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Justitia vor der Kamera

■ Dreharbeiten für neue Gerichtsreporter-Serie im Bremer Landgericht

Zuschauer waren am vergangenen Sonnabend im Saal 253 des Bremer Landgerichts nicht gern gesehen. Auf der Anklagebank saß eine junge Frau, die sich in einem Revisionsverfahren wegen Fahrerflucht verantworten sollte. Die Richter schwitzten ein bißchen unter ihren Roben, dicke Akten türmten sich auf den Tischen. Alles schien echt, nur Kamera und Scheinwerfer wirkten etwas deplaziert an diesem Ort. Und: Alle drei Minuten wurde der Angeklagten das Gesicht gepudert.

Es war die Bremer Gerichtsreporterin Claudia Bender – Hauptrolle einer neuen ARD-Serie – die am 23. August im Abendprogramm starten soll. Die Frau ist „jung, selbstbewußt, gerechtigkeitsfanatisch und engagiert, und es steckt eine Menge von ihr auch in mir selbst drin.“ So beschreibt die Schauspielerin Gerit Kling (29) ihre erste Hauptrolle als Serienheldin. In Folge neun muß sie selbst auf die Anklagebank, obwohl sie sonst in allen 13 Folgen auf eigene Faust in und um deutschen Gerichten recherchiert. Unterwegs ist sie im Auftrag von Radio Bremen, Norddeutschen Rundfunk und Saarländischen Rundfunk, die die Serie gemeinsam in Auftrag gegeben haben.

Im Mittelpunkt stehen die kleinen Prozesse, nicht die spektakulären. „Trotzdem sind die Geschichten sehr spannend“, sagt Regisseur Hartmut Griesmayr. Um die Spannung auch umzusetzen, wird mit großen Aufwand und „hohem Tempo“ gedreht, das bedeutet: viele Schnitte.

Die größte Schwierigkeit für alle Beteiligten besteht darin, den Überblick über die 13 Serien zu behalten. Gedreht wird nämlich überlicherweise kreuz und quer durch alle Folgen, wenn die Szenen am gleichen Ort spielen. „Man muß alle Drehbücher im Kopf behalten und schnell umschalten können“, sagt Gerit Kling. Rund 70 Prozent der Dreharbeiten sind bereits in Saarbrücken abgearbeitet worden. Die Bremer Wohnung der Journalistin steht beispielsweise auch in einem Saarbrücker Studio. Jetzt wird die Serie an Originalschauplätzen und mit Außenaufnahmen in der Hansestadt komplettiert.

Im Bremer Landgericht darf das Produktionsteam übrigens nur am Wochenende drehen: Die Aufnahmen könnten sonst für laufende Prozesse Revisionsgründe sein, fürchtet der Landgerichtspräsident. Als Entschädigung für den Aufwand, den die Dreharbeiten dem Gericht verursachen, zahlt die Produktionsfirma einen fünfstelligen Betrag an eine gemeinnützige Organisation in Bremen. dpa

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