Katrin Gänsler zum neuen Präsidenten in Burkina Faso: Trotz allem eine gute Wahl
Das dürfte einer der schönsten Momente in der Geschichte von Burkina Faso werden. In einer offenen und transparenten Wahl – so die Einschätzung der Beobachter – ist Roch Marc Christian Kaboré zum neuen Staatsoberhaupt gewählt worden. Das Land hat damit gezeigt, dass es sich trotz aller Schwierigkeiten wieder in Richtung Demokratie bewegen möchte. Vielen Bewohnern war das sehr ernst, was sie in diesen Tagen eindrucksvoll gezeigt haben.
Dass dafür ausgerechnet ein Vertrauter des vorherigen Präsidenten Blaise Compaoré in das höchste Amt des Staates gewählt worden ist, mag verwundern. Roch, wie der künftige Präsident gern genannt wird, war schließlich fast genauso lange in Spitzenpositionen, wie die Herrschaft seines Vorgängers dauerte. Die Kritik, unter ihm keinen wirklichen Wandel zu haben, gilt deshalb als durchaus berechtigt.
Trotzdem muss man die Entscheidung akzeptieren. Die lange Phase des Übergangs und des wirtschaftlichen Stillstands sind viele Burkiner schon vor Monaten leid gewesen. Eine Stichwahl hätte das möglicherweise um Wochen verzögert.
In den langen Herrschaftsjahren von Compaoré war es außerdem nicht möglich, dass sich tatsächlich junge, einflussreiche und potenziell erfolgreiche Politiker etablieren, die auch noch über ausreichend Kontakte und finanzielle Unterstützung für einen Wahlkampf verfügen. Erste Anzeichen dafür gibt es zwar, doch 13 Monate sind viel zu kurz, um sich erfolgreich in einer Präsidentschaftswahl zu behaupten.
Deshalb ist nun mehr denn je die Zivilgesellschaft gefragt: Es ist ihre Aufgabe, nicht nur den Präsidenten, sondern alle künftigen Regierungsvertreter zu beobachten und bei Problemen so früh wie möglich Alarm zu schlagen. Politik spielt sich schließlich längst nicht nur im Parlament, Senat oder einem Ministerium ab, sondern überall. Burkina Faso ist dafür das beste Beispiel.
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