Urdrüs wahre Kolumne: KPS-frei, 100 Prozent!
Der olle Raffzahn Schulenberg stopft sich immer mehr Ticketbuden in die Hamsterbacken, warum soll er da nicht auch noch die TSC-Anteile der Bremer Spaßkasse einsacken? Wenn dieser aufgeblähte Kulturbeutel dann aber verdientermaßen platzt und der ganze Eiter raussuppt, wird ein Geschrei und Gewese sein im Städtchen. Doch profitieren kann davon ein jeglicher, der schon vorher seine Veranstaltungen mit den stolzen Worten ankündigen konnte: KPS-frei, 100 Prozent. Aber wer außer uns paar Kleinkunst-Guerilleros kann das denn noch im Gunstgewerbe dieses Gemeinwesens?
Da muss sich der Hansefreak Pedro von den umherschweifenden Hausbesetzern aber nun wirklich nicht wundern, wenn ihm auch von freundlich gesinnten Menschen bedeutet wird, dass Hausbesetzungen in Bremen mega-out sind. Warum sollte jemand unabhängig von nostalgischer Sehnsucht nach Bandenbildung und Revolte auf die Idee kommen, hierzulande in muffigen Abrissbauten Schlösser zu knacken oder Fenster zu entriegeln, wenn es doch ganz offizielle Wege gibt, sowas für lau abzugrabschen?
Wie wäre es etwa mit der Gründung eines Commercial Center for Advanced Media, das sich dann mit einem schrulligen österreichischen Heiratsschwindler als Vice Director Europe und einer amerikanischen Urban Development Agency mit einigen personellen Altlasten aus dem Rheumadeckenverkaufs-Milieu zusammentut und bei den einschlägigen Bremer Instanzen ein Internationales Trend-Institut mit angeschlossener Privathochschule zur Ausbildung von Masters and Bachelors of Talent Scouting zu etablieren, samt Probebühne und weltweitem Festivalbetrieb? Dabei müsste dann ja wohl nach den bisherigen Vorgaben mindestens das Theater am Richtweg rausspringen, dazu ein paar Hallen in irgendwelchen Logistikzentren und ein Head Office im Faulenquartier samt Klimpergeld zur Anschubfinanzierung. Heißen Dank für den guten Tipp? Dafür doch nicht. Aber bitte auf geputzte Schuhe achten, sonst gibt es keinen lausigen Cent!
Im Zug von Hannover nach Bremen werde ich dieser Tage auf einer Fahrt gleich dreimal aufgefordert, meinen Fahrschein zu zeigen und als ich den Salut vor Mehdorns Geßlerhut nunmehr ungehalten verweigere, entschuldigt sich die Kontrollkraft mit den Worten: „Tut mir leid, aber irgendwie habe ich Sie wohl instinktiv für einen Schwarzfahrer gehalten.“ Für dieses Kompliment hätte ich den Kerl glatt knutschen können: das nenne ich in Würde altern!
Richtig sauer sind die Bremer Grünen darüber, dass ihnen von Chorleiter Fischer und den übrigen Einpeitschern der klaren Damüssenwirdurch-Linie nicht mal der kleine symbolische Triumph mit dem AKW-Oldie Obrigheim gelassen wurde, so kurz vorm Bundesparteitag im eigenen Beritt. So aber aus den nunmehr zwei Restjahren im Jahre 2004 noch zwei oder drei weitere werden, bis das Ding von sich aus zusammenklappt, steht natürlich die Frage an, ob man dann mitten in der so erfolgreichen Legislaturperiode das Projekt rot-grün wegen dem bisschen Restlaufzeit kippen darf. Klärt das Thema doch heute anner Schießbude auf der Bürgerweide – ischa Freimaak!
Neue Kurse „für Anfänger und Schwangere“ bietet ein ortsansässiger „Verein Kundalini Yoga“ an. Komisch. Warum? Enttäuscht, dass Menschen sowas fragen können, bleibt weiterhin
Ulrich „Mantra“ Reineking
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