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Kampagne „Frauen zahlen den Preis“Aktionsplan für Geburtshilfe

Ein Drittel aller Frauen in Deutschland erleiden ein Trauma unter der Geburt. Der Hebammenverband fordert 1:1-Betreuung und Qualitätsgarantie.

Eine Hebamme betreut eine schwangere Frau im Kreissaal. Das sollte der Standard sein: eine Schwangere, eine Hebamme Foto: Jan Woitas/dpa

Berlin taz | „Frauen zahlen den Preis“ ist das Motto der Kampagne des Deutschen Hebammenverbandes (DHV) zum Thema Geburtshilfe. Mithilfe einer Petition möchte der Verband eine 1:1-Betreuung durch Hebammen erreichen. Denn die aktuellen Bedingungen in der Geburtshilfe sind prekär – sowohl für Gebärende als auch für Hebammen.

Eine Hebamme begleite oft zwei bis vier Gebärende gleichzeitig, berichtet Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des DHV. „Das ist eine Zumutung für alle Beteiligten“. Wäre jede Hebamme nur für eine Geburt zuständig, könnte besser auf die Bedürfnisse von Gebärenden eingegangen werden. Geppert-Orthofer geht davon aus, dass das die Zahl von Geburtstraumata senken würde. Dem Verband zufolge erleidet ein Drittel aller Frauen in Deutschland ein Trauma unter der Geburt.

Darüber hinaus fordert der DHV eine Qualitätsgarantie für Geburten. „Im Moment haben wir gar keine Erhebungsinstrumente für das Geburtserleben von Gebärenden“, bemängelt Geppert-Orthofer. Auch eine Versorgungsgarantie für Schwangere wünscht sicher der Verband. Das wäre besonders in ländlichen Regionen wichtig.

Dringender Handlungsbedarf für die neue Regierung

Die Ampelregierung hatte 2024 zwar einen Aktionsplan zum Thema Geburtshilfe vorgestellt. Dieser wurde jedoch heftig kritisiert von Interessenvertreter*innen. Der DHV verlangt von der neuen Regierung „endlich einen ernst zu nehmenden Aktionsplan“. Doch in den bisher veröffentlichten Arbeitspapieren von Union und SPD wird das gesamte Thema sträflich vernachlässigt.

Für Eva Marie Plonske vom DHV bestätigt das die Notwendigkeit der Kampagne: „In dem Papier werden keine Ziele für die Geburtshilfe formuliert.“ Das zeige, wie das Thema immer wieder „hinten runterfällt“. Der Verband werde das Thema nun bis zum Welt-Hebammentag am 5. Mai verstärkt in die Öffentlichkeit tragen.

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1 Kommentar

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  • Ich habe drei Kinder zur Welt gebracht. Zwei als Hausgeburten natürlich mir 1:1 Betreuung und eines in der Klinik, weil die Fruchtblase geplatzt war aber die Wehen nicht rechtzeitig eingesetzt haben und ich an den Wehentropf musste.



    Ich habe mich immer gut betreut gefühlt und keine Risiken befürchtet. Bei einer Betreuung von einer Hebamme und 4 Gebärenden sehe ich enorme Risiken. Ich kenne junge Frauen, die stundenlang fahen mussten bis eine Geburts-Klinik überhaupt Platz hatte für sie und geplante Kaiserschnitte, die erst einen ganzen Tag in der Klinik warten mussten, bis sie ohne OP nach Hause geschickt wurden, bis morgen! Geburtstraumata? Kein Wunder! Meine drei Geburten waren sehr unterschiedlich, aber es muss doch klar sein, dass immer eine Hebamme zu Verfügung steht, es ist das außergewöhnlichste was einem Menschen außer der eigenen Geburt und dem eigenen Tod passieren kann, es ist eine Grezerfahrung, die Geburt und leider auch Tod zusammen bringt, wie kann daran gespart werden?



    Jetzt verstehe ich meine 29jährige Tochter gut, dass sie keine Kinder gebären möchte. Dieses Land will keine Kinder. Es spart an allem was Kinder und Mütter dringend brauchen. Unterschreiben!