KOMMENTAR SCHULSTREIT: Dummheit ist möglich
Auch wenn klare Fronten etwas für sich haben: Jetzt, da der Volksentscheid kommt, stehen mühevolle Monate für die Reformbefürworter an.
D ass die Verhandlungen geplatzt sind, ist nicht nur schlecht, denn viele wollen sich für die Schulreform engagieren. Aber Achtung: Auch wenn klare Fronten etwas für sich haben, stehen doch mühevolle Monate an.
Walter Scheuerl ist es geglückt, eine neue Argumentationsfigur zu setzen. Es geht kaum noch um das Elternwahlrecht. Er lässt alle bisherigen Schulstudien beiseite und suggeriert, dass sich die Primarschulreform noch per Schulversuch beweisen müsse. Dabei sagen Experten, dass längeres gemeinsames Lernen zu besseren Ergebnissen führt, wenn es mit moderner Pädagogik wie individueller Förderung verknüpft ist. Dass dies gewährleistet ist, dass Lehrer genug fortgebildet und Klassen klein genug sind, würde der Senat vor Reformstart garantieren. Ein fairer Schülerleistungsvergleich ist aber kaum machbar, weil die Lebensumstände der Kinder unterschiedlich sind.
Doch den Bürgern diese Argumentation auf Schlagzeilenebene zu vermitteln, ist mühsam. Man muss die Menschen dort abholen, wo sie sind. Man muss ihnen sagen, warum Bildung für alle wichtig ist, auch wenn wir in einer Konkurrenzgesellschaft leben.
Wird der Volksentscheid verloren, ist Hamburg zu dumm für eine kluge Schulpolitik.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“
Landesparteitag
Grünen-Spitze will „Vermieterführerschein“
Die Wahrheit
Herbst des Gerichtsvollziehers