Kaschmir-Konflikt in Indien: Hochverratsvorwurf gegen Amnesty
Die Polizei ermittelt nach einer Veranstaltung gegen Amnesty International. Die Menschenrechtsorganisation weist den Vorwurf des Hochverrats zurück.
Am Montag hatte die Polizei in Bangalore eine Strafanzeige gegen die Organisation gestellt und Ermittlungen aufgenommen. Anlass war eine Diskussionsveranstaltung, die Menschenrechtsverletzungen in der Konfliktregion Kaschmir thematisierte. Dazu waren Familien eingeladen, deren Angehörige angeblich von indischen Streitkräften verschleppt wurden und als vermisst gelten. Amnesty wird Hochverrat, unerlaubte Versammlung und Aufruhr vorgeworfen.
Seit längerem schon beobachtet Indiens Regierung die Arbeit vieler Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen mit Argwohn, weil diese angeblich gezielt großangelegte Wirtschaftsprojekte sabotierten. Besonders Organisationen, die Spenden aus dem Ausland erhalten, werden stark kontrolliert und sollen demnächst gesetzlich verpflichtet werden, Einkünfte und Vermögen ihrer Angestellten offenzulegen.
Kaschmir ist seit sechs Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen den Atommächten Indien und Pakistan, um den beide Länder schon mehrfach Kriege führten. Seit dem Tod eines Rebellenführers vor sechs Wochen kommt es dort fast täglich zu Demonstrationen und Unruhen. Mehr als 60 Menschen kamen dabei ums Leben, zwei davon waren Polizisten.
Seit ein paar Jahren gibt es Versuche, den Konflikt zu entschärfen, doch in letzter Zeit sind die Töne zwischen Islamabad und Neu-Delhi wieder schärfer geworden.
Am Dienstag kamen bei gewaltsamen Demonstrationen gegen die indische Regierung vier Menschen ums Leben, mindestens 15 weitere wurden verletzt. Hunderte Demonstranten hätten am Dienstag in dem Ort Aripanthan anti-indische Parolen skandiert und Steine geworfen, die Polizei habe mit scharfer Munition und Gummigeschossen reagiert, sagte ein Polizeibeamter.
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