KOMMENTAR: Bombengeschäft
■ Siemens will iranisches AKW fertigstellen
Seit den sechziger Jahren gehen die Reaktorbauer von Siemens/KWU unentwegt und in aller Welt mit bundesdeutscher Atomtechnologie hausieren. Die Bilanz ist jammervoll. Sie müßte den Herren regelmäßig die Tränen in die Augen treiben
–auch ohne die im Golfkrieg zerbombten Reaktorruinen im Iran. Nach bald einem Vierteljahrhundert liefern ganze vier KWU-Atommeiler Strom in fremdländische Netze. Drei weitere Projekte gammeln als Rohbauten in Südamerika vor sich hin. Ob sie je „kritisch“ werden oder zuvor der desolaten Wirtschaftslage der Empfängerländer zum Opfer fallen, steht in den Sternen.
Vor diesem Hintergrund gibt es keine Skrupel. Ein neues Geschäft lockt. Wenn Genscher mit Khomeini Geschäfte macht, warum dann nicht auch Siemens/KWU? Die makabre Tatsache, daß da Reaktoren (wieder-) aufgebaut werden sollen, die schon vor ihrer Fertigstellung 23mal Ziel irakischer Bomben und Raketen waren, spielt keine Rolle, ebensowenig daß dies in der Golf-Region durchaus üblich ist: 1981 zerschossen israelische Bomber einen Bomber irakischen Reaktor.
Jeder Bombenangriff auf ein laufendes Atomkraftwerk würde Tschernobyl zu einem mittleren Störfall degradieren. Ein einmal angeworfenes Atomkraftwerk in „Feindesland“ ersetzt die eigene Atombombe. Es gehört wenig Phantasie zu der Annahme, daß die Kriegsgegner im Golfkrieg auch einen laufenden Reaktor nicht verschont hätten. Siemens/KWU interessiert das nicht. Wenn der Rubel rollt, glaubt man gern daran, daß Khomeini und Saddam Hussein für alle Zukunft prima miteinander auskommen. Money makes the world go round.
Gerd Rosenkranz
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