KOMMENTAR: Vorteil der Ratten
■ Für Menschen gibt es keine verträgliche Menge Dioxin
„Die Nutzung in der Landwirtschaft hat sich bewährt“, lobten die Mitteilungen des Senats die Klärschlamm-Düngung der Felder im Bremer Umland vor zwei Jahren. Welchen Grund hatte die Umweltsenatorin damals, zu verschweigen, daß genau zwei Monate zuvor der Seehauser Klärschlamm auf Dioxin hin untersucht worden war? Dioxin-Informationen seien ein „sensibles“ Thema, sagt der Behördensprecher heute. Es wäre ja „komisch, wenn man da gar nichts finden würde“, aber die Leute dächten immer direkt an das höchstgefährliche Seveso –Gift. „Ohne große Notwendigkeit“ würde man solche Messungen deshalb nicht ins öffentliche Gerede bringen. Wie giftig ist Dioxin?
Das wird man in hundert Jahren wissen, wenn unserer Versäumnisse aufgerechnet werden können. Giftig ist Dioxin immer, wenn es in die Nahrungskette gelangt und sich im Fettgewebe anreichert. In derselben Größenordnung, in der es im Klärschlamm als Dünger auf die Felder verteilt wird, ist Dioxin im Fett der Muttermilch angekommen – ein mehrfaches der Grenzwerte für menschliche Lebensmittel. Die Ratten, an denen dieser Grenzwert ermittelt wurde, haben einen großen Vorteil gegenüber den Menschen: ihr Körper baut Dioxin schnell ab.
Klaus Wolschner
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