: KDVler unter Beschuß
■ Bonn will waffentragenden Kriegsdienstverweigerern Anerkennung entziehen / Zielscheibe: Aufbauhelfer in Nicaragua
Köln (ap) - Kriegsdienstverweigerer, von denen bekannt wird, daß sie - etwa als Aufbauhelfer in Nicaragua - Waffen getragen haben, müssen sich erneut einem Prüfungsausschuß stellen und damit rechnen, daß ihnen die Anerkennung entzogen wird. Dies erklärte der Bundesbeauftragte für Zivildienst Peter Hintze in einem Interview der Kölnischen / Bonner Rundschau (Samstagausgabe). Die Bundesregierung werde notfalls eine höchstrichterliche Entscheidung herbeiführen. Die neuen Prüfungsverfahren, so Hintze, richteten sich nicht speziell gegen Aufbauhelfer in Nicaragua, sondern beträfen alle Verweigerer, die erkennen ließen, daß sie die Gewaltlosigkeit nicht mehr anerkennten. Die politische Richtung spiele dabei keine Rolle. Bislang wurden nach Hintzes Angaben drei Verfahren eingeleitet. Sie beträfen anerkannte Kriegsdienstverweigerer, die sich offen dazu bekannt hätten, in Nicaragua als Aufbauhelfer Waffen getragen zu haben. Der Beauftragte vermutet eine wesentlich höhere Zahl ähnlicher Fälle. Hintze räumte ein, daß man aus unterschiedlichen Gründen seine frühere Überzeugung in Hinblick auf die Kriegsdienstverweigerung aufgeben könne. Dann aber solle man freiweillig die Rücknahme der Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer beantragen. Verweigerer, die ihren Zivildienst ordnungsgemäß abgeleistet haben, müßten jedoch auch nach Anerkennung des Verweigerungsrechts nicht mehr zur Bundeswehr.
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