KOMMENTAR: Pleitesenat
■ Zum Bau des Kongreßzentrums
Dem Bremer Senat gebührt Dank. In wünschenswerter Klarheit hat er bewiesen, daß finanzpolitische Argumente wirklich keinerlei Rolle spielen, wenn es darum geht, politisches Wollen in Handeln umzusetzen. Spätens seitdem gestern der 100-Millionen-Bau Kongreßzentrum abgesegnet wurde, können Wedemeier, Kunick, Beckmeyer und andere den beschleunigten ÖPNV-Ausbau, das Weserkraftwerk und vieles andere von ihnen als wünschenswert Erachtete, nicht mehr blockieren. Es sei denn um die Preisgabe jeder Glaubwürdigkeit.
Teurer ist das Kongreßzentrum vor allem deshalb geworden, weil innerhalb eines guten Jahres neue Ansprüche an den Baustandard zu satten 21 Millionen Mark Mehrkosten führten. Das ist in etwa so, als wenn sich der Erbauer einer Kleingartenparzelle zwischenzeitlich überlegt, doch lieber einen Bungalow zu bauen, aber seine Bank davon vorsichtshalber nicht in Kenntnis setzt. Unterschied: Der größenwahnsinnige Häuslebauer ginge in Windeseile pleite, der pleite Senat der Hansestadt baut trotzdem. Solche Lässig – und Fahrlässigkeiten kann sich eben niemand leisten, es sei denn er ist im Alleinbesitz staatlicher Macht.
Holger Bruns-Kösters
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