Junge Klimakonferenz LCOY: „Ein Gipfel mit Festivalcharakter“
Mit 1.500 Teilnehmer*innen fand am Wochenende in Berlin eine Klimakonferenz für Jugendliche statt. Das Interesse ist so groß wie nie.
![Junge Menschen sitzen in einem Seminarraum und diskutieren, es gibt eine Tafel vord er zwei jungeFrauen stehen Junge Menschen sitzen in einem Seminarraum und diskutieren, es gibt eine Tafel vord er zwei jungeFrauen stehen](https://taz.de/picture/7320229/14/36884946-1.jpeg)
In rund zwei Wochen beginnt in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku der 29. Weltklimagipfel der Vereinten Nationen. In Berlin haben Jugendliche am Wochenende bereits ihr eigenes Klimatreffen veranstaltet. Beschlüsse für die Entscheider*innen in Baku gab es bei der „Local Conference of the Youth“ (LCOY) aber nicht: „Die LCOY ist vielmehr eine junge Klimakonferenz mit Festivalcharakter“, sagt Laetitia Wendt vom Planungsteam. „Sie ist ein hoffnungsvoller Ort des Austauschs für junge Menschen in einer krisenhaften Zeit.“
Auf dem Programm stehen mehr als 200 Beiträge zu vielfältigen Klimathemen, darunter Podiumsgespräche zur Ernährungswende, Workshops zu Plastikmüll und ein Poetry Slam. „Ziel ist es, den Teilnehmenden den Austausch untereinander und mit wichtigen Persönlichkeiten aus Politik, Forschung und Wirtschaft zu ermöglichen“, so Wendt.
Dass das Interesse am Klimathema in der Gesellschaft nachgelassen hat, spüren sie hier nicht. Im Gegenteil: Die Anmeldungen für die erste LCOY in der Hauptstadt seien mit rund 1.500 Personen so hoch wie noch nie, sagt Wendt. Die „größte Jugendklimakonferenz Europas“, die dieses Jahr zum siebten Mal stattfindet, wird von YOUNGO, der Jugendvertretung der UN-Klimarahmenkonvention, und einem Team aus 70 ehrenamtlichen Helfer*innen organisiert. Die Bundesregierung und der Berliner Senat fördern das Programm, das für junge Erwachsene zwischen 14 und 30 Jahren kostenlos ist.
Vivien Füchtjohann ist mit zwölf Kommiliton*innen aus Karlsruhe angereist. „Ich interessiere mich sehr für Forschung“, sagt die 18-Jährige, die an der Hochschule Karlsruhe Green Technology Management studiert. Am Stand von Christos Klamouris vom Verein „fokus.energie“ informiert sie sich über Möglichkeiten, Klimaschutz zum Beruf zu machen.
In Baku will man gehört werden
„Jeder junge Mensch kann seine Zeit und seine Karriere aktiv investieren, um zu diesem wichtigen Thema beizutragen“, wirbt der 47-jährige Projektmanager für die Energiewende. Dabei will er nicht nur Tech-Nerds erreichen. „Um eine Innovation auf den Markt zu bringen, braucht es viel mehr als Technik. Viele Unternehmen suchen händeringend nach Leuten, die sich auch mit Kommunikation oder Finanzen auskennen“, sagt er. „Die Frage ist: Wie kommunizieren wir, dass Klimaschutz eine Chance ist und kein Zwang?“
Karolina Reck (24) aus Eberswalde hat einen Workshop über Wolkenbildung besucht. „Ich finde es inspirierend zu sehen, dass sich so viele Leute immer noch für Klimaschutz einsetzen“, sagt sie, „das hat mir Kraft gegeben für mehr Aktivismus.“
Eine weitere Veranstaltung für junge Klimainteressierte in Berlin wird es diese Woche geben: Vom 30. Oktober bis 3. November richtet die NGO Plant for the Planet ihren zehnten „Klima Youth Summit“ aus. Geplant sind Podiumsdiskussionen zu Waldaufforstung, Workshops zur Finanzierung von Klimaschutzprojekten und Vernetzung. Laut Pressemitteilung sollen 80 Botschafter*innen für Klimagerechtigkeit aus mehr als 20 Ländern zusammenkommen.
Unter dem Motto „Baku in Berlin“ veranstaltet auch die Bundjugend, die Jugendorganisation des BUND, Mitte November einen „Youth Hub“ parallel zum UN-Klimagipfel. Im Unterschied zur LCOY würden die Teilnehmenden beider Events über das jeweilige Treffen hinaus wirken, kündigen die Organisator*innen an. Die Ergebnisse wollen die Verbände zur Klimakonferenz nach Baku bringen.
Transparenzhinweis: Der Autor war selbst an zwei Veranstaltungen auf der LCOY beteiligt.
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