KASTANIENALLEE FÜR HUNDE : Schönes Kackerchen
Der süße Duft des Flieders umweht die Passanten auf der Kastanienallee. Ich sitze draußen vor meiner Stammkneipe, rauche, trinke Bier, beobachte die Menschen. Ein paar Punks schnorren Geld und Zigaretten an den anderen Tischen. Sie haben einen Schäferhund dabei. Nachdem sie alle Tische abgegrast haben, schreit der eine Punk: „Jetzt komm endlich, Terror! Terror, kommst du jetzt!“ Kein schlechter Name für einen Punkerhund, denke ich.
Meine Wahrnehmung ist jetzt auf Hunde fokussiert. Ein glatzköpfiger, breitschultriger, muskulöser Typ stolziert breitbeinig mit seinem ebenso muskulösen Bullterrier am Café vorbei. Beide schauen weder nach links noch nach rechts. Gehen stur geradeaus, schweigen, scheinen dicke Kumpels zu sein, die keine Liebesbekundungen für ihre innige Freundschaft brauchen.
Als nächstes folgt ein junges Mädchen mit einem kleinen Jack-Russell-Terrier. Sie ist gelangweilt, zieht immer wieder an der Leine und sagt: „Mann, Anton, du nervst.“ Dann schaut sie auf ihr iPhone, liest eine Nachricht, bleibt stehen und schreibt irgendwas. Dann zieht sie wieder genervt an Antons Leine.
Ein Viertelstunde später spaziert eine kleine, zierliche Frau mit ihrer riesigen schwarzen Bulldogge die Straße entlang. Mit zärtlicher Stimme nennt sie die riesige schwarze Bulldogge „Peterchen“. Als riesige schwarze Bulldogge würde ich mir solch einen Namen nicht gefallen lassen.
Schließlich erscheint eine ältere Dame mit einem süßen weißfelligen Malteser-Hündchen auf der Szene. Während das süße Hündchen nur ein paar Meter vom Café entfernt mitten auf den Gehsteig der Kastanienallee kackt, sagt die ältere Dame laut: „Das machst du großartig, Sophie. Ein schönes kleines Kackerchen für die ganzen Schnöselchen hier im Kiez. Dein Kackerchen lassen wir schön hier liegen.“ ALEM GRABOVAC