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Kahlschlag-Pläne: Wo geht wann die Post ab?

■ Gewerkschaft legt Liste vor: 43 Hamburger Postämter sind von der Schließung bedroht / Postdienst-Direktion dementiert heftig / Protestaktionen geplant

Die geplante Schließung von Hamburger Postämtern nimmt Formen an. Nach Informationen der Hamburger Sektion der Deutschen Postgewerkschaft (DPG) stehen nach einer von der Oberpostdirektion veranlaßten „Effizienzüberprüfung“ von 71 Hanseatischen Postämtern 43 Postfilalien auf der Abschußliste (siehe nebenstehende Liste). Wann die endgültige Entscheidung über das Schließungskonzept fallen soll und in welchem Zeitraum der Kahlschlag geplant ist, darüber schweigt sich die Direktion Postdienst Hamburg noch aus.

Bis vor wenigen Tagen ließ die Bundespost nach Gewerkschaftsinformationen 71 Postämter auf ihre Auslastung hin untersuchen. Einzige Prämisse: Auch nach der Schließung der Ämter soll keinE HamburgerIn mehr als zwei Kilometer von der eigenen Haustür bis zur nächsten Poststelle laufen müssen.

Das Ergebnis der Postanalyse lautet nach Informationen aus Kreisen der Postegwerkschaft: 43 Ämter - darunter auch das Hauptpostamt im Hauptbahnhof - werden als „verzichtbar“ angesehen, die baldige Schließung droht. Die Deutsche Bundespost allerdings läßt die Gewerkschaftserkenntnisse dementieren.

Postdienst-Sprecher Günter Patjens: „Eine solche Liste ist mir nicht bekannt, es liegen noch keine Ergebnisse der Untersuchung vor“. Wenn aber im Verlauf der kommenden Wochen die Resultate der Analyse offiziell sind, soll die Ämter-Reduzierung zügig angegangen werden. Postsprecher Patjens: „Das wird sich nicht über Jahre hinziehen“.

Die Bonner Postdienst-Zentrale begründet ihr Konzept der sogenannten „Filialnutzungsoptimierung“ mit einer angeblichen „räumlichen Überversorgung bei gleichzeitiger zeitlicher Unterversorgung im Postdienstbereich“.

Im Klartext: Einige Postämter haben zuwenig Kunden, die Öffnungszeiten sind allgemein zu kurz, viele Schalter zu oft unbesetzt.Deshalb sollen die Postbediensteten im Rahmen des Schließungs-Plans nun umverteilt werden. So soll laut Patjens „kein einziger Arbeitsplatz verloren gehen“. Die DPG allerdings bezweifelt diese Ankündigungen. Sie befürchtet einen Einstellungsstopp und die Entlassung zahlreicher tarifrechtlich kaum abgesicherter Teilzeitkräfte.

Um den Kahlschlag noch zu verhindern, will die Hamburger Postgewerkschaft am kommenden Freitag zwischen 14 und 18 Uhr vor den betroffenen Filialen erstmals an die Öffentlichkeit gehen. Weitere Aktionen sollen folgen. Da noch nichts definitiv entschieden ist, rechnet sich die DPG gute Chancen aus. Nach ersten Protestaktionen in anderen Städten sickerte aus der Post-Entscheidungszentrale in Bonn durch, daß der Kahlschlag doch langsamer als geplant und nicht im ursprünglich vorgesehenen Umfang vorgenommen werden soll.

Marco Carini

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