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Kampf gegen Doping wird unabhängigSauberes Eishockey

Kurz vor der Weltmeisterschaft gab der Deutsche Eishockey-Bund sämtliche Dopingkontrollen und die Ahndung der Verstöße in die Hände der unabhängigen Nada.

Mal schauen, ob die Deutschen dann immer noch so schnell sind. Bild: dpa

KÖLN taz | Gernot Tripcke, der Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), war um feierlichen Ton bemüht. Er könne "Bahnbrechendes" berichten, kündigte der Jurist an. Einen "Quantensprung" versprach er - und übertrieb nur ein bisschen.

Das deutsche Eishockey, dessen Funktionäre nicht gerade für Progressivität bekannt sind, hat einen großen Schritt in Sachen Antidopingkampf gemacht. Die Zuständigkeit für Trainings- und Wettkampfkontrollen sowie das komplette Ergebnismanagement haben die Funktionäre in die unabhängigen Hände der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) abgegeben. Dies gilt sowohl für die DEL als auch für den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) sowie für die Zweite Bundesliga und Oberliga. Ein entsprechender Vertrag gilt ab 1. Mai.

Das heißt: Die Nada testet künftig nicht nur, sie leitet auch - im Falle positiver Tests - die Sanktionierung der betroffenen Sportler ein, indem sie alle relevanten Daten sammelt und die Anhörung der Sportler übernimmt. Den ermittelten Sachverhalt übergibt die Nada schließlich an einen vom Deutschen Sportschiedsgericht bestellten Richter zur Entscheidung.

Geplant sind etwa 600 Blut- und Urintests pro Jahr, die Nada kann frei entscheiden, auf welche Substanzen sie testet. Die Kosten, ein etwa sechsstelliger Euro-Betrag, werden vom DEB und den Ligen getragen. "Alles liegt in unabhängiger Hand, Eishockey ist hier Vorreiter", sagte der Nada-Chef Armin Baumert - und fügte mit strengem Blick hinzu: "Vor einem Jahr war das nicht erkennbar."

Vor einem Jahr hatte das deutsche Eishockey mit dem "Fall Busch" landesweit für Furore gesorgt, damals versuchten die Vertreter des Kufensports noch, ihre eigenen Regeln im Antidopingkampf zu installieren. Der Berliner Nationalspieler Florian Busch hatte einen Nada-Kontrolleur fortgeschickt, den Test aber anschließend auf eigene Faust nachgereicht.

Aus Sicht der Nada war die Kontrolle damit ungültig, da sie nicht mehr unangemeldet war. Der DEB wollte Busch jedoch mit einer Geldstrafe von 5.000 Euro und gemeinnütziger Arbeit davonkommen lassen, was nicht dem Nada-Code entspricht. Das Bundesinnenministerium drohte daraufhin mit Streichung der Fördergelder, woraufhin der Verband einknickte. Endgültig entschieden ist der Fall immer noch nicht, er wird zurzeit vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne verhandelt. "Wir haben gezeigt, dass die Nada nicht mit sich spielen lässt", sagte Baumert am Donnerstag.

Da sich die geläuterten Eishockey-Funktionäre nun aber so kooperativ gezeigt haben, müht sich die Nada ihrerseits um Entgegenkommen: Bundestrainer Uwe Krupp wird bei der heute in der Schweiz beginnenden WM wohl mit NHL-Stürmer Jochen Hecht von den Buffalo Sabres planen dürfen. Da Hecht nicht sechs Monate vor dem Turnier dem Nada-Testpool angehört hatte, musste der DEB dafür einen Ausnahmeantrag stellen, der durchgehen wird, falls eine Dopingprobe, die Hecht in der vergangenen Woche in den USA abgegeben hat, negativ ausfällt. Hecht sei nicht lange aus dem Testpool heraus gewesen, und er sei nie auffällig geworden, erläuterte Nada-Justitiarin Anja Berninger. Der Center wird voraussichtlich Freitag Nachmittag im ersten deutschen WM-Spiel in Bern gegen Russland (16.15 Uhr/DSF) für das deutsche Team stürmen dürfen. Weitere Gegner in der Vorrunde sind am Sonntag die Schweiz und am Dienstag Frankreich.

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1 Kommentar

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  • L
    Livesports

    Es ist sicher ein guter Schritt der NADA mehr Raum zu geben. Nur werden reine Institutionelle Faktoren nicht ausreichen um Doping abzustellen - die Mitarbeit des Sportlers ist mehr denn je gefragt. Stichwort: Kontrollsystem!

     

    Eine schöne Stellungnahme der Olympiasiegerin im Mountainbike gibts auch (siehe: http://www.dopingsucks.at ) die zeigt von der Sportlichkeit mit welcher man sich diesem Thema widmen muss... unangenehm ist es für viele, aber um dem Doping den Kampf anzusagen müssen alle zusammenspielen!