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KOMMENTARGold unterm Ketchup

■ Der Finanzsenator sollte mal Currywurst essen

Elmar Pieroth stünde es gut an, mittags mal an einer Imbißbude zu essen. Es würde seinen Geldbeutel schonen und die Sinne schärfen. Spätestens wenn der CDU-Mann das letzte Stück einer fettigen Currywurst heruntergeschlungen hätte, wäre ihm aufgefallen, daß unter dem Ketchup noch was ist — ein Pappteller nämlich. Und der wandert in den Müll. Müll aber ist Geld. Weil der Senator aber selbst in der Mittagszeit gehobenere Kreise bevorzugt, muß eben erst eine Provinzstadt wie Kassel kommen und es den weltgewandten Hauptstädtern vormachen: Wer Essen und Trinken (zum sofortigen Verzehr) in Einwegverpackungen verkauft, muß eine Ökosteuer zahlen.

Berlin könnte diese Steuer schon lange einkassieren. Die damalige Umweltsenatorin Michaele Schreyer (AL) hatte vor drei Jahren eine dem Kasseler Modell ähnliche Idee gehabt. Auf Getränke in Einwegflaschen sollte eine Wegwerfsteuer erhoben werden. Doch ihr Vorschlag blieb bei Pieroths Amtsvorgänger Norbert Meißner hängen. Der SPD-Senator hatte damals Bedenken, weil der Fiskus nur dann verdienen darf, wenn die Einwegflaschen auch in seinem Steuergebiet weggeworfen werden. Da Berliner nun aber die Angewohnheit haben, ihren Müll bevorzugt in Brandenburger Wäldern zu »entsorgen«, gab es verfassungsrechtliche Bedenken. Merkwürdigerweise kam damals niemand auf die Idee aus der Einwegflaschensteuer eine Einweggeschirrsteuer zu machen. Denn das Einmalgeschirr wird an Imbißbuden, in Hotels und Kantinen nach Benutzung sofort fallengelassen — in die Eimer der Berliner Stadtreinigungsbetriebe.

Zum Glück ist es nie zu spät, und so hat Elmar Pieroth eben jetzt bemerkt, daß Gold unterm Ketchup klebt und er die Pinke nur aus den Mülltonnen sammeln muß. Schade nur, daß der Großstadt- Clochard meist nur an den Geldbeutel denkt und nicht an die Umwelt. In diesem Fall kann das der Umwelt aber egal sein: Sie würde gerade von Pieroths Sparsamkeit profitieren. Dirk Wildt

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