampagnen die LeserInnenzahlen ansteigen lassen, so dass dann alternativ auch ein vorsichtiges „Alles wird gut“ mit im Angebot ist.
Die diesjährigen Drohwetten haben uns noch ein Stück weiter gebracht. Trotz oder gerade weil sie innerhalb der Redaktion und auch bei den LeserInnen umstritten waren. Denn sie haben – plakativ und abschreckend – deutlich gemacht, wie eine Zeitung mit den gleichen Mitteln, aber ohne die Besonderheiten der taz, also wie eine Welt ohne die taz, wie wir sie kennen, aussehen würde. Und damit nicht nur neue AbonnentInnen geworben, sondern – wie beispielsweise auch durch die Kosovokrieg-Berichterstattung oder die Serie „Viele gute Gründe für den Atomausstieg“ – gezeigt, dass die taz nicht überflüssig geworden ist. Diese Frage war im Laufe des Jahres von PessimistInnen immer öfter gestellt worden, nachdem das „Alles wird gut“ angesichts sinkender Verkaufszahlen doch immer euphemistischer schien.
Der Zeitungsmarkt entwickelt sich genau so, wie zu befürchten war. Die großen Verlage starten millionenschwere Einkaufs- und Werbeoffensiven und zögern dabei keinen Moment, sich der Themen, Ideen und AutorInnen der taz zu bedienen. Und die kann nur dadurch mithalten, dass sie sich ständig neu erschafft – ohne sich selbst aufzugeben. Kurz gesagt: Die taz muss mit dem Kopf durch die Wand. Mit. Nicht ohne. Sparen allein rettet die Zeitung nicht, und wenn es noch so kreativ ist. Potential gibt es mehr als genug. Intern wie extern. Die Projekte für das kommende Jahr sollen beweisen, dass es sich lohnt, es zu erschließen: die „neue taz“, die in der Redaktion entwickelt worden ist.
Und wenn alles gut geht und die lokalen UnterstützerInnen ihren Teil zu einer tragfähigen finanziellen Basis beitragen, wird endlich auch der vierte Lokalteil nach Berlin, Hamburg und Bremen etabliert. Die bestehenden Projekte in Münster und Bochum sollen mit einer neuen Kölner Initiative zur NRW-taz zusammengeführt werden – die endgültige Entscheidung des Vorstands steht für die nächsten Wochen an. Dabei kann nicht gespart, dafür muss Geld ausgegeben werden. Geld, das sich amortisieren wird, weil es weiter eine taz geben wird.
Funktionieren kann das nur, wenn neben der Redaktion und dem Verlag auch die GenossInnen weiter mitmachen. Und wenn immer mehr LeserInnen AbonnentInnen werden. Oder gleich in die Genossenschaft eintreten.
Beate Willms, Vorstand
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