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■ Das PorträtJulio César Chávez

Wer in einer beliebigen mexikanischen Stadt nach dem größten Sportler des Landes fragt, erntet einen erstaunten Blick. Welche Frage? Julio César Chávez natürlich. Weder Fußballidol Hugo Sanchez noch Baseballstar Valenzuela können mit dem Mann mithalten, den die Faustkampf-Bibel „The Ring“ einmal den „besten Boxer aller Zeiten“ nannte.

87 Profikämpfe hat Chávez bestritten, alle 87 hat er gewonnen, 75 davon durch K.o. In drei Gewichtsklassen war er bislang Weltmeister. Als er im Februar seinen Titel im Halbweltergewicht gegen den US-Amerikaner Greg Haugen verteidigte, kamen 125.000 Zuschauer ins Aztekenstadion von Mexiko- Stadt. Haugen hatte zuvor gehöhnt, der imposante Kampfrekord von Chávez sei „gegen 80 mexikanische Taxifahrer“ zustandegekommen – eine Aussage, die er hinterher schwer bereute.

Julio César Chávez wurde am 12. Juli 1962 in Obregon/ Sonora im Norden Mexikos geboren. Nach 15 Amateurkämpfen, bei denen er die einzige Niederlage seiner Karriere kassierte, hatte er genug vom unbezahlten Prügelausteilen und wurde Profi. Fortan verlor er nicht mehr, auch wenn er manchmal nahe daran war, so 1990 beim WM-Kampf gegen Meldrick Taylor (USA), als er einen schon verlorenen Fight Sekunden vor Schluß mit einer fürchterlichen Rechten zu seinen Gunsten entschied. „Gott hat es gut mit mir gemeint“, verweist er auf seinen allmächtigen Hauptsponsor. Mexikos berühmtester Boxer, Julio César Chávez

Auf Erden hat er sich nun unter die Fittiche von Don King begeben. Seit im Schwergewicht nette Langweiler wie Bowe und Lewis die Szene beherrschen, hat sich der Promoter mit der haarsträubenden Frisur in den leichteren Gewichtsklassen umgesehen und ist dabei auf Chávez gestoßen. Für den Versuch des Mexikaners, nun auch im Weltergewicht Champion zu werden, hat King den „Alamodome“, die neue Riesenhalle im texanischen San Antonio ausgesucht, wo heute abend 65.000 vornehmlich mexikanische Zuschauer ihren Landsmann gegen den Titelträger Pernell Whitaker anfeuern werden.

Alamo, das war das Fort, in dem 1836 eine kleine Besatzung einer mexikanischen Streitmacht widerstand, bis das „Deguello“, das Trompetensignal zum Massaker, ertönte. „Pernell, frage nicht, für wen das Deguello diesmal erschallt“, sagt Don King. Matti Lieske

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