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Kampf um syrische Stadt Al-Kusair„Keine Straffreiheit für Täter“

Die Lage der Zivilisten in der Rebellenhochburg Al-Kusair wird immer dramatischer. Derweil wird in Brüssel eine Syrien-Erklärung von Russland verhindert.

Assad-Truppen in Arjoun nahe Al-Kusair. Bild: reuters

NEW YORK rtr/dpa | Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat sich entsetzt über das Ausmaß von Gewalt in der umkämpften syrischen Kleinstadt Al-Kusair gezeigt. Laut einer Erklärung vom Samstagabend in Brüssel rief Ashton die Konfliktparteien auf, Hilfsorganisationen dringend einen sicheren Zugang zu gewähren. Außerdem müsse es möglich sein, Verletzte und Zivilisten zu evakuieren.

Die Konfliktparteien und hier vor allem die syrische Regierung müssten den Schutz von Zivilisten sicherstellen. „Es wird keine Straffreiheit für die Täter geben.“ Ashton betonte erneut die Notwendigkeit einer politischen Lösung des Konflikts. Die Europäische Union werde zum erfolgreichen Zustandekommen einer Syrien-Friedenskonferenz alles erdenkliche unternehmen.

Derweil hat Russland hat nach Angaben von Diplomaten im UN-Sicherheitsrat eine Erklärung zu den Kämpfen in der syrischen Rebellenhochburg Al-Kusair verhindert. Nach Angaben mehrerer Diplomaten lehnte Russland am Samstag einen von Großbritannien vorgelegten Textentwurf ab, mit dem der UN-Sicherheitsrat „große Sorgen über die Lage in Al-Kusair“ und über die Situation der Zivilbevölkerung in der umkämpften Statdt ausgedrückt hätte.

Der russische UN-Botschafter habe gesagt, da der Sicherheitsrat keine Erklärung abgegeben habe, als die Rebellen die Stadt eingenommen hätten, sei eine solche Erklärung nun ebenfalls nicht angebracht. Der Schritt unterstreicht die anhaltenden Differenzen zwischen Russland und den westlichen Ländern in der Syrienkrise deutlich.

Der Kampf um Al-Kusair hielt auch am Samstag an. Regierungstruppen und Aufständische lieferten sich nach Angaben einer Oppositionsgruppe im Zentrum der Stadt und in umliegenden Ortschaften Gefechte. Die Präsident Baschar al-Assad ergebenen Truppen und ihre Unterstützer der libanesischen Hisbollah-Miliz haben die Stadt von der Außenwelt abgeschnitten.

Medizinische und militärische Hilfe

Die Aufständischen riefen nach militärischer Unterstützung und baten um medizinische Hilfe für Hunderte Verwundete, die in der Stadt nahe der Grenze zum Libanon festsitzen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon appellierte an die Kriegsparteien, die Zivilbevölkerung abziehen zu lassen.

„Die internationale Gemeinschaft muss eingreifen, um die Verletzten in Al-Kusair zu retten“, teilten die Syrischen Menschenrechtsbeobachter am Samstag mit. „Die eingeschlossenen Menschen haben keinerlei medizinische Versorgung. Die Situation ist katastrophal.“

Die seit zwei Wochen tobende Schlacht um Kusair dient der Sicherung von Nachschubwegen entlang der Grenze zum Libanon. Für Assad bedeutet die Kontrolle über die Stadt auch den ungehinderten Weg von Damaskus in das Siedlungsgebiet seiner alawitischen Glaubensgemeinschaft, die ihre Wurzeln im schiitischen Islam hat. Die Rebellen kommen vor allem aus der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit.

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10 Kommentare

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  • F
    Freedom

    Sana meldet: Al-Kusair ist gefallen!

     

    PS: Sehr geehrter Herr Niebel, wann wird endlich die Deutsche Entwicklungshilfe für das Assad-Rgime eingestellt?

  • T
    toddi

    Die gute Botschaft, al-Qseir ist vom sunnifaschistischen Pack befreit, die internationale Hilfe für die Zivilbevölkerung kann also kommen. Die noch bessere Botschaft, auch nach (Nord)Alleppo werden die Einwohner bald zurückkehren können. Quelle: http://syrieninfo.blogspot.de/ Ach ja, da ja nun die regulären Kräfte Syriens die Schlacht gewonnen haben greifen selbstverständlich Sanktionen der "freien Westlichen Welt" ...

  • KS
    Kritische Stimme

    Schon ueber 2 Jahre bringen Medien die Hororszenen vom blutigen syrischen Buergerkrieg mit schon fast 3 mio Opfer an Toten,Verwundeten,Invaliden,Fluechtlinge innerhalb+ausserhalb von Syrien. Niemand kann genau beurteilen was da genau passiert weil die europaeische Presse ueber die Politik+Nato Anweisungen bekommen hat was geschrieben werden muss+wer dort der Boesewicht ist.Jeder versteht dass Assad nicht einfach einen Krieg gegen das eigene Volk startet,sondern nur antwortet auf Prvokationen welche in keinem europaeischen Land toleriert wuerden.Deswegen muessen doch Alle einverstanden sein zu untersuchen wer/was diesen schrecklichen,blutigen Krieg ins Geheim unterstuetzt mit Waffen,terroristischen Anschlaegen,trainierung von Rebellen,Finanzmitteln fuer Waffen+taegliche Zahlung der Rebellen.Dann muessen Anstifter,Kriegshetzer+Finanzierer zum internationalen Gericht eingeladen werden um zukuenftigen Katastrophen zu vermeiden,weil diese Parteien sind im Stande ein furchtbares Leid in irgendeinem Land zu verursachen

  • VL
    vergessene Liebe

    Jaa... @HERBERT ! Eine Kapitulation der `Rebellen´ - im Lichte einer Friedenskonferenz... erscheint als das beste Mittel um weitere Eskalation des Krieges zu verhindern...

    ... Jedenfalls haben all diese Forderungen nach `Waffen für die Rebellen´ und / oder NATO Einsatz irgendwie einen Charakter des rufens nach

    "totalem Krieg" ... wo nichts heilbleibt.

  • R
    Ruby

    Viele ursprüngliche Einwohner der Stadt, darunter insbesondere tausende Christen, waren offensichtlich schon bei der Einnahme der Stadt durch Al-Nusrah-Rebellen geflohen, wie bei SPON, gewöhnlich eher Rebellen freundlich, im Juli 2012 zu lesen war:

     

    http://www.spiegel.de/international/world/christians-flee-from-radical-rebels-in-syria-a-846180.html

     

    Aus russischer Sicht macht es also Sinn, sich wieder einmal gegen eine einseitige Instrumentalisierung von UN-Resolutionen zu wehren.

  • H
    Herbert

    Die Rebellen sollten sich der syrischen Armee ergeben- dann wird es keine weiteren Opfer geben. Die Möchtergern-Groß-Kolonialmächte Gb und Fr sollten sich zurückhalten.

    So einfach ist das Frau Ashton!

  • C
    Cesar

    In der Türkei wurden vor 2tagen Al Nusra Kämpfer festgenommen , die C-Waffen bei sich hatten für einen Anschlag auf Nato Basen in der Türkei zur grenze zu Syrien , die c-waffen sollen aus Libyen stammen

     

    Ich finde es erstaunlich

     

    1) wie ist dieses Material in die Türkei gekommen ? die Dedektoren an den Flughäfen hätten doch ausgeschlagen wenn jemand Sarin ins Land einführt

     

    2)Warum wird in der Deutschen Presse nicht Berichtet ?

     

    und ich finde es gerade zu Grotest wie man sich um Araber sorgen macht normaler weise hatte es Sarkozy auf den Punkt gebracht , er nannte diese Abschaum den man mit den Kärcher weg spülen müsse und wenn die geographie stimmt sind es Zivilisten

     

    Ich würde der Deutschen Presse mehr glauben schenken wenn sie Teroristen überall auf der Welt gleich nennen würde

     

    man kann nicht salafisten die hier Polizisten mit Messern angreifen Terroristen nennen und in afgahnistan und syrien als freiheitskämpfer titulieren , es ist doch nicht von der hand zu weisen das Saudi Arabien in Pakistan und Afgahnistan genau die selben Leute für den Kampf gegen Assad rekrutieren die Nato truppen dort angreifen

