: Kann das gut gehen?
Nach der Pandemie ist vor dem Sparen: Der Kulturbranche drohen Einschnitte
Sie hat gelitten wie sonst wohl keine/r. Die Rede ist von der hehren Kultur. Museen, Theater, Clubs und Konzerthäuser wurden von der Pandemie schwer getroffen. Etwas weniger jene K., die das Attribut „Hoch“ vor ihrem Namen trägt und die ohne Subventionen sowieso nicht überlebensfähig wäre – schwerer die Freie Szene und all die namenlosen Selbständigen, ohne die der tägliche Betrieb zu Normalzeiten gar nicht möglich wäre. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages hat für den Kultursektor einen Umsatzrückgang von über 22 Milliarden Euro im Vorjahr errechnet.
Wird nach dem Sommer und mit steigender Impfquote alles besser? Das bleibt abzuwarten. Baden-Württemberg ist schon mal vorgeprescht: Seit Mitte August spielt hier die Sieben-Tage-Inzidenz als Gradmesser für Einschränkungen keine Rolle mehr – Diskotheken und andere Events in Innenbereichen können hier wieder „unter Vollauslastung“ besucht werden. Nur kann das gut gehen? Skepsis ist angebracht.
Branchenvertreter*innen drängen nun darauf, dass die Kultur gegenüber anderen Bereichen zumindest nicht benachteiligt wird. Warum sollten auch Tausende Zuschauer im Fußballstadion erlaubt sein, bei einem Konzert aber nicht? Zudem müssten finanzielle Hilfen weiter aufrechterhalten bleiben. Denn während staatliche Häuser etwa ihre festen Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken können, lebt die Berufsgruppe der freien Künstler gerade oft weiter am Existenzminimum.
Angesichts der Auswirkungen der Coronakrise warnt der Deutsche Kulturrat davor, dass es in den nächsten Jahren im Kulturbetrieb zu drastischen Einsparungen kommen könnte. Denn angesichts vieler verschuldeter Kommunen besteht die Gefahr, dass gerade in der Kultur gespart wird, wenn die Hilfen von Staat und Ländern auslaufen. Derzeit ist der Kulturrat darum vor allem mit einem beschäftigt: Den Parteien vor den Bundestagswahlen das Versprechen abzuringen, dass es dazu nicht kommt. (os)
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