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KEINE INFOS

■ Von den Hungerstreikenden isoliert

Soso, da les‘ ich in der taz, daß in Mauerbit seit acht Tagen gehungerstreikt wird. Und warum weiß ich nichts davon, obwohl die ganze Zeit über in derselben Anstalt auch an mir Justiz vollzogen wird?

Schreibe ich um nähere Informationen an die taz, soll ich flugs am nächsten Morgen nach Plötzensee verlegt werden. Will ich mit einem hungerstreikenden Mitglied der Interessenvertretung sprechen, heißt es, daß die hier nur ein Haus vertritt, aber - leider - nicht das meine. Und in meinem Haus gebe es keine. Also bin ich auch im Hungerstreik ab sofort.

Höre ich, daß Herr Freisewinkel vom Senat Anfang der Woche mit Gefangenenvertretern geredet hat. Leider könne er nichts machen, sagt er, die Beamten wollen nicht, und im übrigen wird die Justiz demnächst sowieso großberlinisch vollzogen, also Geduld, meine Herren! Bis dahin gilt dann eben: Fernsehen? Nicht in unserem Haus, dafür 23 Stunden Einschluß, alle 14 Tage eine halbe Stunde Besuch, aber bitte deutsch gesprochen, eine Stunde täglich im Kreis herum, bei Regen eben im Regen, die Zelle so breit, daß man das Bett hochklappen muß, wenn man gehen will - fünf Schritte hin, fünf Schritte her. Also bleibe ich im Hungerstreik.

H.H., Berlin-Moabit

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