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Kampf ums Rote RathausKünast gegen Wowereit?

Im Kampf um den Posten als regierender Bürgermeister von Berlin zeigt eine Umfrage Überraschendes: Die Grüne Renate Künast hätte Chancen, Klaus Wowereit davon zu jagen.

Renate Künast müsste laut einer Umfrage bald nicht mehr aus dem Fenster des Grünen Busses, sondern vom Balkon des Roten Rathauses sprechen. Bild: ap

BERLIN taz | Eine Grüne als Regierende Bürgermeisterin im Roten Rathaus? In Berlin scheint das nicht mehr unmöglich zu sein. Laut einer am Montag veröffentlichten Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa trauen 60 Prozent der Berliner den Grünen diesen Erfolg gegen Amtsinhaber Klaus Wowereit (SPD) zu - wenn ihre Spitzenkandidatin bei der nächsten Wahl im Herbst 2011 Renate Künast heißen sollte.

In Berlin kommt laut Umfragen seit Monaten keine Partei auf mehr als 25 Prozent. Meist liegt die CDU knapp vorn. Dahinter geht es munter durcheinander. Bei der Europawahl im Juni landeten die Grünen mit 23,6 Prozent auf Platz 2 deutlich vor der SPD. Bei der Bundestagswahl kamen sie mit berlinweit 17 Prozent zwar nur auf Platz 4, dafür lag die Linke hauchdünn vor der SPD. Die FDP liegt bei 7 Prozent.

Selbst für eine Zweier-Koalition aus SPD und CDU würde es knapp. Dreier-Bündnisse hingegen sind viele möglich: Rot-Rot-Grün, Ampel oder Jamaica. Nur bei einer schwarz-rot-gelben Koalition blieben die Grünen außen vor. Offen ist vor allem, welche Partei jeweils vorn läge.

Bereits im Herbst hatte die Berliner Grünen-Chefin Irmgard Franke-Dressler daher überlegt, eine Kandidatin für das Rote Rathaus zu benennen. Das werde ein spannender Prozess, sagte jüngst auch Jürgen Trittin, der zusammen mit Künast die Bundestagsfraktion der Grünen leitet.

Künast selbst äußert sich nicht. Auch die Partei will am liebsten erst Anfang 2011 entscheiden, ob sie überhaupt eine Bürgermeisterkandidatin aufstellt. Doch parteiintern scheint längst klar: Künast müsste nur Ja sagen, dann hätte sie den Job. Denn die einstige Bundesverbraucherschutzministerin hat nicht nur einen für Grüne seltenen Bekanntheitsgrad. Sie saß zudem 13 Jahre im Berliner Abgeordnetenhaus, bis sie 2000 in den Bundestag wechselte. Nicht zuletzt ist Künast kein Mann - was bei grüner Postenvergabe durchaus hilfreich sein kann. Andere Grüne mit ähnlichem Profil sind nicht in Sicht. Es gibt nur ein Problem: Die 54-Jährige müsste ihr Bundestagsmandat abgeben, um nicht in den Ruf zu geraten, bloß Showkandidatin zu sein.

Doch selbst die CDU schließt Grün-Schwarz unter einer Regierenden Bürgermeisterin Renate Künast nicht aus. Frank Henkel, Partei- und Fraktionsvorsitzender der Berliner CDU, hält das zwar für eine theoretische Überlegung. "Aber es gibt ungeschriebene Gesetze in der Politik, und eines davon lautet, dass die stärkste politische Kraft den Regierungschef stellt", sagte Henkel der taz.

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18 Kommentare

 / 
  • KK
    Klaus Keller

    Sägewerk

     

    Frau Künast als Spitzenkandidatin der CDU ?

     

    Warum nicht, sie passt ganz hervoragend zu der Truppe.

     

    Sind Doppelpässe ups Parteizugehörigkeiten eigentlich zulässig, das würde die Sache doch sehr vereinfachen.

     

    PS sollte Sie den Bundestag verlassen müssen(freu)hoffe ich auf eine Gewaltablehnende Nachfolgerin, wenn sojemand bei den Grünen vorrätig ist.

     

    Da fällt mir ein ist es Kühn auf einem Ast zu sitzen und sich den selben unterm Hintern abzusägen und kommt von daher der Name Künast?

     

    klaus keller hanau

  • T
    tageslicht

    Niemand hat etwas gegen Renate Künast als Spitzenkandidatin. Ich bezeichne allerdings nicht die Äußerungen im Forum als "billigen Populismus" sondern viel mehr die Angewohnheit der Grünen, im Wahlkampf konsequent Maximalforderungen für den Sozialstaat zu stellen, die sie, erst mal in Regierungsverantwortung, gleich wieder fallen lassen. Was haben die Grünen in Hamburg denn erreicht? Angetreten, mit dem Ziel das Kraftwerk zu stoppen, und durchgedrückt haben sie es dann trotzdem. Widerlicher Haufen.

