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Kaltes Blut bewahren

■ Rumänien brennt auf Revanche für Schmähungen in Frankreichs Presse

Newcastle (dpa) – In der EM- Partie von Newcastle zwischen Rumänien und Frankreich heute abend steckt Zündstoff. Spätestens seit der Weltmeisterschaft vor zwei Jahren in den USA, als das überraschend stark auftrumpfende Team aus Südosteuropa in den französischen Medien als „Zigeuner- Truppe“ verhöhnt wurde, stehen die Zeichen auf Sturm. „Zuerst ist dieses Spiel ein psychologischer Kampf und erst dann ein Spiel auf dem Rasen“, beschrieb Rumäniens Auswahltrainer Anghel Iordanescu die Vorzeichen dieser vom deutschen Schiedsrichter Hellmuth Krug geleiteten Partie. Die rumänischen Medien haben die Marschrichtung klar ausgegeben: Es geht nicht nur um EM- Punkte, es geht um die nationale Ehre, heißt es. Ein Sieg gegen Frankreich zähle mehr als jeder andere Erfolg beim Turnier.

Die Franzosen nehmen den Fehdehandschuh gelassen auf. Sie verweisen darauf, bereits seit 23 Spielen in Folge ungeschlagen zu sein. Nicht zuletzt der 1:0-Auswärtserfolg gegen Deutschland hat das ohnehin pralle Selbstwertgefühl weiter gesteigert. Überdies haben sich beide Mannschaften bereits in der EM-Qualifikation gegenübergestanden: Nach einem 0:0 in St. Etienne gewann die Equipe tricolore in Bukarest mit 3:1. Rumäniens Coach Iordanescu beeindruckt die Siegesserie des Kontrahenten jedoch kaum. „Kein Problem“, konterte er. „Bei der WM vor zwei Jahren mußten wir im ersten Spiel gegen Geheimfavorit Kolumbien antreten, der seit mehr als 20 Spielen unbezwungen war – und wir haben mit 3:1 gewonnen.“ Auch Gheorghe Mihali, der beim Aufsteiger EA Guingamp unter Vertrag stehende 30jährige Abwehrspieler, hat seinen Mannschaftskameraden Mut gemacht: „Ich kenne die Franzosen. Wir müssen sie nicht fürchten.“ Bauchschmerzen bereitet der Mannschaft dagegen der wahrscheinliche Verzicht auf den verletzten Ioan Sabau, gemeinsam mit Hagi bester Akteur im Team.

Frankreichs Coach Aimé Jacquet hat seit seiner Amtsübernahme im November 1993 noch kein Spiel verloren. „Ich bin sehr nervös“, gestand der 54jährige. „Das erste Spiel ist das gefährlichste und bestimmt den weiteren Turnierverlauf. Wir müssen kaltes Blut bewahren.“ Unter seiner Leitung hat die Nationalelf wieder an internationalem Renommee gewonnen. „Wir sind auf dem aufsteigenden Ast“, verkündete Mannschaftskapitän Didier Deschamps siegessicher.

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