piwik no script img

Käse!

Im Kühlschrank friert ein Stückchen Harzer Käse

die Eiseskälte setzt ihm bitter zu

Es würd so gern gegessen

Doch man hat es vergessen

Jetzt zittert es in frostig dunkler Ruh

Und träumt von einem warmen Platz am Fenster

Wo es verpackungsfrei sich wohlig aalt

Bestrahlt vom Sonnenglanz

Verändert die Substanz

von knochenhart in samtweich-cremig-zart

Mild verströmend käsiges Aroma

Das des Menschen Sinne duftig neckt

Solange, bis der endlich

Und letztlich unabwendlich

Sein Käsemesser in den Harzer steckt

Doch leider ist der Mensch nur zu vergeßlich

Gedankenlos wie roh und schrecklich bös

Was kümmert ihn die Welt

Es geht ihm nur ums Geld

Erst stirbt der Wald, dann schon bald der Käs

Drum, Mensch, schau bitte nach in deinem Kühlschrank

Und achte drauf, ob dort ein Käse friert

Schenk ihm ein bißchen Wärme

Sag ihm: „Ich ess' dich gerne“

Bevor er seinen Lebensmut verliert

Wir haben diesen Käse nur geliehen

von unseren Kindern, die noch länger leben

Ach Mensch, sei nicht so herzlos

Ach Mensch, sei nicht so stur

Denk dran: Auch Käse ist ein Stück Natur!

Fritz Eckenga

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen