KOMMENTAR: Mehr Vorfahrt für Radler
Die grüne Welle ist fast ausschließlich auf Autofahrer abgestimmt. Das muss nicht so sein - in anderen Städten stehen statt Autos Radfahrer im Mittelpunkt.
Der Verkehr in Berlin ist fast ausschließlich auf Autofahrer abgestimmt. Die Ampeln auf mehr als zwei Dritteln aller Straßen sind so getaktet, dass Autofahrer bei der vorgegebenen Geschwindigkeit bei Grün durchrollen können - und ein Umdenken ist nicht geplant. Natürlich würden Radfahrer und Fußgänger berücksichtigt, hieß es von der Senatsverwaltung beschwichtigend. Angesichts der massiven Umweltprobleme und veränderter Lebenswelten in der Stadt wäre es Zeit für eine neue Mobilität: Vorfahrt für Radler.
Ein ungehindert fließender Autoverkehr minimiere die Schadstoff- und Feinstaubbelastungen, argumentieren Befürworter der grünen Welle für Kraftfahrzeuge gern. Außerdem sei sie wirtschaftlich und passe sich an die Bedürfnisse der Mehrheit der Bevölkerung an.
Dieses Denken ist überholt. Statt einseitig auf den Autoverkehr zu setzen und die dahinter stehende Lobby zu hofieren, ist eine zukunftsgewandte Mobilität gefragt: Ampeln können auf die Geschwindigkeit von Radfahrern eingestellt werden - wie es Kopenhagen vormacht -, Radfahrer können mit eigenen Spuren und bevorzugter Behandlung an Kreuzungen begünstigt werden - hier ist die Stadt Münster wegweisend. Je unattraktiver Autofahren wird, desto mehr Menschen werden aufs Fahrrad umsteigen. Dadurch steigt wiederum die Präsenz der Radfahrer auf den Straßen, sie werden mehr wahrgenommen und ihre Situation wird sicherer.
Geht damit ein Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs einher, kann die Situation auf den Straßen nachhaltig verbessert werden. Es wird weniger hektisch, leiser, Radfahrer können zügiger von A nach B kommen. Und die Feinstaubproblematik würde an ihren Wurzeln bekämpft: mit einer Abnahme des Autoverkehrs.
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