    Da bringt es mir auch nichts, die Wahlprogramme der Grünen zu lesen, das ist nichts als Bauernfängerei.

     

    Ich denke keiner stellt hier außer Frage, dass die Grünen bis zur Wahl mauern werden, sich "alle Optionen offenhalten" und schließlich mit der CDU koalieren. Und ums verrecken will ich kein Erfüllungsgehilfe der Macht für diesen Bankenskandal-Verseuchten Provinzstadt-Haufen sein.

  • A
    Amos

    Seit Rot/Grün weiß man doch in welcher Schleimspur

    sich die Grünen suhlen. In der Schleimspur die alle

    gekauften Politiker benutzen. Pro domo steht drauf.

    Ich schätze dass Wowereit den Menschen nur das gegeben hat was ihnen vom Gesetz aus zusteht. Will man natürlich die Gesetzte aushebeln um Geld zu sparen muss natürlich jemand her, der sich Realo nennt aber trotzdem vor nichts zurückschreckt.

    Real ist,dass dieses System so gemacht wurde wie es

    jetzt ist-, nur keinen Weg weiß ,um da auf anständige Art und Weise raus zu kommen.

    Lohndrückerei,Bankencrash,Privatisierung und vieles andere wäre

    zu verhindern gewesen hätte man sich nicht von der

    Wirtschaft kaufen lassen und wäre nicht besorgt um

    seine Nebeneinnahmen.

  • S
    Stefan

    "Erschreckend" wie viel Polemik und billiger Populismus hier im Forum "abgesondert" wird. Was spricht gegen Renate Künast als Spitzenkandidatin der Grünen zur Abgeordnetenhauswahl ? Was spricht gegen Schwarz-Grün ? In HH haben die Grünen durchaus Erfolge erzielen können. Das K.-Kraftwerk hätte auch Rot-Rot-Grün nicht mehr verhindern können.

    Hat die SPD die Grünen jemals "gut" behandelt ? Wohl eher nicht.

  • D
    DasPferd

    Da wird einem schon wieder schlecht. "Die sind doch alle gleich", "Alle Neoliberal", "Besser nicht mehr zur Wahl gehen"... ich könnt kotzen. Beschäftigt euch doch mal den Programmen anstatt nur propagandistischen Gelaber zu glauben.

    Und was soll die alberne Kritik an dem Artikel? "Grüne Brille", wenn ich das schon höre. Wie oft sind die Grünen hier auch (zurecht) niedergemacht worden, aber ein wenig Objektivität täte dem einen oder anderen ganz gut. Es wäre DAS ERSTE MAL, dass die Grünen um den Posten des Ministerpräsidenten/OBs kämpfen würden. Das ist doch bitte eine Nachricht wert. Darin muss dann auch nicht auftauchen, dass es auch einen Kandidaten, der CDU, SPD und Linken gibt, das gab es nämlich schon mal...

  • D
    DiversityAndEquality

    @vic:

     

    Besonders eindrucksvoll lässt sich das hier im Südwesten der Reoublik beobachten, wo die Grünen in Stuttgart als nunmehr stärkste Fraktion im Gemeinderat gemeinsame Sache mit den Schwarzen machen, wenn es beispielsweise darum geht, schwule Pornokinos zu sabotieren und zu vertreiben, weil sich die Kirchengemeinde dadurch gestört fühlt (Das Pornokino befindet sich in einem gut separierten Gebäude auf vier Etagen, aber einige Anwohner finden es natürlich ganz furchtbar, wenn sie sich nur vorstellen, was "da drin" alles Schlimmes passiert. Das betreffende Viertel ist übrigens seit jeher ein Anziehungspunkt vorwiegend HETEROsexueller Prostitution, in dem sich aber inzwischen "feine Läden" angesiedelt hätten, so die grüne Bezirksvorsteherin).

     

    Zurück ins Mittelalter mit den Grünen!

  • IE
    IM Erika

    Taz" ihr werdet immer lächerlicher! Forsa......

    ich lache mich weg!Vielleicht liest bald keiner mehr euer Schmierenblatt!Richtig wäre dies!

  • V
    vic

    Es ist den Grünen zuzutrauen, dass sie nun sogar noch in Berlin den Schwarzen zur Macht verhelfen.

    Grüne und SPD sind nur noch Machthelfer für die Krake CDU.

    Zur Hölle mit all denen die den Buckel machen, damit die CDU größer scheint.

  • HW
    Hans - Werner

    Die Grünen begannen als politische Selbsterfahrungsgruppe desorientierter Wohlstandskinder, die sich mit Öko- Frauen und dritte Welt- Fragen beschäftigten, um ihre Langeweile und ihr schlechtes Gewissen zu bekämpfen.

