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Archiv-Artikel

KUNSTRUNDGANG Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

2007 geht der Irakkrieg in sein inzwischen fünftes Jahr. 2007 ist aber auch der 30. Todestag von Elvis Presley. Zwei Daten, die nicht unbedingt etwas miteinander zu tun haben. Zwei Daten, die man aber verbinden kann. Doch, das geht, zumindest unter dem Label Kunst, das ja bekanntlich viele Möglichkeiten offen lässt. Jonathan Horowitz montierte also für sein Video „Elvis 58/93“, das Barbara Weiss neben einem übergroßen Fotodruck von einem verstümmelten toten menschlichen Körper und Popcorn-Maschinen zeigt, Filmaufnahmen von Elvis mit Ausschnitten aus Ridley Scotts „Black Hawk Down“. In den Elvis-Bildern geht es um die Zähmung des Staatsfeindes Nummer eins, der schwarze Musik für weiße Kids genießbar machte, durch seinen Eintritt in die Armee. Und es geht weiter um sein Livekonzert auf Hawaii 1973, das weltweit ausgestrahlt wurde. Dazu korrespondiert die weltweite Ausstrahlung des US-amerikanischen Kriegstheaters, ob im Kino oder in der Realität, dessen einzelne Folgen von WWI bis Irak der Vorfall in Somalia repräsentieren soll. Leider instrumentalisiert auch Horowitz die Macht der medialen Ausstrahlung für seine Zwecke, keine kriegerische, okay, nur eine fade Idee.

Die USA, wie sie Tim Eitel erlebte, sind da ein Motiv, an dem sich die Welt und eben auch der Künstler zu Recht abarbeitet. Ja, die Gemälde seiner ersten Einzelausstellung bei Eigen + Art Berlin handeln von gemischten Empfindungen. Weil aber Tim Eitel in der malerischen Umsetzung dieser Gefühle und ihrer Bilder alles Plakative vermeidet, wird es richtig interessant. Die prachtvollen Farben und Texturen der Habseligkeiten im 227 mal 318 cm messenden Großformat „Asphalt“ machen es unmöglich, den obdachlosen Besitzer einfach als Opfer des American Way of Life zu sehen. Er ist auch Teil dessen Triumphs.

Jonathan Horowitz: „People Like War Movies“. Bis 20. Oktober, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Galerie Barbara Weiss, Zimmerstr. 88/89

Tim Eitel. Bis 20. Oktober, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Eigen + Art, Auguststr. 26