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Junge häufiger krankKopfschmerz statt Karriere

Berufsanfänger melden sich häufiger krank als ältere Arbeitnehmer, sagt der DAK-Gesundheitsreport. Vor allem durch Stress verursachte Leiden mehren sich.

Wenn's alles zu viel wird, bleiben die Jungen zu Hause. Bild: mathias the dread/photocase.com

BERLIN taz | Wer heute die Schule verlässt, darf sich auf rund 50 Jahre Berufstätigkeit freuen. In diesem halben Jahrhundert wird von den jungen Arbeitnehmer erwartet, dass sie nicht nur das nötige Wissen aus der Schule mitbringen, sondern sich permanent weiterbilden, den beruflichen Belastungen standhalten, und natürlich flexibel sind. Und zwischen zwei Zeitverträgen sollen sie dann bitteschön noch die nächste Generation der Rentenzahler in die Welt setzen. Wer kann es sich da noch leisten, krank zu werden?

Der am Dienstag vorgestellte DAK-Gesundheitsreport spricht von einem historisch niedrigen Krankenstand von etwa 12,5 Tagen. Die Anzahl der Krankmeldungen nimmt zwar ab, aber sie dauern dafür länger. Dabei nehmen gerade psychische Erkrankungen überproportional zu.

Damit sind nicht die wirklich schweren psychischen Erkrankungen gemeint, wie manische Depressionen oder Schizophrenie, erklärt Dr. Hans-Peter Unger, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Hamburg-Harburg. Es sind vor allem Symptome wie Kopfschmerzen, Schlaflosigkeit und Magen-Darm-Beschwerden, die zunähmen, verursacht durch Stress: "Fehlende Wertschätzung, wenig Einfluss und Kontrolle, und auch unfaire Behandlung durch Kollegen können Stress verursachen."

Dass gerade junge Erwerbstätige, die im Fokus der Studie stehen, durch hohe Belastungen und Jobunsicherheit unter Druck stehen, liegt nahe. Doch weit gefehlt. Die 18- bis 29-Jährigen sind zufrieden mit ihrer Arbeitssituation, sehen sich sogar im Wunschberuf. Nur 20 Prozent klagen über zu viel Stress, über die Hälfte fühlt sich sogar unterfordert. Da aber Unterforderung auch Stressauslöser ist, sollte man vielleicht doch eine gespaltene Persönlichkeit diagnostizieren.

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3 Kommentare

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  • R
    Rod

    Seit bei uns "welcome back"-Gespräche mit Krankgeschriebenen geführt werden hat der Krankenstand dramatisch abgenommen. Der Eröffnungssatz des "welcome back"-Gesprächs lautet: "Warum wollen Sie nicht mehr bei uns arbeiten?".

     

    Seitdem sitzen die Leute verschnupft und vergrippt am Arbeitsplatz. Einer wurde nachts von seiner Frau ins Krankenhaus gebracht, weil er Blut hustete. Eine verschleppte Erkältung wurde zur Lungenentzündung. Das Ergebnis: 2 Wochen Krankenhaus, danach weitere 6 Wochen arbeitsunfähig. Ein anderer Kollege litt plötzlich unter extremer Müdigkeit und Seitenstechen. Bei ihm hatte eine verschleppte Erkältung eine Herzmuskelentzündung ausgelöst. Ergebnis: Herz-OP, den Rest des Lebens 50% Schwerbehinderung.

     

    Das ist der Preis für den geringeren Krankenstand. Und wer zahlts? Die Allgemeinheit. Weil ein Unternehmer die Lohnfortzahlung für 5 Tage Krankschreibung wegen eines grippalen Infekts sparen will fallen dann der Allgemeinheit die hohen Kosten der Folgeerkrankungen durch verschleppte Erkältungen zur Last. Und die sind erst richtig teuer.

  • M
    Matthias

    Das würde ich nicht so pauschal sagen!

    Ein Problem was ich sehe ist, dass psychische Erkrankungen sehr oft als Spinnerei abgetan werden.

    Das hilft den betroffenen nicht gerade dabei dies zu bewätigen, sondern setzt sie noch mehr unter Druck.

    Leider wird man dabei auch von vielen Ärzten allein gelassen wie ich am Beispiel meiner Freundin erfahren musste. Unser Gesundheitssystem ist einfach am Boden.

  • BM
    Bernd Mehrens

    Der Unterschied besteht wahrscheinlich in "Krankmeldungen" und "krank sein".