    Selbst Revolutionstheoretiker wie Jürgen Trittin und Gewaltpraktiker wie Joschka Fischer waren Söhne, besser: Fehlgeburten dieser Gesellschaft, für die sie sich als Minister so in Zeug legten.

    Und ob nun SPD oder CDU, FDP,LINKE, unterscheiden tuen sie sich in gar nichts mehr. Es ist besser man kauft sich eine Tüte Chips, denn was dort draufsteht ist meistens auch drin, nicht wie bei unseren Systempartein!.

  • MC
    Moped city

    Ganz ehrlich, eine grüne Ministerpräsidentin, das gab es noch nie. Warum eigentlich nicht? Und was ist eigentlich im Forum los, was soll dieses kulturpessimistische Rumgesülze a la alle Neoliberal? Angst um die eigene Stütze?

  • N
    Name

    Zitat:

     

    Das sah Matschie anders, aber der hat sich dann ja doch noch die CDU als großen Partner gesucht...

     

    Und ob Wowereit das so sehen würde, bliebe auch noch offen (scheint ja vieles möglich in Berlin)

  • CT
    Claus Thaler

    bitte verschont uns vor beiden! Ich kann die nicht mehr sehen! Das muss Satire sein!

    Merz muss es zusammen mit Sarrazin machen(Träum)

    Wowi: "Hilfe ich bin schwanger vom Bio-Bauern!"

     

    Wann wird Berlin Parteiunabhängig! Berlin muss unter eine Art "Fachleutequarantäne" gestellt werden.

    Eine Art Verwaltungseinheit!

    Tilo S. for Bundesverwalter!

  • D
    Doc

    Wie schade, dass die TAZ in subjektiv-euphorische Hofschreiberstimmung verfällt, sobald es die Grünen betrifft. Es ist schon auffällig, dass weder die Linke noch die CDU (obwohl anscheinend stärkste Partei) den gleichen Platz in diesem Artikel bekommen, auch wenn dies nur logisch gewesen wäre.

    Ein bisschen mehr Objektivität und vielleicht auch die Frage "Was haben die Grünen und Frau Künast denn den BerlinerInnen zu bieten?" wäre hier wünschenswert gewesen.

  • C
    Christian

    Na, das ist ja toll. Das so ziemlich unangenehmste Gewächs aus der grünen Wiese OB in Berlin? Passt irgendwie in dieses dreist-fordernde, sülze-produzierende Hauptstadt-Biotop. Was soll's... in 2010 mach' ich eh weg von hier und das ist nur noch ein Grund mehr.|^^^^

  • R
    rusti

    Ich kann mich dem Beobachter nur anschließen.

    Liebe Taz, geht´s noch. Ihr könnt doch nicht ernsthaft mit der Forsa Gülle argumentieren.

    Daß der Güllner überhaupt noch Umfragen macht iss ´ne Lachnummer. Bei der Wahrsagerin auf unserem Schützenfest liegt die Trefferquote mind. doppelt so hoch, obwohl sie dem Geldgeber auch schmeichelt.

  • T
    Tommy

    Rot-Rot-Grün, Ampel ... Kunterbunt oder doch SchwarzWeiß ...

    Bei den ganzen möglichen Konstellationen ist es doch völlig egal was Mensch wählt, seine Partei sitzt mit relativ großer Wahrscheinlichkeit mit am Drücker ...

    Bloss kommt dabei nie was vernünftiges raus, will jetzt nicht das übliche Gesabbel von der Kluft zwischen Arm und Reich hier loslassen, aber warum überhaupt noch wählen, der Kurs (Neoliberal) bleibt doch im großen und ganzen immer gleich ?

     

    Schönen Tag noch

  • N
    neuealtebürgerlichkeit

    Mensch, super! Mit der berühmten Berliner Frontstadt-Bankenskandal-CDU schwarzgrün, das wärs doch! Bischen neoliberal, bischen öko, mit ganz viel Wohlfühlgewissen! Bionadebiedermeier for President! Künast wär auch mal dran, wo es schon im Bund mit Merkel nicht gereicht hat. Und Forsa, INSM und Berliner PR-Klüngel wären sicher mit an Bord! Ich freu mich drauf, und BILD, taz und Spiegel Online auch. Da wird in Kreuzberg und Prenzlberg die Bionade in Strömen fliessen, und in Mitte der Moet, das wird ein Fest.

  • BI
    Beobachter IV

    Liebe Taz,

    wer ist denn Forsa? Warum macht Ihr bei diesem Pseudo-Unterhaltungsspiel mit? Auch die Print-Medien sollten sich für mehr direkte Demokratie einsetzen. Dieses Personen- und Parteien-Rauf und Runterspielen finde ich langsam langweilig. Wieviele Menschen sollen sich denn noch aus diesem System ausklinken? Wir brauchen mehr direkte Beteiligung und zwar auf allen Ebenen und ohne Vermittlungs- und Befragungsinstanzen.

    So und nun macht was draus!