Kampf gegen Korruption in Nigeria: Shooting Star stürzt unsanft zu Boden
Der scheidende Parlamentspräsident Dimeji Bankole ist festgenommen worden - wegen Korruptionsvorwürfen in Millionenhöhe.
LAGOS taz | In der Nacht zu Montag klickten die Handschellen – und Dimeji Bankole war nach tagelanger Suche und einem großen Versteckspiel gefasst. Der 41-jährige Jungstar der regierenden Peoples Democratic Party (PDP) in Nigeria war bis zu den Wahlen im April Parlamentspräsident und galt als Politiker mit Karrierechancen. Doch bei den Parlamentswahlen am 9. April verlor er seinen Wahlkreis Abeokuta Süd im Bundesstaat Ogun, und jetzt ist Bankole der spektakulärste Fang, der der Antikorruptionsbehörde "Economic and Financial Crimes Commission" (EFCC) an die Angel gegangen ist. Der Vorwurf: Korruption.
Der jüngste Fall liegt erst ein paar Monate zurück. Damals erhielt das Parlament einen Kredit von 10 Milliarden Naira - rund 43,6 Millionen Euro. Angeblich sollte der Kredit für die Zahlung der riesigen Diäten nötig sein - einfache Parlamentarier können in Nigeria bis zu 1 Million Euro jährlich verdienen. Doch das Geld will anschließend niemand gesehen haben.
Die EFCC nahm Untersuchungen gegen Bankole auf, aber "er ist zweimal zu Terminen nicht erschienen", verkündete Sprecher Femi Babafemi. Außerdem habe es Anzeichen dafür gegeben, dass der Angeschuldigte sich ins Ausland absetzen wollte.
In der Wirtschaftsmetropole Lagos ist Debo Adeniran erleichtert. Bankoles Festnahme"ist ein gutes Omen", sagt Adeniran, der die nichtstaatliche "Koalition gegen korrupte Führungskräfte" leitet. Gerade Politiker müssten Vorbilder sein. Deshalb hofft er nun, dass künftig viel stärker als bisher die Verstrickungen nigerianischer Wirtschaftsbosse und Politiker untersucht werden.
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn es scheint, dass die Antikorruptionsbehörde seit dem Wahlsieg Jonathans im April wieder Auftrieb bekommen hat. Im vergangenen Jahr dümpelte die EFCC eher vor sich hin. Menschenrechtler warfen ihrer Chefin Farida Waziri vor, sie hätte überhaupt kein Interesse an der Bekämpfung von Wirtschaftsverbrechen und sei gegenüber der Politik viel zu zaghaft.
Mitte Mai verkündete sie allerdings, gleich zwei hochrangige Banker sowie die Ehefrau eines dritten zu suchen. Das könnte der Auftakt sein, den ziemlich undurchsichtigen Bankensektor genauer zu durchforsten.
Untersuchungen wären nicht nur gegen Politiker der Regierungspartei nötig, sondern auch gegen die der Opposition. Nach Informationen der Tageszeitung Next sollen im nordnigerianischen Bundesstaat Kano 3 Milliarden Naira aus dem Rentenfonds verschwunden sein. Gleichzeitig hätten Mitglieder der All Nigeria Peoples Party (ANPP) 4 Milliarden Naira für dubiose Hotelrechnungen gezahlt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!