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„Jupiter ist gut“

■ Atika Kristal liebt Zeitschriften-Horoskope. 1998 wird für sie das Jahr der großen Liebe

Alle Jahre wieder trumpfen Frauenzeitschriften zum Jahreswechsel mit Horoskopen auf. Atika Kristal (33, natürlich in Realität andersnamig und Krebs) hat sie alle gelesen.

taz: Frau Kristal, seit vier Jahren veranstalten Sie zusammen mit Freundinnen zwischen den Jahren ein Horoskop-Ritual. Wie sieht das aus?

Nun, wir treffen uns in meiner Küche, alle bringen geistige Getränke mit, dann zünden wir Kerzen an, legen alle Zeitungen auf den Tisch und beginnen mit unserer Lesung. Ist doch witzlos, sich sein Horoskop im stillen Kämmerlein ganz allein vorzulesen.

Und? Wie wird das Jahr 1998?

Super! Saturn ist nämlich weg. Und Saturn ist das Schwein unter den Sternen. Der hat mir die letzten zwei Jahre das Leben schwer gemacht. Aber jetzt kommt Jupiter ins Spiel, und Jupiter ist gut.

Wie bitte? Was heißt das denn?

Karriere und große Liebe natürlich. Hier in der Vogue ist zum Beispiel die Rede vom „wiedergefundenen Glück. Liebe, Hoffnung, Zuversicht kehren zurück.“

Und so oder ähnlich steht das in allen Zeitschriften?

Ja. Da weichen die nicht besonders stark voneinander ab. Das macht's einem natürlich auch leichter, dran zu glauben.

Gibt's überhaupt irgendwelche schlechten Vorhersagen. Das klingt ja schwer optimistisch.

'98 wird eben ein gutes Jahr für mich. Aber es gibt auch Sternzeichen, die es schwerer haben. Jungfrauen werden dies Jahr zum Beispiel auf die Probe gestellt. Da läßt die große Liebe noch auf sich warten. Einige meiner Freundinnen waren schwer entäuscht.

Wieso, glauben die tatsächlich an solche Vorhersagen?

Nee, nicht so richtig. Wir lachen uns oft schief, wenn wir lesen. Aber erstaunlich ist es schon. Bisher hat die Tendenz nämlich immer hingehauen. 1996 und '97 sahen meine Horoskope ziemlich schlecht aus, und tatsächlich waren das zwei extrem schlechte Jahre für mich.

Na, dies Jahr wird ja dann alles anders.

Genau, hier in dieser Zeitung steht beim Krebs: „Die neue Liebe sollten Sie 1998 auf keinen Fall verschlafen.“

Das heißt doch aber: Könnte sein, daß sie kommt, könnte aber auch sein, daß Sie die Liebe verpassen.

Ach Quatsch, sie kommt.

Und, war schon was in Sicht?

Nee, bisher nicht. Aber das Jahr ist ja noch jung.

Was sagt denn die tägliche Horoskopvorschau? Lassen Sie mal sehen. (Eine Zeitschrift wird durchwühlt.) Stimmt, bisher war da mit Liebe noch nicht viel. Aber wie sieht's denn am 17. und 18. Januar aus? Oh, ein Herz. „Liebe positiv“an beiden Tagen.

Na, sehen Sie! Am Wochenende geht's schon los. Fragen: flo

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