piwik no script img

KOMMENTARMedien-Macht-Politik der CDU

■ Die Struktur des ostdeutschen Rundfunks gleicht jetzt dem westlichen Vorbild

Mit dem Beitritt des Mitteldeutschen und Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg zur ARD ist die Neuordnung der ostdeutschen Rundfunklandschaft abgeschlossen. Zwar ist das Ergebnis zufriedenstellend, aber der Umstrukturierungsprozeß ist kein Ruhmesblatt für die Medienpolitik. Das Überführen des DDR-Rundfunks in eine föderale Struktur war Konsens. Allein das Wie stand zur Debatte. Hätte man den DFF als dritte öffentlich-rechtliche Anstalt erhalten sollen? Die Idee ist plausibel, denn zweifellos hätte ein solches Gebilde die ramponierte Identität der einstigen DDR-Bürger stärken können. Andererseits wäre damit die Gefahr eines Ost-Rundfunk-Gettos verbunden gewesen.

Ernsthaft haben derartige Überlegungen aber nie zur Debatte gestanden. Wie in allen anderen Bereichen ist auch beim Hörfunk und Fernsehen das westliche Organisationsmodell radikal durchgesetzt worden. Jetzt muß sich die ARD der Einheitsrealität stellen. Auch wenn die kleinen, mit eigener Programmhoheit ausgestatteten Rundfunkanstalten gemeinhin als innovativ und kreativ gelten, ist die Mehrländeranstalt von Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt eine echte Alternative. Selbstbewußt auf ökonomisch sicheren Beinen stehend, könnte Intendant Reiter den MDR zum potentesten Sender des Ostens machen. Dort hat sich die CDU zielstrebig Machtpositionen in der Medienstruktur erobert. Die Bemühungen der SPD, in den Rundfunkanstalten Fuß zu fassen, waren hingegen stümperhaft. Medienpolitik ist ohnehin nicht ihre Stärke.

Ob Mecklenburg-Vorpommern mit dem NDR glücklich werden wird, ist noch nicht abzusehen. Ob die landsmannschaftliche Verbundenheit der Norddeutschen den Ost-West-Graben überwinden helfen kann, darf bezweifelt werden. Ein eigenes Kapitel sind Berlin und Brandenburg. Während auf höchster politischer Ebene über ein Zusammengehen der beiden Länder diskutiert wird, ist eine Rundfunk-Kooperation ferner denn je. Selbstbewußt hat Intendant Rosenbauer den Berlinern gerade eine vorläufige Absage beim gemeinsamen Fernsehen erteilt. Einziger Überlebender der Neuordnung ist der Deutschlandsender Kultur. Aber so lange die Frequenzenfrage noch nicht geklärt ist, ist offen, ob das ganze Programm erhalten bleiben kann. Für Jugendradio DT64 ist jedes Engagement umsonst. Es fehlt der politische Wille, das Jugendradio zu erhalten. Karl-Heinz Stamm

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen