: Kampf um den Bremer Konzertmarkt
■ KPS-Gruppe kaufte das System CTS und macht Druck auf Bremer Konkurrenten vom Ticket-Service-Center / Erreicht KPS mit Hilfe der landeseigenen Hibeg Monopol auf Konzertmarkt?
Am 19.10. gibt Steven Isserlis, ein weltbekannter Cellist, ein Konzert in der Glocke. Wer aber denkt, bei der Konzertkasse in der Glocke würde es Karten für dieses Konzert geben, der irrt. „Da müssen sie zu Karstadt gehen“, sagt die nette Dame. Sie hat einen Computer da stehen, der bundesweit vernetzt ist. Nur eben einzelne Konzerte im eigenen Haus sind da nicht drin.
Genauso steht es um die Konzerte des Philharmonischen Orchesters in Bremen. Der Kampf um den Konzertkartenverkauf hat die Klassik-Veranstaltungen erreicht, seitdem das „KPS“-Konzertbüro Mitveranstalter ist. Und seitdem die KPS-Gruppe wesentliche Anteile des überregionalen „Computer-Ticket-Systems“(CTS, München) übernommen hat. In Bremen dominiert derweil die Konkurrenz, das Bremer Ticket-Service-Center (TSC) mit dem System „Start“.
Bremische Veranstalter, die nicht mit CTS kooperieren spüren wie das TSC erheblichen Druck. Beim Michael-Jackson-Konzert waren Karten in der ersten Woche nur über eine teure „0190“er Nummer zu haben, die ins Hamburger Call-Center von KPS führte. Bei anderen Pop-Konzerten gab es Kontingente für die Konkurrenz von CTS erst spät, als das erste Geschäft über CTS schon gelaufen war. Wer derzeit in der Zentrale des Bremer Ticket-Systems an der Stadthalle eine Karte für den Stadthallen-Auftritt von Joe Cocker kaufen will, bekommt nur einen „Umtauschgutschein“aus dem Computer ausgedruckt.
Die neue Geschäftsführerin der CTS aus dem Hause KPS, Cornelia Einsiedel-Michaeli, erklärt den ausgebrochenen Konkurrenzkampf ganz schlicht: Das Bremer TSC wolle sein Monopol verteidigen, es verkauft über 23 Vorverkaufsstellen on-line, und da KPS jetzt die Konkurrenz CTS übernommen habe, wolle er erreichen, daß in den Vorverkaufsstellen auch die Bildschirme von CTS stehen.
So einfach will das TSC, hinter dem die Sparkasse steht, sich ihre jahrelange teure Aufbauarbeit nicht abnehmen machen lassen. Die Konzertveranstalter könnten Kontingente neben CTS auch an TSC geben, dann gäbe es kein Problem, ist das Gegenargument. Aber CTS hat Exklusiv-Verträge. Und von der Vorverkaufsstelle beim Weser Kurier ist schwer vorstellbar, daß da der Kartencomputer von KPS/CTS in der Schalterhalle aufgebaut wird.
Im Hintergrund geht es um mehr als die Kartencomputer. Seit dem März dieses Jahres verhandelt KPS mit der Hibeg. Das Angebot: KPS will die Hamburger und Münchener Call-Center-Aktivitäten nach Bremen zu verlagern. Das Land Bremen soll diesen Umzug von 150 Arbeitsplätzen mit 6 Millionen Mark versüßen, und nicht nur das: KPS, der schon das „Stadtfest“veranstaltet und mit der staatlichen Glocke-GmbH kooperiert, will mehr staatliche Veranstaltungen unter sein Dach ziehen. Und die Stadt soll mithelfen, daß die Konkurrenz von der TSC klein beigibt.
Der Karten-Verkauf ist ein Machtinstrument: Wieviele Karten wann für ein Konzert verkauft sind, ist wertvolles Geschäftsgeheimnis, sagen Konzertveranstalter, und das dürfe um keinen Preis über eine Ticket-Firma in die Hände des Konkurrenten kommen. Mit dem Werbe-Medium Weser-Report, dem Kartenverkaufs-System CTS und dem kurzen Draht zum staatlichen Veranstaltungswesen über die Hibeg könnte KPS alle an die Wand drücken, fürchten die Konkurrenten, die nicht namentlich genannt werden wollen. K.W.
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