KOMMENTAR: Endgültig weg damit
■ Kein Denkmalschutz für den Hitler-Bunker
Fast fünfzig Jahre nach dem Ende des Nazi-Reiches gibt es in Berlin immer noch kein Denkmal für die Opfer des deutschen Herrschaftswahns. Das ist schlimm. Jetzt sollen die ausgedehnten Reste des Führerbunkers, die Endkampfstätte der Nazis, unter Denkmalschutz gestellt werden. Das ist ebenso schlimm. An diesem Ort wird erneut deutlich, was für eine Gratwanderung es ist, nicht die Vergangenheit tilgen zu wollen, nicht die Erinnerung auszulöschen und gleichzeitig verantwortungsvoll abzuwägen, was hilft und was schadet. Es ist dringlich, jene Orte zu erhalten, wo Menschen geschunden und gefoltert wurden wie im Gestapo- Hauptquartier neben dem jetzigen Gropius-Bau. Anders ist es mit den geographischen Wundstellen dieser Stadt, an denen sich zentrale Stätten der Nazi-Herrschaft ungebrochen präsentieren. Es verbietet sich beispielsweise, die Wilhelmstraße, die Zentrale des Regierungsapparats der Nazis, umstandslos wieder mit bundesdeutschen Ministerien zu bebauen. So abgeschlossen kann und darf die Geschichte niemals sein, daß dies denkbar wird. Gleiches gilt für den Führerbunker. Historischen Wert haben dessen Reste kaum; das wenige mag man erforschen. Danach aber muß gelten: weg damit. Jede Möglichkeit, daß daraus ein Wallfahrtsort der neuen Apokalyptiker wird, muß gebannt werden. Auch ein Denkmal für die Opfer, genau darüber, wäre entweiht. Niemals wäre auszuschließen, daß dort nicht der Opfer, sondern der Täter gedacht wird. Die Initiative für ein solches Opfer-Denkmal an diesem Ort mag sich versprechen, damit schneller zu einer Realisierung zu kommen. Es bleibt dennoch falsch. Die Sowjetunion tat gut daran, mit klarem Blick für die Symbolik mit den Steinen der abgetragenen Reichskanzlei ihr Ehrenmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten zu errichten. Wie man mit solchen Bauwerken umgeht, haben letztmals die Alliierten vor vier Jahren nach dem Tode des Hitler-Stellvertreters Heß vorgemacht: eine Woche später war das Spandauer Kriegsverbrechergefängnis abgerissen, den neuen Nazis der Wallfahrtsort entrissen. Gerd Nowakowski
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