KUNSTRUNDGANG : Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um
Warum sollte man allen Ernstes bei diesem strahlenden Sonnenschein die weißen und schwarzen Würfel dieser Stadt besuchen? Das einzige, was zählen würde, wäre ein Klimaanlagentest. Nur: Allein der Weg zu dem etwa nicht schlecht gekühlten Hamburger Bahnhof ist ein Höllenritt – endlose Invalidenstraße. Also ab in den Schatten, rauf auf den Balkon oder in den nächsten Park um die Ecke, bis es dunkel wird. Eröffnungen gibt es derzeit ohnehin kaum, so mag man sich auch mit einem Buch beschäftigen, bis man am Abend dann die MacherInnen treffen kann. Wie am morgigen Donnerstag, wenn „Metropolitan Views. Kunstszenen in Berlin und London“ aus dem Deutschen Kunstverlag vorgestellt wird. Die Herausgeberinnen Conny Becker, Charlotte Klonk, Friedrike Schäfer und Franziska Solte treten mit der These an, dass europaweit derzeit in Berlin zwar die meisten international anerkannten KünstlerInnen leben, die spannendste Museumslandschaft allerdings in London zu finden ist. Keine besonders mutige Fragestellung, möchte man meinen, dennoch ergeben sich bei der Lektüre interessante Überlegungen, die über die reinen Museumsinstitutionen hinaus zu Kunstlaboratorien, alternativen Ausstellungsräumen, Sammlern und Märkten führen. Genau dieser schweifende Blick, ergänzt um historische Kapitel wie das über die Entstehung der Museumslandschaft in London und Berlin oder die Geschichte der Kunstmesse, macht das Buch interessant und gut verdaulich. Hin und wieder erscheinen die AutorInnen allerdings etwas besoffen den Überblick zu verlieren, offenbaren Lücken und vermeiden Bewertungen, die über das institutionsorientierte Denken hinausgehen. Aber das regt zum Diskutieren an. Und da es im West Germany eh zu schwitzig zum Tanzen werden wird, kann man sich wunderbar auf dem Balkon die Köpfe heiß reden.
„Metropolitan Views. Kunstszenen in Berlin und London“, Deutscher Kunstverlag, 14,90 Euro; Präsentation & Party, Donnerstag, 31. Juli, 20 Uhr, West Germany, Skalitzerstr. 133