Kommentar: Kammer in Bewegung
■ Die IGM und die „moderne“ Kammer
Daß Arbeiterkammer und Angestelltenkammer immer noch nebeneinander existieren, hat nur einen Grund: Es sind „gewachsene Strukturen, gewachsene Apparate“. Da hat die IG Metall recht.
Daß die Zusammenlegung gerade jetzt eingeläutet wird, hat seinen Grund aber in der Krise der Angestelltenkammer. Bemerkenswert deshalb, daß die IGM in ihrer vierseitigen Erklärung nicht auf diese Krise eingeht - schuld an der Lage ist angeblich nur der Weiterbildungsmarkt. Und die Kampagne der DAG.
Dieser DAG-Opposition ist es allerdings zu verdanken, daß die Angestellten überhaupt etwas über die Probleme ihrer Kammer erfahren. „Der Wert der Kammer-Gedanken darf sich in den Köpfen vieler Arbeitnehmerinnen nicht aus sensationsheischenden Pressegefechten über Einzelphänomene zusammensetzen...“, heißt das in der IGM-Erklärung. In einer verschmolzenen Kammer würde es nach dem derzeitigen Wahlverfahren kaum noch eine Opposition und kaum Öffentlichkeit geben – auch das ist ein Hintergedanke der IGM.
Daß die geforderte Modernisierung der Kammerstrukturen ein Wahlrecht unangetastet läßt, das das DGB-Monopol gegen die Mehrheit der gewerkschaftlich nicht organisierten Angestellten in den Kammern konserviert, ist vor und nach 1995 kaum vorstellbar. Die Debatte ist also eröffnet. Klaus Wolschner
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