     

    Die konzentration von Kapital sorgt auch dafür das die Presse massiv gleichgeschalten ist und das offenkundig seit dem Balkan Kriegen , seit dem Deutschland wiedervereinigt wurde und aktiv ausenpolitische interessen vertritt

     

    die viel beschworene Pressefreiheit gilt nur Systemsbedingt innerhalb des Systems so sind SPD und CDU beliebig austauschbar aber international gibt eine centrale koordinierungstelle die dafür sorgt das Deutschland mit einer stimme denkt :)

  • NW
    NO WAR

    Wochenlang hat die Armee einen Korridor aus Al Kuasair offen gelassen, um der Bevölkerung und den Kämpfern die aufgeben wollen einen Ausweg zu geben. Nur wenige Kombattanten hatten die Möglichkeit sich heimlich aus der Kontrolle ihrer Kollegen zu lösen.

     

    Die Armee hat die Islamofaschisten wiederholt aufgefordert die Bevölkerung ziehen zu lassen und diese nicht als Geisel zu nehmen. Die Armee hat häufig, einschließlich mittels Flugblätter, die Bevölkerung aufgerufen zu fliehen solange es noch möglich ist.

     

    Das Ban Ki Moon an die Kriegsparteien appelliert die Zivilbevölkerung abziehen zu lassen, ist angesicht der verspäteten Reaktion eine bodenlose Frechheit, eine unglaubwürdige Heuchelei!

     

    Der Anteil der Bevölkerung der jetzt noch in Al Kuaseir ist konnte nicht fliehen weil er nicht wußte wohin; weil die Menschen alt sind und nicht gehen wollen; oder weil es Angehörige von den Islamisten sind.

     

    Meines erachtens sollte ein temporäre ssKorridor nach Al Kuaseir eröffnet werden. Ob sich der rote Halbmond dafür bereit erklärt? Vermitteln kann vielleicht Russland - dummerweise kann man den Radikalislamisten nicht trauen. Wer kann für sie bürgen?

     

    Die Gefahr ist alledings das diese Helfer von den Radikalislamisten als Geiseln genommen werden, so wie es den beiden orthodoxen Bischöfen ergangen ist, die auf dem Weg zu Verhandlungen waren und seitdem als Geisel gehandelt werden oder sogar umgebracht wurden.

     

    Auf keinen Fall dürfen NGOs, westl Hilforganisationen, sogenannte Menschenrechtler oder ähnliche Kriegstreiber rein - den sollte man kein Vertrauen mehr schenken - die meistens nur einen Grund zum zündeln.

  • KS
    Kritische Stimme

    Schon ueber 2 Jahre bringen Medien die Hororszenen vom blutigen syrischen Buergerkrieg mit schon fast 3 mio Opfer an Toten,Verwundeten,Invaliden,Fluechtlinge innerhalb+ausserhalb von Syrien. Niemand kann genau beurteilen was da genau passiert weil die europaeische Presse ueber die Politik+Nato Anweisungen bekommen hat was geschrieben werden muss+wer dort der Boesewicht ist.Jeder versteht dass Assad nicht einfach einen Krieg gegen das eigene Volk startet,sondern nur antwortet auf Prvokationen welche in keinem europaeischen Land toleriert wuerden.Deswegen muessen doch Alle einverstanden sein zu untersuchen wer/was diesen schrecklichen,blutigen Krieg ins Geheim unterstuetzt mit Waffen,terroristischen Anschlaegen,trainierung von Rebellen,Finanzmitteln.Dann muessen Anstifter,Kriegshetzer+Finanzierer zum internationalen Gericht eingeladen werden um zukuenftigen Katastrophen zu vermeiden,weil diese Parteien sind im Stande ein furchtbares Leid in irgendeinem Land zu verursachen

  • I
    I.Q

    Wie stehen denn beide Seiten zu einem Abzug der Zivilisten zu diesem Zeitpunkt?

     

    Der Sicherheitsrat hätte ein Angebot dazu unterbreiten und an beide Seiten richten sollen, die Zivilisten etwa in ein vom Roten Kreuz geführtes Lager zu überführen.

    Die Zivilisten sollten dabei vor Angriffen egal von welcher Seite geschützt werden.