Kaltes Herz

■  Er war der Klaus Kinski für die einfachen Tage: Fernsehbösewicht Horst Frank ist tot

Nachrichtenagenturen dürfen nichts verpassen. Deshalb führen sie sogenannte „Vorschaukalender“, darin auch die Kombi-Rubrik „Geburts- und Todestage“. So kündigte AFP gestern in aller Herrgottsfrühe einen runden Geburtstag an: „Am 28. Mai vor 70 Jahren wurde der deutsche Schauspieler und Regisseur Horst Frank in Lübeck geboren.“ Als diese Meldung über den Ticker lief, war sie schon obsolet geworden: Bereits am Dienstag abend gegen 21 Uhr war Horst Frank in der Heidelberger Uni-Klinik gestorben.

Dieser medial eher makabere Abgang paßt gut zu dem Image des Verstorbenen als diabolischer Zeitgenosse. Zeit seines Lebens war Horst Frank gut im Geschäft als zwielichtiger Bösewicht, unzählige Todesfälle in den Krimireihen „Tatort“, „Derrick“ und „Sonderdezernat K1“ gehen auf sein Konto. Wenn man ihn in seinem dunklen Zweireiher whiskey-schwenkend am Kamin stehen sah, war uns geübten Fernsehzuschauern eigentlich alles klar.

Bereits in seinen ersten drei Spielfilmen 1957/58 hatte der junge Schauspieldebütant nacheinander einen zynischen Feigling, einen depressiven Kadetten und einen irren Frauenmörder gespielt. Ehe er sich's versah, führten die Besetzungsbüros Horst Frank als Klaus Kinski für die einfachen Tage. Und der gelernte Kaufmann hatte während seines Schauspielstudiums genügend Putzjobs annehmen müssen, um sich nicht in dieses komfortable Schicksal zu fügen.

Zwar pflanzte Frank Anfang der Sechziger vorübergehend Kaffee auf seiner afrikanischen Farm an, aber lange dauerte dieses Intermezzo nicht. Mehr als 500 Fernseh- und Filmrollen führt seine Vita auf. Vor allem die öffentlich-rechtlichen Fernseh-Siebziger mit ihren psychologisierenden Fernsehspielen kamen dem Mann mit der Rauchglasstimme entgegen. Als das Fernsehen immer action- und jugendbetonter wurde, zog sich Frank als Darsteller und Regisseur zunehmend auf das Tourneetheater zurück. Dabei gibt es wohl kaum einen 14–49jährigen, der Horst Frank nicht noch in bester, schaurigster Erinnerung hätte: Als kaltherziger Baron de Lefuet von der Vulkaninsel Aravanadi, der sich das Lachen von Timm Thaler ergaunert. Längst kann niemand mehr das Schwiegermutter-Lächeln von Timm-Darsteller Tommy Ohrner sehen. Horst Franks heiseres Lachen werden wir dagegen niemals vergessen. Klaudia Brunst