piwik no script img

Kampf um Griechenlands HaushaltGeneralstreik gegen Spardiktat

Die griechische Regierung muss bis Ende der Woche das Sparprogramm und den Haushalt durchboxen. Sonst gibt es kein neues Geld mehr. Jetzt droht ein Generalstreik.

„Zusammen werden wir gewinnen“ lautet das Motto für den zweitägigen Generalstreik. Bild: dapd

ATHEN dpa | Unter dem Druck von landesweiten Streiks und Protesten und mit einem drohenden Staatsbankrott vor Augen kämpft die griechische Regierung einmal mehr um ein milliardenschweres Sparprogramm. Um zugleich politisch zu überleben, muss die Regierungskoalition am Mittwoch das jüngste in einer Serie von Sparpaketen billigen – und das bei Abweichlern in den eigenen Reihen.

Ist diese Hürde genommen, muss auch noch der Haushalt am kommenden Sonntag gebilligt werden. Die neuen Sparmaßnahmen mit einem Volumen von 13,5 Milliarden Euro sind Voraussetzung dafür, dass Griechenland von der Geldgeber-Troika aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) spätestens bis zum 16. November weitere Finanzhilfen erhält.

Aus Protest gegen das neue Sparpaket begannen am Montag in Griechenland umfangreiche Streiks. Weder Radio noch Fernsehen sendeten Nachrichten, weil die meisten Journalisten ihre Arbeit niederlegten. Tausende Menschen kamen zu spät zur Arbeit. In Athen fuhren weder U-Bahnen noch Straßenbahnen. Auch die Taxifahrer traten in einen 24-stündigen Streik. Die Krankenhausärzte behandelten nur Notfälle. Auch die Mitarbeiter der Müllabfuhr legten ihre Arbeit nieder.

Drohender Generalstreik

Am Dienstag und Mittwoch werden die Streiks dann voraussichtlich das gesamte öffentliche Leben lahmlegen. Dann wollen auch die Bankangestellten, die Seeleute, die Bahngewerkschaft und die Busfahrer sowie die Staatsbediensteten und die Lehrer streiken. Am Dienstag wird es wegen eines Fluglotsenstreiks zwischen 09.00 Uhr und 12.00 Uhr (MEZ) zu erheblichen Verspätungen im Flugverkehr kommen.

Die Proteste sollen am Mittwochabend mit einer Demonstration vor dem Parlamentsgebäude in Athen ihren Höhepunkt erreichen. Zu diesem Zeitpunkt entscheidet das Parlament über das neue Sparprogramm.

Regierungschef Antonis Samaras warnte am Sonntag, dass Griechenland ins Chaos stürzen werde, sollten die Maßnahmen nicht gebilligt werden. Der Sozialist Evangelos Venizelos forderte seine Abgeordneten auf, das Sparpaket zu billigen. Der kleinere Koalitionspartner dagegen – die Demokratische Linke – will sich allen Anzeichen nach beim Votum am Mittwochabend der Stimme enthalten.

Auch einige sozialistische Abgeordneten kündigten an, sie wollten gegen das Sparprogramm stimmen. Griechische Medien spekulierten, dass bei der Entscheidung am Mittwochabend höchstens 155 bis 156 Abgeordnete dem Sparpaket zustimmen werden. Im Juni hatte die Regierungskoalition eine klare Mehrheit von 179 Abgeordneten im 300-köpfigen Parlament.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • P
    petros

    schreib doch mal, wen das Sparpaket betrifft.

  • Z
    zombie1969

    Und der nächste grosse Streik ist angebahnt. Nach dem Streik merken dann die Streikenden, dass das Land immer noch keinen Schritt weiter ist. Dumm gelaufen!

    Vielleicht sollte man es ein Mal mit arbeiten versuchen und mit weniger streiken. Könnte Wunder wirken!