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Kampf der WebcrawlerGoogle mit neuen Suchwerkzeugen

"Search Options", ein schlichter Name mit revolutionärem Potential. Künftig soll man Google-Suchergebnisse bis ins Detail an seine Bedürfnisse anpassen können.

Google bringt Licht ins Dunkel - jetzt erst recht. Bild: ap

Auf den ersten Blick lassen sich die Veränderungen an Googles Hauptprodukt, der Suchmaschine, leicht übersehen: Wer auf die englischsprachige Homepage des Internet-Konzerns geht und einen Begriff eintippt, erhält oberhalb der Ergebnisliste seit Dienstagabend eine Zusatzfunktion namens "Show options" ("Optionen anzeigen") eingeblendet.

Unscheinbar ist das, was sich dahinter verbirgt, allerdings keineswegs: Der Onlineriese hat einen komplett neuen Suchwerkzeugkasten integriert, der nach einem Klick auf der linken Seite aufklappt. Die Funktion, die Google-Suchmaschinen-Vizepräsidentin Marissa Mayer gestern auf der Firmenveranstaltung "Searchology" im kalifornischen Mountain View Presse und Industrie vorstellte, hört auf den schlichten Namen "Search Options", Suchoptionen.

"Die Funktion besteht aus einer Sammlung von Werkzeugen, mit denen man Ergebnisse nach Wunsch zerlegen und verfeinern kann", so Mayer. Ziel sei es, Informationen besser zu organisieren, die auf der aktuellen Ergebnisseite zu unübersichtlich seien.

Die Suchoptionen gliedern sich dabei in vier Bereiche. Zunächst lassen sich die Ergebnislisten zusätzlich zur Standarddarstellung nach verschiedenen Angebotsarten filtern: Videos, Foren- und Communityeinträge sowie (Produkt-)Tests, wobei bei letzteren vom Google-Algorithmus sogar versucht wird, eine wertende Kernaussage mitzuliefern.

Zweite wichtige Neuerung ist die Anordnung der Ergebnisse nach Zeit. Bislang liefert Google nur bei seinem Nachrichtenangebot "Google News" eine entsprechende Funktion mit, künftig lassen sich auch reguläre Suchergebnisse entsprechend Filtern.

Möglich sind "aktuelle Ergebnisse", "die letzten 24 Stunden", "die letzte Woche" sowie "das letzte Jahr". Wer alle Ergebnisse zeitlich angeordnet haben möchte, kann außerdem eine Zeitleiste einblenden, in der man nach Monaten und Jahren geordnet in seinen Suchergebnissen surfen kann - und zwar in Googles Gesamtbestand.

Aber auch die Form der Suchergebnisse lässt sich künftig anpassen. So werden auf Wunsch gleich enthaltene Bilder im Kleinformat angezeigt sowie längere beschreibende Texte eingeblendet. So lässt sich eine genauere Auswahl der gewünschten Ergebnisse vornehmen. Ist man sich nicht sicher, wie man Gewünschtes am besten findet, hilft die Funktion "Related searches", verwandte Suchbegriffe. Sie listet Worte, die andere Nutzer bei ähnlichen Anfragen verwendet haben.

Für Experimentierfreudige ist wiederum das so genannte "Wonder Wheel" gedacht, das Wunderrad. Es bietet verwandte Suchbegriffe im Rahmen einer grafischen Darstellung an, die klickbar ist. Die Suche nach "Google" führt hier beispielsweise zu den verschiedenen Produkten der Firma. Im Test funktionierte Wonder Wheel allerdings nur manchmal wie erwartet.

Gut gelungen ist dagegen die Integration der Suchoptionen. Die entsprechende Leiste lässt sich mit einem Mausklick ausblenden und vorgenommene Einstellungen schnell rückgängig machen oder umschalten. Hat man sich einmal verlaufen, gibt es außerdem einen "Reset"-Knopf.

In der Praxis dürfte die verbesserte Google-Suche vor allem durch die endlich hinzugefügte Komponente der zeitlichen Abfolge punkten. Auf diese Funktion warten Nutzer bereits seit langem, sie war bislang nur sehr kompliziert über die wenig geklickte "Erweiterte Suche" erreichbar und nur auf drei, sechs oder zwölf Monate eingrenzbar. Mit der Möglichkeit der Reduktion auf die letzten 24 Stunden nähert sich Google einer Echtzeitsuche an, wie sie von Konkurrenten wie dem Kommunikationsdienst Twitter gerade geplant werden.

Wann Googles neue Suchoptionen auch in anderen Sprachen als Englisch zur Verfügung stehen, war zunächst nicht zu erfahren. Wer die Funktion ausprobieren möchte, geht von Google.de aus einfach auf "Google.com in English".

Der Internet-Konzern, der in Deutschland, den USA und vielen anderen Ländern absoluter Suchmaschinenmarktführer ist, hatte vor 2007 erstmals damit begonnen, verschiedene Mediengattungen wie Videos und Nachrichten regulären Suchergebnissen hinzuzustellen. Die Suchoptionen seien nun ein logisches Nachfolgeprodukt dieser "Universal Search", sagte Google-Managerin Mayer.

Auf der "Searchology"-Veranstaltung kündigte das Unternehmen auch eine zweite neue Suchfunktion namens "Google Squared" an, mit der sich im Internet aufgefundene Inhalte automatisch kombiniert in eine Tabellenkalkulation übernehmen lassen. Diese Technik soll in einer Vorabversion noch in diesem Monat starten.

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