: KUNST
KunstBeate Scheder schaut sich in Berlins Galerien um
Das Wochenende steht in der Kunst im Zeichen der Großereignisse: In Kassel eröffnet die documenta, in Münster starten die Skulptur Projekte. Wer in Berlin bleibt, schaut in den (Voll-)Mond oder begibt sich am Samstag nach Biesdorf zum ZKR und wohnt dort der Uraufführung von „Schwarze Kanäle“ bei. Die Performance ist das Ergebnis einer intensiven Raumstudie, im und um das ZKR samt dessen Ausstellung „Zwischen Räumen“, erarbeitet von Else Gabriel,Künstlerin und Professorin an der Kunsthochschule Weißensee,gemeinsam mit Studierenden (10. 6., 15 Uhr, Alt-Biesdorf 55).
Auch gut: Ein Besuch bei Sandy Brown.Allein schon die Titel der Arbeiten und ihre jeweilige Materialliste zu lesen, bringt das Kopfkino in Fahrt: „Beach by nature“ (2017) besteht zum Beispiel aus einem Hundebett, einem Strandhandtuch, einer Tortenschachtel, Farbe und Klebstoff, „Legs for days, extended hair“ (2017) hingegen aus einem Milchkasten, einem American-Apparel-PVC-Rock, Kerzen, einer Haarverlängerung, einem Zeitschriftenständer, Draht, Zeitschriftenschnipseln, Nagellack, Glanzspray und Klebstoff. Die knallbunten Objekte selbst, frankensteinhafte Warenhybride allesamt, tun ihr übriges. Grace Anderson habe sich in der Ausstellung mit „sexy (icons)“ und „beachy (aspirations)“ beschäftigt, die jedoch sowohl als auch danebengegangen seien, heißt es. So wie das „Sex Wax“, das Anderson in ihrer Wandarbeit (darüber hinaus aus Kleidungs- und Handtuchfetzen, Farbe, Dreck und Staub) verrieben hat und das von dort wortwörtlich verduftet. Konsum ist kompliziert geworden, die Codes verschwimmen wie Schmutz und Wachs an der Wand oder der Kopf des Schulmädchens auf der einzigen Malerei der Ausstellung (bis 22. 7., Do.–Sa. 13–18 Uhr, Goebenstr. 7).
Ebenfalls von Objekten und den ihnen innewohnenden Bedeutungsebenen handelt „Carlos“, die aktuelle Einzelausstellung bei Oracle.Sie stammt von Puppies Puppies, was natürlich ein Pseudonym ist. Bekannt wurde dieses zunächst auf Facebook, als dort ein Account unter diesem Namen samt niedlicher Hundebilder auftauchte. IRL folgte schräge Readymade-Kunst, zusammengeklaubt aus dem Internet und dem Sortiment seiner einschlägigen Versandhändler. Puppies selbst performte mitunter im SpongeBob-Kostüm oder als Freiheitsstatue verkleidet. Bei Oracle nimmt das hintersinnige Spiel mit den Erwartungshaltungen weniger clowneske Züge an. Ein Wink mit dem Zaunpfahl: Die Schlüssel zur Deutung muss man erst finden – oder deren Geschichte nachlesen (bis 5. 8., nach Vereinbarung, Joachimsthaler Str. 14).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen