Kampf gegen Steuerflucht: Aus Schwarz mach Weiß
Irland beharrt auf Vorzugstarifen für US-Unternehmen. Auch die Finanzminister der EU zeigen wenig Ehrgeiz, Schlupflöcher zu schließen.
„Bestimmte Länder könnten ihr Veto einlegen“, begründete der slowakische Ratsvorsitzende Peter Kazimir die Nicht-Entscheidung. Damit sind vor allem Großbritannien und Irland gemeint. Die Briten erwägen, ihre Unternehmensteuersätze nach dem EU-Austritt zu senken. Und die Iren beharren auf ihren umstrittenen Vorzugstarifen etwa für Apple oder Amazon.
Allerdings machten die anderen EU-Länder auch keinen richtigen Druck. So reiste Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, der sich gern als Vorreiter für Steuergerechtigkeit präsentiert, vorzeitig ab. Der CDU-Politiker ließ sich in der entscheidenden Sitzung durch seinen Staatssekretär vertreten. Auch die EU-Kommission zeigte keinen großen Einsatz.
Die Brüsseler Behörde hatte nach den „Luxemburg Leaks“ und den „Panama Papers“ eigentlich versprochen, Steuerschlupflöcher zu schließen und Steuervermeidung deutlich einzuschränken. Den öffentlichen Kassen in der EU entgehen Schätzungen zufolge zwischen 50 und 70 Milliarden Euro pro Jahr. Das müsse ein Ende haben, so die Kommission.
„Diplomatischer Kuhhandel“
Doch nach dem Treffen der Finanzminister klang EU-Kommissar Valdis Dombrovskis nicht mehr sehr ehrgeizig. Erst Ende 2018 soll eine Liste „nicht-kooperativer Staaten“ – also Steueroasen – stehen. „Wir haben einen weiten Weg zurückgelegt“, sagte Dombrovskis fast entschuldigend. „Zum ersten Mal sprechen wir über einen gemeinsamen Ansatz.“
Doch am Ziel ist die EU noch lange nicht. Selbst EU-Länder wie Großbritannien haben noch eigene Steuerparadiese. „Die schwarze Liste verkommt im diplomatischen Kuhhandel zur weißen Liste“, kritisierte Fabio de Masi, Finanzexperte der Linken im Europaparlament. Es sei „grotesk, dass einigen Mitgliedstaaten selbst das Nullsteuerkriterium zu streng ist“. Damit seien nicht einmal die Bahamas erfasst.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Abschiebung erstmal verhindert
Pflegeheim muss doch nicht schließen
Täter von Magdeburg
Schon lange polizeibekannt
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Slowakischer Regierungschef bei Putin im Kreml