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■ KommentarKasperle Hajen

Da wird ein Chefarzt suspendiert, weil er durch offensichtliche Behandlungsfehler zahlreiche Patienten schwer geschädigt hat. Zehn Tage später wird seine Suspendierung wieder aufgehoben. Begründung: Im Moment behandele er korrekt. Da wird ein Oberarzt vom Dienst suspendiert, weil er – und darüber sind Senator Hajen und die UKE-Leitung offenbar geteilter Meinung – irgendwie mitverantwortlich für die Verstrahlung gewesen sei.

Einen Tag später wird seine Suspendierung aufgehoben, weil er vielleicht doch nicht irgendwie mitverantwortlich war. Dafür wird ein anderer Arzt mit der Leitung der Abteilung betraut, der auch schon zu Zeiten des Strahlenskandals dort gearbeitet hat. Der soll wiederum nicht verantwortlich sein. Oder vielleicht doch?

Was sich am UKE und in der Wissenschaftsbehörde in den vergangenen Wochen abgespielt hat, würde genügend Stoff für einen absurden Fortsetzungsroman hergeben. Traurig nur, daß die Geschichte so einen ernsten Hintergrund hat. Die Gründe für ganze Rein-und Raus-Spiel sind doch bekannt. Die Feindschaft zwischen dem Chefarzt und seinem Oberarzt treibt offenbar solche Blüten, daß die UKE-Leitung der Meinung zu sein scheint, daß es dem einen nicht besser oder schlechter gehen darf als dem anderen. Muß der eine gehen, fliegt der andere auch – darf der andere wiederkommen, muß auch der eine rehabilitiert werden.

Und Senator Hajen läßt sich zum Kasperle in diesem Theater machen. Erste Rücktrittsforderungen werden bereits laut. Denn er ist schließlich politisch verantwortlich. Irgendwie.

Sannah Koch

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