piwik no script img

Kartellamt bestraft NestléMillionenstrafe für Milliardenkonzern

Weil sich Nestlé mit anderen Firmen über Preise abgesprochen hat, wurde der Konzern vom Kartellamt bestraft. Doch das Bußgeld wird Nestlé kaum stören.

Überteuert? Wahrscheinlich. Bild: dpa

DÜSSELDORF rtr | Im Kartellverfahren gegen zahlreiche Lebensmittelkonzerne ist das Marktschwergewicht Nestlé glimpflich davongekommen. Das Bundeskartellamt verhängte unter anderem wegen unerlaubter Preisabsprachen mit dem Wettbewerber Kraft gegen Nestlé ein Bußgeld von 20 Millionen Euro, wie die Behörde am Mittwoch mitteilte.

Grund für den vergleichweise geringen Betrag sei die Kooperation des Schweizer Nahrungsmittelkonzerns mit den Behörden bei der Aufklärung der Vorwürfe. Nestlé setzte im vergangenen Jahr rund 75,5 Milliarden Euro um.

In gleicher Sache waren im Jahr 2011 gegen Kraft Foods Deutschland, Unilever Deutschland und die Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG inzwischen bereits rechtskräftige Bußgelder in einer Gesamthöhe von rund 38 Millionen Euro verhängt worden. Angestoßen wurde das Verfahren seinerzeit aufgrund eines Kronzeugenantrags der Mars GmbH, die daher ohne Geldbuße davonkam.

„Hochrangige Vertriebsmitarbeiter der Unternehmen haben sich über mehrere Jahre in einem regelmäßigen Gesprächskreis getroffen und gegenseitig über den Stand und den Verlauf von Verhandlungen ihres Unternehmens mit verschiedenen Einzelhändlern, teilweise auch über beabsichtigte Preiserhöhungen informiert“, erklärte Kartellamts-Präsident Andreas Mundt.

Im klassischen Sinne seien das keine Kartellabsprachen gewesen, der Wettbewerb sei aber dadurch stark beeinträchtigt worden. Betroffen waren vor allem Süßwaren, Heißgetränke, Tiernahrung und Tiefkühlpizza.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • F
    Fridolin

    @ FMH: Bravo, Sie gehören zu denen, auf die die Konzerne zählen können. Lächerlich ist ihr Bezug auf den Biobauern. Denn der hat keinen Einfluß. Folglich ist es irrelevant, ob ich den boykottiere; ob er die Steuererklärung fälscht oder seinen Hund quält: erfahren werde ich es eh nicht. Konzerne dagegen haben Macht und betreiben umsatzkräftigen Lobbyismus, folglich haben sie sogar mehr politischen Einfluß als Sie und ich mit unserem Kreuzchen alle vier Jahre. Und wenn diese Konzerne ihre Kartellbußen, wie in diesem Artikel geschildert, faktisch unter "lächerlich" buchen können (sprich: Portokasse), dann ist es um so mehr Aufgabe jedes einzelnen Konsumenten, dies zu sanktionieren: mit Boykott. Natürlich kann ich nicht perfekt und vollständig in meiner Auswahl sein. Aber gewichten kann man schon. Leider kann man Konzernen zur Zeit damit keine Angst einjagen, denn der gemeine Konsument ist träge. Der ist z. B. mehrheitlich gegen Atomkraft, aber bezieht zu 80% Strom von Atomkonzernen. Und wer hat schon die Zeit, sich über tausend Kriterien zu informieren. Was "OK" ist, ist außerdem oft teurer, und der Großteil der Nation ist eh nur auf Schnäppchenjagd aus, sei es nur aus Sachzwängen. Oder man schaut einfach nicht hin. Aber genau darauf bauen die Konzerne. Wir leben in der "Daumen hoch"-Community.

    Boykottieren, weil Konzerne Rechtsverstöße begehen: Kant würde das gefallen, denn als allgemeines Gesetz würde es viel zum Guten ändern. Nichts wirkt schlimmer als Umsatzeinbußen, denn das ist die einzige Sprache, die Konzerne verstehen. Aber leider heißt es beim Konsumenten meist: erst kommt das Schnäppchen, Verzeihung, Fressen, dann die Moral.

  • F
    FMH

    @Fridolin

    Das halte ich schon allein deshalb für lächerlich, weil sie, sofern sie sich richtig informieren, von gar keinem Konzern mehr etwas kaufen dürften. Dann hätten sie gleich das Pferd von hinten aufzäumen können und nur noch vom Biobauern um die Ecke kaufen können. Obwohl man ja nicht weiß, ob der nicht vielleicht Steuern hinterzieht oder seinen Hund prügelt...

     

    Kurz: Niemand wird gezwungen, dass... und Man muss sich nur ein wenig Mühe machen... sind keine Argumente, die man verwenden kann, wenn es um Rechtsbrüche geht.

  • Z
    zensiert

    freihändig fahrrad fahren kostet 5€...

  • CT
    Christophe T.

    Wie gehabt - Kriminelle mit 75 Mrd Umsatz kommen mit einer symbolishen Geldbusen wech.

     

    Hier findet wohl umgekehrt potentielle Straffmassalgorythmus Anwendung!

     

    Vorsicht Falschparker - demnächst 20 Jahre Knast für falschparken!!

  • F
    Fridolin

    Niemand wird gezwungen, Waren dieser Konzerne zu kaufen. Ich habe mittlerweile eine ganze Liste von Firmen, die ich boykottiere, und in letzter Zeit sind viele wegen Preisabsprachen dazugekommen. Man muß sich nur ein wenig Mühe machen und sich informieren.