: Kalte Angst sitzt uns im Nacken
betr.: u. a. „Die gespaltene Trauer“, taz vom 13. 9. 01
Als Psychoanalytiker, der seit zwanzig Jahren mit den persönlichen und sozialpsychischen Reaktionsmechanismen, gerade auch bei derartigen Ereignissen, konfrontiert ist, kann ich dem Beitrag von Frau Gaus nur zustimmen. Vielleicht kann ich es auch ermessen, welche individuelle und redaktionelle/gruppendynamische Leistung – unter dem Eindruck solch schrecklicher Ereignisse und der allgemeinen Irrationalität – Ihre reflektierten Beiträge darstellen. Bitte machen Sie weiter so. W. WALZ, Radolfzell
Ich möchte mich für diesen Artikel bedanken. Den ganzen Tag fühlte ich mich allein mit meinem Ärger über die verordneten kollektiven Trauermaßnahmen. Tausende von Toten und Verletzten bei einem Erdbeben in der Türkei rufen unter den Menschen nicht diese Gefühle hervor. Was wir verspüren, ist keine Trauer oder Mitgefühl, sondern die kalte Angst und die Panik, die uns im Nacken sitzt. Auch uns, als reiche Industrienation, könnte es treffen. Die sofortige Bereitschaft zum Schulterschluss mit den USA macht mir Angst. ULRIKE FISCHER, Mönchengladbach
Der Vergleich des Angriffs auf die Städte New York und Washington mit dem Angriff auf den Militärhafen Pearl Harbor ist irreführend. Hier wurde die Zivilbevölkerung und nicht eine bewaffnete Armee angegriffen! Schlimmer ist, dass mit diesem Vergleich die Kausalkette Angriff/Vergeltung/Krieg von vorneherein vorgegeben wird. Passender sowohl in der Sache als auch in der zu ziehenden Konsequenz erscheint mir daher der Vergleich mit dem Angriff auf Hiroshima, 6. 8. 1945, und Nagasaki, 9. 8. 1945, bei dem US-amerikanische Piloten ihre Atombomben auf die Zentren dieser beiden japanischen Städte lenkten und damit den augenblicklichen Tod von 86.000 bzw. 25.000 Menschen herbeiführten.
CLAUS-UWE ERB, Garlitz
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